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SeedForward im Interview
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SeedForward im Interview
Für alle Eiligen: Worum genau geht es in Ihrem Projekt?
SeedForward ist ein landwirtschaftliches Innovations-Start-Up, das sich auf die Entwicklung von Lösungen für eine klimafreundliche und nachhaltige Landwirtschaft konzentriert. Bodendegradierung, Nährstoffverluste und extreme Wetterereignisse sind schwierige Herausforderungen für Landwirte weltweit, welche bei stetig steigender Weltbevölkerung immer größer werden. Des Weiteren führen Sämlings- und Saatgutkrankheiten zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten. Vor allem im Bio-Bereich haben die Landwirte nur begrenzte Präventions- und Behandlungsmethoden aufgrund des Verbots von synthetischen Saatgutbehandlungen, Düngemitteln und Pestiziden. Aus diesem Grund haben wir unser erstes Produkt, eine organische Saatgutbeschichtung, entwickelt. Diese basiert auf einer einzigartigen Zusammensetzung natürlicher Materialien. Unsere Saatgutbeschichtung schützt nicht nur das Saatgut, sondern bringt folgende positiven Effekte mit sich:
- Reduzierter Wasserbedarf während der Saatquellung, Keimung und frühen Entwicklungsstadien
- Einheitliche Form und Größe für eine verbesserte Aussaat
- Schutz vor Nährstoffauswaschung und gasförmigen Nährstoffverlusten
- Platzierung und Bindung von Nährstoffen in der Rhizosphäre (Wurzelzone) und eine langsame Freisetzung von Nährstoffen
- Erhöhte mikrobielle Aktivität in der Rhizosphäre
- Erhöhung der Pflanzenvitalität und verbessertes Pflanzenwachstum
Wie kam Ihnen die Idee zu Ihrem Vorhaben?
Wir, die beiden Gründer (Jacob und Jan), haben uns vor 2 Jahren in Südafrika kennengelernt und uns in einem landwirtschaftlichen Projekt mit neuartigen Bodenhilfsstoffen beschäftigt. Durch die Herausforderungen der modernen Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels, speziell in Ländern wie Südafrika, kam dann die Idee diese Bodenhilfsstoffe direkt am Saatgut einzusetzen. Nach ersten Versuchen in Südafrika haben wir uns dann entschieden unsere Idee mit nach Deutschland zu bringen, da wir auch hier den Nutzen unserer Produkte sehen und das wirtschaftliche Umfeld bessere Voraussetzungen für eine Firmengründung bietet.
Wer hat Sie dabei unterstützt?
In Südafrika wurde unser Projekt von den südafrikanischen Brauereien (SA Breweries) und der südafrikanischen Getreidezuchtanstalt unterstützt, da das Produktionsrisiko für Gerste durch Trockenheit steigt. Hier in Deutschland wurden wir im Forschungstransfer durch die Universität Oldenburg unterstützt. Das ICO Osnabrück und die Wirtschaftsförderung des Landkreises fördern uns in der Entwicklung eines starken Netzwerkes. Des Weiteren profitieren wir durch gute Unterstützung von Mentoren aus Forschung und Industrie. Insbesondere die Offenheit und der enge Kontakt mit Landwirten hilft uns bei der Weiterentwicklung kundenorientierter Produkte.
Welche Geldquellen haben Sie gesucht? Wie konnten Sie Investoren überzeugen?
Durch das EXIST-Gründerstipendium des BMWi sind wir bis Ende 2017 gefördert. Aktuell befinden wir uns in Gesprächen mit einem strategischen Investor sowie einer Stiftung bezüglich der Folgefinanzierung für die nächsten Jahre. Um die Entwicklung weiterer Produkte voranzutreiben haben wir gemeinsam mit Industriepartnern und Forschungseinrichtungen Anträge eingereicht. Unsere Geldgeber konnten wir bis jetzt durch das erste innovative Produkt, die Vision für weitere Produkte sowie unser hochmotiviertes Team gewinnen.
Welche Herausforderungen sehen Sie an Ihrem Beispiel für grünes Gründen in Deutschland?
In vielen Fällen von (grünen) Gründungen hängen Innovationen unmittelbar mit Strukturen von existierenden Industrien und Unternehmen zusammen. Aus unserer Erfahrung besteht auf dieser Seite v.A. bei Familienunternehmen ein großes Interesse an diesen neuen Ansätzen durch die ein großer Mehrwert für beide Seiten entstehen kann. Dies könnte auch zu einigen strategischen Investitionen führen und das (noch) geringe Investitionsvolumen im „grünen Bereich“ erhöhen. Die Herausforderungen liegen jedoch häufig in der konkreten Zusammenarbeit zwischen Start-up und etabliertem Unternehmen.
Was leistet Ihr Projekt für den Klimaschutz? Wie trägt es zum Wandel in der Gesellschaft bei?
Durch Produktkomponenten in unserer Saatgut-Beschichtung erhöht SeedForward die Wasseraufnahmekapazität des Bodens, die Nährstoff-Effizienz, das Wurzelwachstum und die mikrobielle Aktivität - wodurch die Dünger-, Wasser- und Pestizidbedürfnisse verringert werden, während der Kohlenstoffgehalt des Bodens erhöht wird. Aktuelle Produktkomponenten und zukünftige Smart Soil Supplement Produkte, können 3,3 kg CO2 pro ausgebrachtem kg Material, über 100 Jahre fixieren. Durch die Reduzierung des Düngemittelbedarfes können erhebliche Mengen an künstlichen Düngern und damit die Emissionen für die Düngerproduktion reduziert werden. Im landwirtschaftlichen Produktionssystem können weniger Dünger und Pestizide auch zu weniger Maschinenemissionen führen. Wir haben uns darüber hinaus zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein und den Bezug für eine nachhaltige Landwirtschaft in der Gesellschaft zu stärken.
Welches Geschäftsmodell steckt hinter Ihrem Vorhaben?
SeedForward vertreibt Produkte/Produktlizenzen an Saatguthersteller, landwirtschaftliche Genossenschaften und Handelsunternehmen oder direkt an landwirtschaftliche Betriebe. Die Rohmaterialien für die Beschichtungen werden zum Teil selbst produziert aber auch zugekauft. Über eine Mischanlage wird dann das Endprodukt zusammengestellt und in zwei Varianten; entweder von Landwirten selbst aufgetragen oder über bestehende Infrastruktur von landwirtschaftlichen Genossenschaften und Saatgutproduzenten angewendet. Für Länder außerhalb der EU werden wir ein Lizenzmodell anbieten.
Was ist dabei Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Die meisten Konkurrenten konzentrieren sich auf isolierte Wirkungen (z.B. Schutz vor Pilz-Erregern) für spezifische/wenige Nutzpflanzen. Im Vergleich zu anderen Beschichtungsprodukten, kann unser Produkt ein breiteres Wirkungsspektrum aufweisen. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal ist, dass unser Produkt an verschiedene Nutzpflanzen, Bodentypen und klimatische Zonen adaptierbar ist. Des Weiteren ermöglicht unsere individualisierbare Plattformlösung es, positive Produktbestandteile zu verwenden, die noch nie in Beschichtungen oder Saatgutbehandlungen verwendet wurden.
Welchen Tipp haben Sie für Gründerinnen und Gründer in der Green Economy?
Wir haben in der Produktentwicklung sehr gute Erfahrungen damit gemacht, so früh wie möglich aus der Garage herauszugehen und mit potentiellen Nutzern unserer Produkte zu sprechen. Dabei lassen sich häufig auch spannende Mentoren gewinnen. Ferner kann eine Zusammenarbeit mit staatlichen Forschungseinrichtungen im Zusammenhang mit Praktika, Abschlussarbeiten oder auch für gemeinsame Forschungsanträge hilfreich sein. Den Kontakt zu Stiftungen zu suchen, können wir bei innovativen Produktideen nur empfehlen.
Warum wollen Sie den StartGreen Award 2017 gewinnen?
Der StartGreen Award bietet eine hervorragende Möglichkeit unsere Reichweite zu erhöhen und uns Zugang zu spannenden Partnern und Kunden, sowie relevanten Verbänden und Mentoren zu ermöglichen.