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SEQUESTA – Mit Technologie gegen Grundwasserbelastung

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In aller Kürze: Was ist eure Unternehmensidee?
Wir wollen den Nitrateintrag in das Grundwasser deutlich verringern und durch eine ressourcenschonende innovative Behandlung regeneratives Ammoniak in Form eines marktfähigen Produktes zurückgewinnen.
Das Gründungsvorhaben trägt den Projektnamen „SEQUESTA“ mit dem Zusatz „sequencing sludge to ammonia“. Das umschreibt den Prozess, aus Schlamm Ammoniak zu gewinnen. Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung eines marktreifen und wettbewerbsfähigen technischen Prototyps zur innovativen Behandlung von stickstoffhaltigen Wässern und Schlämmen (z.B. von Gülle, Mist, Prozesswässern, Klärschlämmen oder Gärresten). Das Verfahren ermöglicht eine kostendeckende Ausschleusung von Stickstoff aus dem landwirtschaftlichen Sektor und vereinfacht die Rückgewinnung von Phosphor deutlich.

Welche Mission verfolgt ihr? Auf welche Weise leistet ihr einen positiven Beitrag für die Umwelt oder Gesellschaft?

  • Das Ziel ist, die Nitratbelastung des Grundwassers zu reduzieren. Die Europäische Union hat Deutschland wegen der Überschreitung der Nitratwerte bereits 2016 vor dem europäischen Gerichtshof verklagt. Da die Nitratgrenzwerte an den Grundwassermessstellen vor allem in der Nähe von landwirtschaftlichen Flächen gemessen werden, ist dieses Ziel nur langfristig zu erreichen. Die aktuellen Belastungen im Trinkwasser würden selbst bei einem vollständigen Stopp des Eintrags neuer Nitrat-Verbindungen für Jahre andauern.
  • Durch die Volumenreduzierung sind allerdings auch kurzfristig weniger Fahrten mit Gärresten und Güllen nötig. Hierdurch werden neben der Umwelt auch die Straßen entlastet, was zu einer höheren Akzeptanz durch die Bevölkerung führt.
  • Weitere Wirkungen unseres Vorhabens auf die Umwelt wären die Einsparungen im Bereich der Ammoniakproduktion durch einen regenerativ gewonnen Rohstoff. Bei einer signifikanten Marktverbreitung ermöglicht das SEQUESTA-Verfahren durch Substitution von dem im Haber-Bosch-Verfahren hergestellten Ammoniak somit eine deutliche Verringerung der nationalen und EU-weiten CO2-Emissionen.
  • Zusätzlich wird durch unser Vorhaben saubere Energie gefördert, weil die Gesamtwirtschaftlichkeit einer Biogasanlage steigt. Für die Energiewende sind diese Technologien dementsprechend unabdingbar.

Wie kam euch die Idee zur Gründung?
Die Leibniz Universität Hannover betreibt seit 2006 aktiv Forschung im Bereich der Wert- und Nährstoffrückgewinnung. Auf Grundlage der vorangegangenen Forschungsarbeiten wurde am Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik ein Verfahren zur Behandlung von ammoniumhaltigen Wässern und Schlämmen entwickelt, das eine kostendeckende Ausschleusung von Stickstoff aus dem landwirtschaftlichen Sektor ermöglicht und die Phosphorrückgewinnung deutlich erleichtert. Durch umfangreiche Arbeiten wurde ein spezielles Eindampfungsverfahren entwickelt und zum Patent angemeldet.
In Kombination mit weiteren Verfahren (mechanische Separation, Umkehrosmose, Phosphorrückgewinnung) wurde das entwickelte Verfahren zu einem vollständigen Behandlungskonzept mit dem Namen „SEQUESTA “ ausgebaut.  Das hohe Marktpotenzial und ein besonderes Interesse seitens der Industrie, Politik und Landwirtschaft haben uns zur selbstständigen Entwicklung des SEQUESTA-Verfahrens bis zur Marktreife mit anschließender kommerzieller Verwertung im Zuge einer Unternehmensgründung bewogen.

Wie sieht euer Geschäftsmodell aus?
Kurz- bis mittelfristig sollen Erlöse aus den Verkäufen der Anlagen generiert werden. Die einzelnen Behandlungsanlagen werden modular aufgebaut und an die Bedürfnisse der Kunden anpassbar sein. Zudem sollen weitere Erlöse durch Wartung und Service hinzukommen. Mittel- bis langfristig soll das Contracting und der Betrieb eigener zentralen Behandlungsanlagen, sowie der Verkauf der Behandlungsprodukte hinzukommen.

Was ist euer Alleinstellungsmerkmal?
Zusammenfassend besteht der Innovationsgehalt des SEQUESTA-Verfahrens in:

  • Ausschleusung von mindestens 50% des Stickstoffes aus dem landwirtschaftlichen Sektor als wertvolle Grundchemikalie
  • Reduktion von kostspieligen, umweltschädlichen Betriebsmitteln um ca. 90%
  • Verzicht auf Säurewäscher und damit eine Reduktion der Investitionskosten um ca. 13%, sowie der Betriebskosten um ca. 10%
  • Durch den Verkauf von N- und P- Produkten wird die Wirtschaftlichkeit der gesamten Wertschöpfungskette deutlich verbessert

Im Gegensatz zu bestehenden Verfahren (z.B. mit ASL als Prozessprodukt) bietet das SEQUESTA-Verfahren die einzigartige Möglichkeit, Stickstoff in Form von Ammoniakwasser (AW) aus der Landwirtschaft auszutragen und außerhalb zu vermarkten. Die Märkte und potenziellen Anwendungsgebiete hierfür sind vielfältig und reichen von der chemischen Industrie bis hin zu der Rauchgasreinigung von Verbrennungsanlagen. Die zusätzlichen Erlöse aus der Vermarktung können die Gesamtbehandlung nicht nur kostendeckend, sondern bei Erreichung aller Entwicklungsziele auch gewinnbringend gestalten.

Wie sieht eure langfristige Vision aus?
Wir wollen nachhaltige Lösungen mit überlegenem wirtschaftlichem Mehrwert für unsere Kunden schaffen und in diesem Zuge durch Ausschleusung des Stickstoffes die Nitratbelastung des Grundwassers erheblich reduzieren. Durch das SEQUESTA-Verfahren wird der Phosphor weiter aufkonzentriert und somit für die nachfolgende Phosphorrückgewinnung vorbereitet. Zudem bietet die Rückgewinnung von Ammoniak großes CO2- Einsparpotential in den Bereichen der Ammoniakproduktion.
Unser Anspruch ist es daher, einen Grundstoff in Primärqualität in nahezu geschlossenen Kreisläufen zu erzeugen. Das heißt, das Erzeugnis ist einem Primärgrundstoff in den Qualitätsmerkmalen gleichwertig oder gar besser. Bei der Herstellung entstehen keine Abfälle zur Entsorgung.

Und zu guter Letzt: Warum wollt ihr den StartGreen Award 2018 gewinnen?  
Wir wollen den Award gewinnen, weil unser Verfahren aufgrund der Alleinstellungsmerkmale einen großen Beitrag zur Einsparung von Energie in der Industrie leistet und darüber hinaus starke Verbesserungen der Umwelt mit sich bringt. Weiterhin wollen wir zeigen, dass durch ergebnisorientierte praxisnahe Forschung ein Mehrwert für die Gesellschaft erzeugt werden kann. Wir wollen dementsprechend ein Vorbild und Ansporn für viele Ingenieure sein, weitere innovative Produkte mit Fokus auf Nachhaltigkeit zu entwickeln.

StartGreen ist das Online-Informations- und Vernetzungsportal des Borderstep Instituts für die grüne Gründungsszene in Deutschland. Hier informieren und vernetzen sich grüne Gründerinnen und Gründer, grüne Start-ups, grüne Investorinnen und Investoren und Finanzierende, nachhaltig orientierte Gründungszentren u.v.m. um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.

Dieses Projekt wurde gefördert durch
logos von 'Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz' und 'Nationale Klimaschutz Initiative'