"Saubere und erschwingliche Energie für alle"
Gründerinterview: Sonnen GmbH
Die Gründer von sonnen haben einen intelligenten Stromspeicher entwickelt, der überschüssigen Solarstrom speichern kann. Durch die neue sonnenCommunity kann nun außerdem der klassische Stromversorger komplett ersetzt werden, indem Überschüsse mit anderen Mitgliedern geteilt werden können. Da Sonnenbatterie-Besitzer ihren Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen, sparen sie mit Hilfe dieser Entwicklung große Mengen CO2- denn der Strom wird emissionsfrei und nachhaltig erzeugt.
StartGreen: Philipp, was genau ist eigentlich sonnen und wie kam euch die Idee zur Gründung?
Philipp Schröder: Christoph Ostermann und Thorsten Stiefenhofer haben schon vor fünf Jahren begriffen, dass es langfristig keine Energiewende geben wird, wenn wir das Problem der Speicherung von Wind- und Sonnenergie nicht lösen. Nach der Entwicklung der ersten Prototypen haben die beiden bereits bemerkt, dass es viele Menschen gibt, die bereit sind, für ihre eigene Energie selbst Verantwortung zu übernehmen. Und diese Menschen waren ebenfalls bereit, sich die Geräte anzuschaffen, obwohl die lange nicht so erschwinglich waren wie sie es heute sind. Und so begann sonnen im schönen Bayern.
StartGreen: sonnen hieß früher SonnenBatterie. Ihr seid in den letzten Jahren gewachsen- Wie ist euer Unternehmen im Moment aufgestellt?
Philipp Schröder: Wir haben über 150 Mitarbeiter, die auf drei Kontinenten arbeiten. Gerade eröffnen wir ein neues Büro in Sydney- wir befinden uns also mitten im Wachstum.
Nachhaltigkeit
StartGreen: Welchen Beitrag leistet ihr genau zur Energiewende und zum Umweltschutz?
Philipp Schröder: Wir bieten im Grunde zwei Leistungen an: Zum einen die Hardware, um Strom selbst zu produzieren und zu speichern. Zum anderen geben wir neuerdings Nutzern die Möglichkeit, diesen Strom zu teilen. Das heißt, dass wir eine ganzheitliche Lösung bieten: Selbsterzeuger können sich zusammenschließen und zu 100 Prozent Energieversorger ersetzen- und das mit Co2 neutralem Strom. Das ist meiner Meinung nach der konsequenteste Beitrag, den man zur Energiewende leisten kann.
Geschäftsmodell
StartGreen: Euer Schwerpunkt hat sich durch den Community-Aspekt etwas verlagert. Was ist das Neue daran?
Philipp Schröder: Tatsächlich ist unser Community-Angebot eine Weltneuheit. Es gibt keinen anderen Anbieter, der die Vernetzung von dezentralen Erzeugern in Verbindung mit Speicherung in dieser Form leisten kann.
StartGreen: Kam es dadurch auch zu einer Veränderung des Geschäftsmodells?
Philipp Schröder: In den ersten Jahren haben wir uns darauf fokussiert, die Hardware zu kontrollieren. Nun folgte der konsequente zweite Schritt, unsere 10.000 Kunden so miteinander zu vernetzen, dass sie einen Pool bilden können, aus dem sie sich selbst versorgen. Das Geschäftsmodell hat sich insofern geändert, dass wir jetzt auch von Software-Gebühren leben. Das bedeutet: Ein Kunde kauft bei uns zuerst die Hardware und anschließend zahlt er statt einer Stromrechnung die monatliche Software-Gebühr.
Finanzierung
StartGreen: Kannst du uns ein bisschen was über eure Finanzierung erzählen? Wie ging es los- und wie kommt man mit einer innovativen Idee überhaupt an Investoren?
Philipp Schröder: Der erste Investor ist immer der Schwierigste. 2012 konnten wir den Ersten für uns gewinnen, das Entscheidende, was wir zu diesem Zeitpunkt vorweisen konnten, war Umsatz. Obwohl es weder einen Markt, noch ein Angebot gab, konnten wir zeigen, dass wir nicht nur eine gute Idee haben, sondern auch Kunden vorweisen können, die bereit sind, Geld zu zahlen.
StartGreen: Hattet ihr bereits vor der Entwicklung der Batterie einen Investor?
Philipp Schröder: Nein, die Entwicklung wurde aus den Umsätzen mit den ersten Kunden finanziert. Außerdem von den privaten Einlagen der Gründer und unserer kostenfreien Arbeit zu Beginn. So hat sich das Unternehmen in den ersten 24 Monaten finanziert.
Marktzugang:
StartGreen: Wie konntet ihr die Leute von eurer Batterie überzeugen?
Philipp Schröder: Zuerst haben wir Installateure, also Fachbetriebe für Elektrotechnik überzeugt. Wir sind von Tür zu Tür gegangen und haben sie gebeten, sich unseren Kasten mal anzuschauen. Und es gab genügend, die das Potential gesehen haben und uns ihren Kunden weiterempfehlen wollten. So haben wir aus dem Markt heraus das Geschäft langsam wachsen lassen.
StartGreen: Nur nochmal zum Verständnis: Die Anbieter haben eine Photovoltaik-Anlage mit eurer Batterie angeboten. Ist das richtig?
Philipp Schröder: Genau, die Elektrofachbetriebe haben unsere Batterie quasi dazugestellt und ihre Kunden, die sich für eine Photovoltaik-Anlage interessierten, gefragt, ob sie nicht auch gerne über Nacht speichern wollen würden.
StartGreen: Und es gab vorher keine Batterien?
Philipp Schröder: Es gab Blei-Batterien, die aber eher eine Notstrom-Funktion hatten. Aber sonnen hatte das erste Produkt dieser Art beim Kunden.
Eine solche Photovoltaik-Anlage ist auch sehr komplex: der Speicher braucht Informationen zur Wetterlage, das heißt man braucht eine Internetverbindung, damit man Verbraucher und Erzeuger auf einander abstimmen kann. Es ist also nicht nur eine Batterie, sondern vor allem auch eine Leistungselektronik- und auch eine Software. Sie bezieht Wetterdaten, Tarifdaten und Verbrauchsdaten (Waschmaschine, E-Auto) mit ein. Was uns ausmacht, ist diesen Mehrwert zu bündeln, denn nur dann ist eine Batterie auch sinnvoll. Unser Anspruch ist es, eine Lösung zu finden, die ganzheitlich funktioniert- wir möchten keine Nischenlösung, die sich nur bestimmte Leute leisten können, sondern saubere und erschwingliche Energie für alle.
Um das zu erreichen, sind wir den Schritt hin zur Community gegangen. Der Pool an Energie die entsteht, indem sich unsere Kunden und andere 100.000 Nutzer von Photovoltaik-Anlagen zusammentun, soll jedem zugänglich sein. Jeder sollte auf saubere und regionale Energie zugreifen können, die nicht mit einer Gewinnmage eines großen Energieversorgers belastet ist. Wir ermöglichen, die Energie von Selbsterzeugern zu beziehen.
StartGreen: Ihr drängt in einen Markt, der eigentlich schon besetzt ist von den großen Energieversorgern. Wie kann man sich da behaupten?
Philipp Schröder: Wir haben auf jeden Fall gelernt, dass nicht die Großen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen schlagen. RWE oder Eon sind aus unserer Sicht keine Wettbewerber, da sie nicht die nötigen Kernkompetenzen mitbringen. Wir haben keine Kohlekraftwerke, keine Gas- oder Nuklearkraftwerke, sondern Kunden, die das virtuelle Kraftwerk auf ihre Kosten selbst bauen. Wir machen dieses dann verfügbar für alle. Die Dezentralität wird in der Energieversorgung an Bedeutung gewinnen- das wissen RWE und Eon, sind aber als „Tanker“ nicht in der Lage, sich schnell genug darauf einzustellen. Dezentralität und Digitalisierung sind die wichtigsten Treiber für Geschäftsmodelle in der neuen Energiewelt. Deswegen haben wir keine Angst- im Gegenteil, wir glauben, dass wir als Schnellboot gegen die Tanker in unseren Gewässern gute Chancen haben, uns durchzusetzen.
Empfehlung
StartGreen: Hast du einen Tipp für Gründer aus der Green Economy?
Philipp Schröder: Verliert euch nicht in Gedankenschlössern oder Investorengesprächen, bevor ihr nicht die ersten Kunden gefunden habt, die bereit sind, für eure Dienstleistung oder euer Produkt zu bezahlen. Das ist der beste Entwicklungskatalysator. Also: mehr Kundennähe!
Mit Durchhaltevermögen wird der Erfolg schon kommen, auch wenn man mal Dinge umstoßen und neu denken muss. Man muss warten bis der Umsatz kommt, und dann kann man auch zu Investoren gehen.
StartGreen: Vielen Dank für das spannende und lehrreiche Interview!