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STIC Wirtschaftsfördergesellschaft im Interview
© © Rolf Schulten
STIC: Grüne Gründungsförderung für den ländlichen Raum
Video: Energy-TV24.de
Wie fühlen Sie sich als Sieger des StartGreen Awards 2016 in der Kategorie Gründungsförderakteur?
Wir waren sehr glücklich, dass wir es mit „Green Companies“ ins Halbfinale des „Start Green Award“ geschafft haben und damit auf unsere Initiative aufmerksam und vielleicht neugierig gemacht haben. Dass „Green Companies“ am Ende ganz oben auf dem Siegertreppchen stand, hat uns überrascht - und natürlich riesig gefreut.
Wie kam Ihnen die Idee zu Ihrem Projekt?
Im Gegensatz zu den üppigen Förderungsmöglichkeiten für Start-ups in den großen Städten ist der ländliche Raum ist hinsichtlich einer guten Gründungsförderung noch unterversorgt- obwohl grüne Existenzgründungen insbesondere für diese Räume eine besondere Bedeutung haben.
Uns ist aufgefallen, dass es in ländlichen Regionen wie dem Oderbruch oder der Uckermark viele engagierte Gründerinnen und Gründer mit großem Potenzial gibt – trotzdem fehlen hier entsprechende Unterstützungsangebote.
Aus unserer Sicht hat aber die Unterstützung von Unternehmen bzw. Existenzgründungen in den grünen Branchen für die wirtschaftliche Struktur in den ländlichen Räumen eine strategische Bedeutung.
So wiesen grüne Unternehmen in den letzten Jahren ein hohes Wachstums- und Beschäftigungspotenzial auf. Vor dem Hintergrund einer rasant wachsenden Nachfrage nach ökologisch bzw. regional erzeugten Produkten gehen wir davon aus, dass dieser Trend auch zukünftig anhalten oder sich sogar noch verstärken wird.
Hier setzt "Green Companies" an, indem es Gründerinnen und Gründer in den grünen Branchen im ländlichen Raum Ostbrandenburgs gezielt durch passende Unterstützungsangebote fördert.
Damit schließt „Green Companies“ genau die Lücke, auf die die Gewinner des Start Green Awards 2015 bereits hingewiesen hatten.
Wer hat Sie dabei unterstützt?
„Green Companies“ wurde durch die regionale Wirtschaftsförderung entwickelt und in der Aufbauphase konzeptionell durch die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) begleitet. Mehrere Absolventen des Studiengangs „Ökologische Landwirtschaft“, die sich als Landwirte in Brandenburg niederlassen wollen bzw. niedergelassen haben, wurden seitdem durch „Green Companies“ betreut.
Um das Vorhaben in der Fläche durchführen zu können, wird bei der Umsetzung mit Partnern zusammengearbeitet. Dieses sind das Investor Center Uckermark ICU in Schwedt und das Technologie- und Gründerzentrum in Wittenberge für die Prignitz.
Mit Hilfe von pro agro – dem Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin e.V. ist es „Green Companies“ möglich, den betreuten Teilnehmern professionelle Unterstützung beim Marketing Ihrer Produkte zu geben, z.B. durch Stände und Präsentation auf der „Grünen Woche“ in Berlin.
Welche Geldquellen haben Sie gesucht? Wie konnten Sie Investoren überzeugen?
Wir konnten das Brandenburger Arbeitsministerium MASGF davon überzeugen, das Projekt „Green Companies“ in einer Anlaufphase von drei Jahren zu fördern.
Seit 2015 werden grüne Gründerinnen und Gründer durch uns im Rahmen der ESF-geförderten Gründungsprojekte „Lotsendienst für Existenzgründer“ und „Young Companies“ begleitet. Hier ist die Finanzierung bis 2020 gesichert.
Derzeit fehlen noch Räumlichkeiten in denen sich grüne Gründer/innen ansiedeln und vernetzen können. Es ist daher geplant, in Letschin im Oderbruch ein ländliches Gründerzentrum, den "Landinkubator Oderbruch" aufzubauen, um den betreuten grünen Unternehmer/innen optimale Arbeits- und Kooperationsmöglichkeiten zu bieten.
Ein entsprechender Förderbescheid des BMEL liegt bereits vor. Wir rechnen damit, im kommenden Jahr den „Landinkubator“ eröffnen zu können. Hierdurch wird zudem ein derzeit leer stehendes, denkmalgeschütztes Haus im Dorfzentrum nachhaltig revitalisiert.
Welche Herausforderungen sehen Sie an Ihrem Beispiel für grünes Gründen in Deutschland?
Die Zielgruppe der grünen Gründer im ländlichen Raum weist häufig typische Defizite auf. Dazu gehören zumeist: Kapitalschwäche, ein strukturschwaches Umfeld, ein geringer Vernetzungsgrad und ein erschwerter Zugang zu Wissen & Know how.
Trotz guter Marktlage und hoher Nachfrage gelingt es vielen Gründer/innen nicht, eine tragfähige Existenz aufzubauen. Betriebswirtschaftliches Basiswissen fehlt – eine Professionalisierung findet nicht statt.
Für die Unterstützung von grünen Existenzgründungen im ländlichen Raum gibt es außerdem eine Reihe besonderer Rahmenbedingungen, wie z.B. die Betreuung in der Fläche oder auch der Mangel an entsprechend qualifizierten Berater/innen.
Hinzu kommt das Fehlen von Möglichkeiten bzw. Räumen zur Vernetzung. Während in den großen Städten Gründerzentren, Co-Working Areas, FabLabs und Acceleratoren unzählige Möglichkeiten zur Vernetzung und Kooperation von Gründern bieten, gibt es auf dem Land bisher kaum vergleichbare Angebote.
Durch die stark gestiegenen Preise für landwirtschaftliche Flächen wird es speziell für die grünen Unternehmen, die regionale bzw. ökologische Nahrungsmittel erzeugen und somit auf Boden angewiesen sind, immer schwieriger, an dringend benötigte günstige Flächen heranzukommen.
Was leistet Ihr Projekt für den Klimaschutz? Wie trägt es zum Wandel in der Gesellschaft bei?
Durch die Förderung von grünen Gründungen im ländlichen Raum trägt „Green Companies“ zur Stabilisierung der sozialen Strukturen und Ökosysteme im ländlichen Raum bei.
Es zeigt sich, dass grüne Unternehmen oftmals besonders innovativ sind und überproportional zur regionalen Wertschöpfung beitragen.
Diese Unternehmen schaffen häufig auch Arbeitsplätze für gering qualifizierte Arbeitnehmer und bieten daher besondere Beschäftigungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose. (Daher wurde GC vom Brandenburger Arbeits- und Sozialministerium unterstützt).
Da Regionalität ein Schlüsselkriterium für die durch „Green Companies“ betreuten Gründerinnen und Gründer ist, sind damit auch kurze Wege vom Erzeuger/Hersteller (z.B. Brandenburg) zum Verbraucher (z.B. Berlin) gegeben. Zusammen mit den vergleichbar umweltfreundlichen Herstellungsbedingungen wirkt sich dieses positiv auf die Ökobilanz des Wertschöpfungsprozesses aus.
Welches Geschäftsmodell steckt hinter Ihrem Vorhaben?
„Green Companies“ ist in die reguläre Existenzgründungs- und Unternehmensbetreuung, die wir als regionale Wirtschaftsfördergesellschaft übernehmen, integriert. Diese wird durch kommunale Zuschüsse, durch Fördermittel von EU und Land, Einnahmen aus unserem Gründerzentrum und Eigenmittel der betreuten Gründerinnen und Gründer finanziert. Es besteht dabei keine Gewinnerzielungsabsicht.
Bei einer erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung der betreuten grünen Unternehmen profitiert die Region bzw. die Kommune monetär durch höhere Steuereinnahmen und geringere Sozialausgaben. Darüber hinaus sind erhaltene Strukturen im ländlichen Raum, funktionierende regionale Wertschöpfungsketten und umwelt- und klimaschützende Produkte ein Gewinn für die Menschen, der sich nicht mit Geldbeträgen messen lässt.
Der geplante „Landinkubator Oderbruch“ wird sich nach Fertigstellung aus den Mieteinahmen aus Vermietung/Verpachtung finanzieren.
Was ist dabei Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Methodisch weist die Arbeit mit den grünen Gründerinnen und Gründern folgende Besonderheiten auf:
- Das Projekt "Green Companies" verknüpft ein individuelles Coaching, Qualifizierungsmodule und Exkursionen mit einer konkreten Unterstützung bei der Vermarktung. Das geht übrigens bis zum „Mystery Shopping“.
- Es werden alle Gründungsphasen (vor und nach Gründung) betreut und wir kümmern uns auch um niedrigschwellige Gründungsvorhaben, die über wenig Kapital verfügen.
- Auch das von uns entwickelte Konzept eines Netzes dezentraler "Betreuungsstützpunkte" für die Betreuung der Gründer in der Fläche hat sich bewährt.
- Mit dem im kommenden Jahr eröffnenden „Landinkubator Oderbruch“ wird dann ein weiteres, innovatives Element der Gründungsunterstützung seine Wirksamkeit zeigen.
Welchen Tipp haben Sie für Gründerinnen und Gründer in der Green Economy?
Hier könnte jetzt eine Menge Text stehen. Doch wir machen es kurz:
Nicht nur träumen- auch verkaufen!
Und natürlich: „Ruft doch mal an!“ ;-)