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Weiberwirtschaft im Interview 2015


Weiberwirtschaft: „Grün.Gerecht.Gestalten“ als Leitmotiv für Start-ups und Unternehmen

 

Wie kam es zur Idee, Ihr Projekt/ Ihre Institution ins Leben zu rufen?

Die WeiberWirtschaft eG entstand aus einem Frauenprojekt im West-Berlin der 1980er Jahre und hat von Beginn an nicht nur die Förderung von Gründerinnen und Unternehmerinnen, sondern auch die Ökologie als Satzungszweck festgeschrieben. Die Genossenschaft kaufte Anfang der 1990er Jahre einen Gewerbehof in Berlin-Mitte und baute ihn nach modellhaften ökologischen Kriterien zu Europas größtem Gründerinnen- und Unternehmerinnenzentrum aus. Auf über 7000 qm Fläche arbeiten heute bis zu 70 Unternehmen in Frauenhand, zur Infrastruktur zählen Kindertagesstätte, Veranstaltungsräume und Gastronomie. Die Gründerinnenzentrale bietet Orientierungsberatung und Vernetzungsangebote für Frauen auf dem Weg in die unternehmerische Selbständigkeit.

 

Welche Mitstreiter konnten Sie gewinnen?

Rund 1.850 Genossenschaftsmitglieder zählt die WeiberWirtschaft eG heute, und es werden jedes Jahr mehr. Jede dieser Frauen hat mit mindestens einem Genossenschaftsanteil und häufig darüber hinaus mit ihrem Know-How und ihren Netzwerken zum Gelingen beigetragen. Als Einrichtung der Gründungsförderung ist die WeiberWirtschaft weit über Berlin hinaus vielfältig vernetzt, unter anderem als Berliner Regionalverantwortliche der bundesweiten gründerinnenagentur (bga).

 

Wer finanziert Ihr Vorhaben? Wie konnten Sie Investoren und Förderer überzeugen?

Die WeiberWirtschaft eG ist ein wirtschaftlich unabhängiges Unternehmen, das Kerngeschäft ist die Vermietung der eigenen Gewerbe- und Veranstaltungsräume. Die Tochterorganisation  „Gründerinnenzentrale - Navigation in die Selbständigkeit" erhält neben Zuschüssen

der WeiberWirtschaft eG ESF- und Landesfördermittel. Für zusätzliche Projekte werden Kooperationen gesucht und externe Förderanträge gestellt, das Projekt FrauenUNTERNEHMEN green economy wurde beispielsweise in Kooperation mit dem Life e. V. und mit Projektfördermitteln des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und des Bundesumweltamtes durchgeführt.

 

Welche Herausforderungen sehen Sie für grüne Gründerinnen und Gründer in Deutschland?

Die vielen kleinen und kleinsten Gründungsunternehmen haben ein immenses Gestaltungspotenzial  hin zu nachhaltigem, sozialem und gerechtem Wirtschaften, aber häufig zu wenige Informationen darüber. Eine der großen Herausforderung für Gründerinnen und Gründer sind dabei die mangelnden Ressourcen. Sie haben häufig prekäre Rahmenbedingungen und brauchen Unterstützung und gute Ideen, um trotzdem langfristig planen und nachhaltig wirtschaften zu können. Die zweite große Herausforderung ist der sorgsame Umgang mit der eigenen Arbeitskraft: Work-Life-Balance, Vereinbarkeit, die Organisation der Versorgungsarbeit und Gesundheitsförderung in eigener Sache gehören ebenfalls zum Nachhaltigkeitsmanagement.

 

Was tun Sie ganz konkret, um grünes Gründen in Deutschland zu unterstützen?

Wir versuchen allen Unternehmen die möglichen Handlungsfelder aufzuzeigen, um nachhaltig zu wirtschaften. Dazu haben wir unter anderem in Kooperation mit dem Life e. V. das Projekt FrauenUNTERNEHMEN green economy durchgeführt und darin einen Film über vorbildliche Unternehmerinnen sowie eine Broschüre und Checkliste "Grün. Gerecht. Gestalten." entwickelt. Die Broschüre kommt bei vielen unserer Netzwerkpartnerinnen bundesweit zum Einsatz und ist auch online verfügbar.
 

Was leistet Ihr Projekt für den Klimaschutz? Wie trägt es zum Wandel in der Gesellschaft bei?

Wir leben eine ökologische Orientierung nicht nur in und mit unserem Haus und Geschäftsbetrieb vor, sondern vermitteln Nachhaltigkeit, im Sinne von ökologisch nachhaltigem, sozialem und gerechtem Wirtschaften, als Querschnittsaufgabe für jede Gründung.

 

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Wir sind Spezialistinnen für die Existenzgründung von Frauen. Galten die Teilzeit- und Kleinstgründungen vor einigen Jahren noch als Merkmale besonders der von Frauen gegründeten Unternehmen, trifft das heute auf den zahlenmäßig weit überwiegenden Anteil auch der von Männern realisierten Vorhaben zu. Damit werden unsere Erfahrungen auch für andere Organisationen im Gründungskontext wichtig, wir teilen gerne!

 

Welchen Tipp haben Sie für Gründerinnen und Gründer in der Green Economy?

Jedes Unternehmen, gleich welcher Branche, hat eine Wahl und kann nachhaltiges, „grünes“ Wirtschaften gestalten! Einer der wichtigsten Aspekte ist dabei der sorgsame Umgang mit der Ressource der eigenen Arbeitskraft.

 

Warum wollen Sie den StartGreen Award 2015 gewinnen?

Wir möchten den StartGreen Award 2015 gerne gewinnen, um noch mehr Öffentlichkeit für unsere Botschaften und Tipps zu erhalten. Wenn unsere Broschüre und Checkliste „Grün.Gerecht.Gestalten“ bundesweit bei den Gründungsberater_Innen zum Einsatz kommt, wäre das großartig!

StartGreen ist das Online-Informations- und Vernetzungsportal des Borderstep Instituts für die grüne Gründungsszene in Deutschland. Hier informieren und vernetzen sich grüne Gründerinnen und Gründer, grüne Start-ups, grüne Investorinnen und Investoren und Finanzierende, nachhaltig orientierte Gründungszentren u.v.m. um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.

Dieses Projekt wurde gefördert durch
logos von 'Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz' und 'Nationale Klimaschutz Initiative'