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So wird die Crowdfunding-Kampagne ein Erfolg

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Das solltet ihr vorab beachten

Bevor sich Gründer für eine Crowdfunding-Kampagne entscheiden, sollten sie ehrlich mit sich in Klausur gehen. Klar, eine Crowdfunding-Kampagne hat sehr viele Vorteile: Sie reichen von A wie Aufmerksamkeit über K wie Kapital bis Z wie Zuwächse bei Kunden. Aber nicht für jedes Unternehmen bleiben diese Vorteile auch Vorteile. Wer sich mit einer realistischen Finanzplanung, der transparenten Kommunikation seiner USPs oder Unternehmensziele schwer tut, Erfolge nicht dauerhaft öffentlich feiern kann und wem die Vielzahl an Gesprächspartnern auch gern mal über den Kopf wächst, der ist beim Sachbearbeiter seiner Hausbank deutlich besser aufgehoben. Gerade bei einem jungen Unternehmen sind die internen Ressourcen zudem oft knapp. Wer schon vor einer Kampagne Probleme hat, das Tagesgeschäft zu bewältigen und sich externe Unterstützung nicht leisten kann oder will, sollte ebenfalls von einer Crowdfunding-Kampagne Abstand nehmen. Wer aber seine Unternehmensgeschichte gern, leidenschaftlich und oft erzählt, ehrgeizige Ziele mit viel Engagement verfolgt und keine Angst davor hat, Tür und Tor für Interessierte zu öffnen, für den kann Crowdfunding zum besten Finanzierungsinstrument unter allen Alternativen aufsteigen.

Die zehn goldenen Regeln einer gelungenen Kampagne

1. Gute Vorbereitung

Gute Vorbereitung ist elementar für den Kampagnenerfolg. Während eines Projektes kommt es immer wieder zu Verzögerungen, unkalkulierbaren Schwierigkeiten oder zu (personellen) Engpässen. Wer in solchen Stressmomenten noch damit beschäftigt ist, seine normalen Hausaufgaben nachzuholen, dem unterlaufen viele Fehler und er vergisst wichtige ToDos - wie auf Rückfragen potenzieller Investoren zu antworten oder die Pressemitteilung vorzubereiten, die ihm endlich die notwendige öffentliche Aufmerksamkeit für sein Funding und sein Geschäft gebracht hätte.

2. Optimistischer Realismus

Natürlich ist jeder Gründer von seinem Start-up überzeugt. Aber ohne die nötige Bodenhaftung führen unrealistische Kampagnen- oder Unternehmensziele zwangsläufig zur großen Enttäuschung, wichtiges Feedback und Ratschläge werden auf dem Weg dahin ignoriert und man läuft zudem Gefahr, schnell unseriös und abgehoben zu wirken. Das kommt bei keinem Investor gut an.

3. Souveräne Professionalität

Professionalität umfasst die Qualität der für die Kampagne vorzubereitenden Unterlagen und Materialien ebenso wie den direkten Austausch mit der Crowd. Detaillierte Rückfragen zu Finanzkennzahlen, dem Geschäftsmodell oder dem Produkt sind keine persönlich gemeinten Angriffe, sondern ernsthafte Interessensbekundungen und zudem die Chance für wertvolles und zumal kostengünstiges Kundenfeedback. In 60 Prozent der Fälle führt das Feedback der Crowd dazu, dass bisher unentdeckte Potenziale gewinnbringend umgesetzt werden können. Das setzt aber den professionellen Umgang mit Feedback voraus.

4. Verbindlichkeit demonstrieren

Gegebene Zusagen werden eingehalten! Wurde das Reporting zu einem bestimmten Tag zugesagt, das Erreichen von Meilensteinen für ein bestimmtes Jahr angesetzt, kann zwar immer etwas dazwischen kommen – aber es unter den Tisch fallen zu lassen, lässt die Investoren aufhorchen. Am besten kommuniziert man frühzeitig, dass man eine Deadline nicht halten kann und erklärt transparent, warum es zu Verzögerungen und ungeplanten Schwierigkeiten kam und wie man diese künftig vermeiden wird.

5. Anreize schaffen

Auch Investoren sind nur Menschen. Wenn man sie in einer Kampagne mit besonderen Rabatten, exklusiven Insights oder Goodies belohnt, schafft man wichtige zusätzliche Anreize für eine Investition ins Unternehmen. Bei einer erstmaligen Kampagne lohnt es sich, ganz besonderes Augenmerk auf die Incentivierungen zu legen, aber auch nach Abschluss der Kampagne gilt: “Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft”. Denn oftmals ist die erste erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne der Türöffner für eine Anschlussfinanzierung durch einen Business Angel in der Crowd oder eine zweite Kampagne.

6. Gelungene Kommunikation

Für den Kampagnenerfolg sollten möglichst viele davon erfahren, dass man aktuell nach Investoren sucht. Das schließt Freunde und Familie genauso ein, wie Kunden, Medien, Fans und Geschäftskontakte wie Dienstleister, Zulieferer, Kooperationspartner und viele mehr. Selbst wenn jemand nicht investieren kann oder möchte, kann man denjenigen direkt darum bitten, die Kampagne weiterzuempfehlen. Dafür sollten alle zur Verfügung stehenden Kommunikationskanäle des Start-ups genutzt werden – E-Mails, Newsletter, Social Media, Presseverteiler, Flyer, Events etc.

7. Ganzheitlichkeit beachten

Kein Unternehmen kann einen positiven, authentischen Eindruck vermitteln, wenn es seine Unternehmensidentität nur bei bestimmten Kontaktpunkten beherzigt. Wer der hippe Underdog sein will, möchte sicherlich nicht mit dicken Papierstapeln und langwierigen Vertragsunterlagen erwischt werden. Stelle ich dagegen den netten und freundlichen Müsliverkäufer dar, der für gute Laune bereits am frühen Morgen sorgt, sind öffentliche Pöbeleien, politische Statements und rüder Umgang mit Kundenbeschwerden absolut tabu. Ganzheitlichkeit meint also, jederzeit authentisch die Firmenphilosophie zu transportieren, ohne das Brüche entstehen.

8. Offenheit leben

Offenheit kann auch als Erweiterung für Ehrlichkeit verstanden werden. Eine Crowdfunding-Kampagne kann unter anderem daran scheitern, dass wichtige Informationen bewusst zurückgehalten wurden. Wird bekannt, dass etwas “unter den Teppich gekehrt wurde”, verbreitet sich die Information oft wie ein Lauffeuer. Schließlich gibt niemand einem Unternehmen Geld, wenn es einen dubiosen Eindruck macht. Wer dagegen transparent, ehrlich und offen kommuniziert – in der Kampagne, auf Investoren-Rückfragen oder gegenüber den Medien – wird als vertrauenswürdig für ein Investment wahrgenommen.

9. Reichweite erlangen

Reichweite aufzubauen, ist für den Kampagnenerfolg sehr wichtig. Je nachdem, wie groß die Plattform ist, konkurriert man mit anderen Gründern um die Aufmerksamkeit der Investoren. Umso entscheidender ist es, neue Nutzer und damit potenzielle Investoren aus dem eigenen Netzwerk zu akquirieren. Besonders wichtig ist gutes Storytelling. Keiner interessiert sich für die Standardphrasen, die auch einem Werbekatalog entsprungen sein könnten. Stellt lieber heraus, welches Problem ihr löst, was euch so besonders macht, wie man euch helfen kann, und warum kein Weg an euch vorbeiführt. Ein mögliches Modell zum dramaturgischen Aufbau der Kommunikation ist AIDA – Attention, Interest, Desire und Action.

10. Spaß haben

Natürlich darf und soll man auch neben all der Arbeit in der Vorbereitung einer Crowdfunding-Kampagne Spaß haben. Das gilt nicht nur für das gesamte Team, welches ehrgeizig gearbeitet und zum Erfolg einer Kampagne mit beigetragen hat, sondern auch für eure Investoren. Feiert mit ihnen auch die kleinen Erfolge. Zum einen fühlen sich Investoren darin bestätigt, dass es bei euch voran geht und ihr ehrgeizig eure ambitionierten Ziele verfolgt. Zum anderen bekommen sie dadurch das Gefühl, Teil des Ganzen geworden zu sein und mit ihrem Investment mitgeholfen zu haben, dass es Siege zu feiern gibt. Das schafft nachhaltige und krisenstabile Beziehungen.

Erfolgreiche Kampagnen im Überblick:    
www.econeers.de
www.seedmatch.de


Diesen Beitrag hat Ines Becker von Econeers verfasst.

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