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Umweltbundesamt fordert höhere Steuern auf Milch und Fleisch
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Zum Schutz von Umwelt und Klima fordert das Umweltbundesamt (UBA) eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Tierprodukte wie Milch und Fleisch. “Tierische Nahrungsmittel sollten künftig mit den regulären 19 Prozent besteuert werden”, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Donnerstag. Der Vorstoß erntete deutliche Kritik von vielen Seiten – von Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) bis zu den Linken.
Krautzberger verwies bei ihrer Forderung auf einen aktuellen UBA-Bericht zu umweltschädlichen Subventionen in Deutschland. Diese werden für das Jahr 2012 auf mindestens 57 Milliarden Euro beziffert; rund die Hälfte entfiel auf den Verkehrssektor. In der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei waren es demnach etwa 5,8 Milliarden Euro. Davon entfielen mindestens 5,2 Milliarden Euro auf “umweltschädliche Mehrwertsteuerbegünstigungen”, etwa für Fleisch- und Milchprodukte. Deren Erzeugung führe “zu einer hohen Klimabelastung” und “weiteren negativen Umweltwirkungen”, urteilt das UBA.
Um bei einer Mehrwertsteuererhöhung eine Zusatzbelastung der Verbraucher zu vermeiden, schlug Krautzberger vor, zugleich den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent zu senken. “So könnte man zum Beispiel Obst und Gemüse oder öffentliche Verkehrsmittel billiger machen.” Krautzbergers Idee stieß jedoch auf wenig Gegenliebe. Eine Steuererhöhung helfe “weder Tierwohl, Umwelt noch den Verbrauchern”, sagte Ernährungsminister Schmidt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Ich will den Bürgern nicht durch Strafsteuern vorschreiben, was auf den Tisch kommt.”
Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ging auf Distanz zum UBA, das eine nachgeordnete Behörde ihres Hauses ist. Von einigen Einzelmaßnahmen in dem Bericht “halte ich nichts”, sagte sie der “Rheinischen Post” (Freitagsausgabe). In Subventionsfragen komme es “nicht nur darauf an, ökologische Fehlsteuerungen zu beseitigen, sondern auch darauf, dass wir Menschen mit kleinen Einkommen entlasten”. Die ernährungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Karin Binder, warnte, eine Steuererhöhung würde “die Lage ärmerer Menschen weiter verschlechtern”. Mit einer “Klimasteuer auf Milch und Fleisch” würden Verbraucher “zu Unrecht bestraft”.
Der Deutsche Tierschutzbund erklärte, es sei zwar zutreffend, dass intensive Tierhaltung die Umwelt schädige. “Mit einer Steuer wären aber nicht automatisch Verbesserungen in der Tierhaltung verbunden”, mahnte Verbandspräsident Thomas Schröder. Der Staat könne das Geld auch anderweitig benutzen. Sinnvoller sei daher eine zweckgebundene “Fleischabgabe” für gezielte Investitionen in “mehr Tierschutz im Stall”. Der Deutsche Bauernverband warf dem UBA vor, mit “irreführenden Zahlen” zu operieren. Eine “Strafsteuer” hätte außerdem “keinen positiven Nutzen für das Klima, sondern verteuert vor allem den täglichen Einkauf der Verbraucher”.
Auch die Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie warnte, neue Steuern führten “letztlich nur zur Verteuerung der Produkte, Marktverzerrungen und mehr Bürokratie”. Zur Förderung einer ressourcenschonenden Wirtschaftsweise seien sie ungeeignet. Die Verbraucherorganisation Foodwatch warnte ebenfalls, die Mehrwertsteuererhöhung würde alle Tierprodukte gleichermaßen verteuern – “für die Produzenten fehlt damit jeder Anreiz für ökologische Verbesserungen”. Stattdessen sollten Lebensmittelhersteller für “Klimaschäden und Umweltkosten” zur Kasse gebeten werden. Unterstützung fand Krautzberger hingegen bei Greenpeace. “Steuergeschenke für billiges Fleisch” gehörten abgeschafft, erklärte die Umweltorganisation.
Dieser Beitrag stammt vom Informationsportal CSR NEWS. Hier finden Sie den Originalartikel.