Nachrichten

Plattform für regionalen Ökostrom: Lumenaza im Interview
© © Lumenaza
Das Start-up Lumenaza aus Berlin entwickelt mithilfe einer Software-Plattform individuelle Lösungen für alle Energieakteure. Ziel ist es, regionale Erzeuger von Ökostrom mit Stromverbrauchern in der gleichen Region zu verbinden. StartGreen hat mit Christian Chudoba, einem der Gründer von Lumenaza, gesprochen.
Was genau hat euch dazu bewegt, Lumenaza zu gründen? Was waren eure ersten Schritte?
Die Gründungsidee zu Lumenaza kam uns auf einem Familienfest in einem süddeutschen Dorf. Nahezu jeder dort besaß eine Solaranlage. Und da stellte sich die Frage, wieso wir eigentlich keinen Strom kaufen können, so wie wir auch Lebensmittel kaufen. Heutzutage ist man immer noch häufig auf intransparente Angebote angewiesen. Aus Verbrauchersicht wäre es jedoch sinnvoll, den Strom direkt aus der Nachbarschaft, also direkt aus „grünen Quellen“, zu kaufen.
Am Anfang wurde uns von Experten aus der Energiewirtschaft gesagt, dass die Idee technisch zu komplex und regulatorisch zu schwierig sei. Trotzdem waren wir davon überzeugt, dass sich das Konzept umsetzen lässt. Wir waren beide vorher in der Telekommunikationsbranche tätig und haben dort weltweit Software für verschiedene Anbieter entwickelt. Hier haben wir bereits mit wesentlich höheren Datenmengen und extrem kurzen Reaktionszeiten gearbeitet. Wir waren uns sicher, dass wir das technisch in den Griff kriegen.
An den Start gingen wir mit einem kleinen Prototyp. Hier haben wir dann allerdings schnell gemerkt, dass für eine komplette Lösung der Strom tatsächlich aufgekauft und verkauft werden muss. In den letzten Jahren lag der Fokus daher auf der Entwicklung unserer Software. Sie enthält nun alle Funktionalitäten, die ein Versorger im Bereich der erneuerbaren Energien braucht.
Wie genau funktioniert die Software von Lumenaza? Wer sind eure Partner?
Wir arbeiten mit einem sogenannten „B2B2C“ (Business to Business to Consumer) Geschäftsmodell. Mit deutschlandweiten Partnern verbinden wir Produzenten und Verbraucher miteinander. Wir fokussieren uns vor allem auf regionalen Strom, daher kooperieren wir oft mit lokalen Stadtwerken. Der Vorteil ist, dass Stadtwerke in ihrer Region tief verankert sind. Sie kennen ihre Kunden schon jahrelang und können daher geschickter mit ihnen verhandeln. Aber auch Energiegenossenschaften und andere regionale Versorger zählen zu unseren Partnern. Zu diesen gehört auch einer der weltweit größten Batteriehersteller im Heimbereich. Er entwickelt mit uns die Software.
Was ist euer Alleinstellungsmerkmal? Was macht euch im Vergleich zur Konkurrenz aus?
Unser Ansatz ist, Produzenten und Verbraucher miteinander auf einem digitalen Markt zu verbinden. Das macht uns einzigartig. Es gibt zwar Berührungspunkte mit anderen Unternehmen, so dass einzelne Teile unseres Geschäftsmodells auch von anderen Direktvermarktern gebündelt werden. Hierbei wird Energie aber nicht an die Verbraucher direkt, sondern an der Börse oder auf dem Regelmarkt vermarktet. Daher ist ein wirklicher Wettbewerber nach wie vor nicht vorhanden.
Was waren eure größten Herausforderungen und wie habt ihr diese bewältigt?
Das Schwierigste ist in der Regel, den ersten Kunden zu finden. So war es auch bei uns. Speziell in unserem Fall war die größte Herausforderung, einen B2B Kunden wie ein Stadtwerk oder ein Energieversorger zu finden. Bei unserer Gründung 2013 war es noch nicht so populär wie heute, mit Start-ups zusammenzuarbeiten. Zu dieser Zeit hatten wir noch keine etablierten Strukturen und unsere Technologie war noch im Entwicklungsstadium. Es war schwer, in der Energiebranche jemanden zu finden, der das Risiko auf sich nimmt und mit uns zusammenarbeitet.
Überwunden haben wir diese Herausforderung mit einer Website, auf der wir unsere Idee präsentierten. Zudem waren wir auf vielen Veranstaltungen. So fanden wir schließlich zwei Kunden, die bereit waren, sich auf uns einzulassen. Das war ein sehr wichtiger Schritt – mit den ersten Kunden erwacht immer auch das Interesse der Geldgeber.
Zum Thema Finanzierung: Wie habt ihr euch am Anfang finanziert und welche Tipps hättet ihr für andere Gründerteams?
Vor allem in der Energiebranche ist das Thema Finanzierung schwierig. In diesem Bereich gibt es nur wenige Investoren. Vielen ist die Branche zu komplex und reguliert. Geholfen hat hier das Accelerator-Programm von Climate-KIC. Dort konnten wir wichtige Erfahrungen sammeln. Wir haben gelernt, wie man seine Idee richtig „pitcht“ und einen Businessplan interessant für Investoren aufbereitet. Weiterhin war es hilfreich, andere Leute aus der Branche kennenzulernen und Tipps von Start-ups zu bekommen, die in ihrer Gründungsphase schon weiter waren.
Was ist langfristig gesehen eure große Vision? Was wollt ihr in Zukunft noch erreichen?
Generell wollen wir erneuerbare Energien weiter voranbringen. Der Fokus soll dabei auf kleinteiligen und dezentralen erneuerbaren Energien liegen, so dass jeder Strom erzeugen und auch möglichst verkaufen kann. Da sind wir bisher ganz erfolgreich unterwegs. Es gibt aber noch Potenzial. Weltweit sind mindestens 10 Millionen Erzeugungsanlangen in dieser Kategorie installiert – wir sind noch weit davon entfernt, eine Million davon zu erreichen.
Aber eine Internationalisierung ist leichter gesagt als getan. Wir greifen ja wirklich in den Kern der Energiewirtschaft ein und beeinflussen sowohl Stromflüsse als auch Abrechnungs- und Vermarktungsmodelle. Das sind Prozesse, die sehr stark reguliert werden. Das heißt, zukünftig müssen wir genau prüfen, wo die Märkte weit genug für unser Modell sind und sich die notwendigen Anpassungen in Grenzen halten.
Findet Lumenaza in der StartGreen Community.