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ReBeam im Interview
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rebeam: Zweites Leben für Beamer und Elektronikgeräte
Wie kam Ihnen die Idee zu Ihrem Projekt?
Bereits als Student hat der Gründer Jonas Huber mit Projektoren gehandelt und sein Studium finanziert. Als er dann einen sehr kompetenten Techniker kennenlernte, kam ihm die Idee, einfach defekte Projektoren wieder gangbar zu machen. Dies war die Geburtsstunde des Geschäftskonzepts von rebeam.
Im Rahmen des Wirtschaftsingenieurs-Studiums wurde dann ein richtig nachhaltiger und sozialverträglicher Businessplan daraus, bei dem es darum geht eine WIN-WIN-WIN Situation zu schaffen. So gibt es bei vielen „normalen“ Geschäftskonzepten immer Verlierer, im Notfall halt die Natur. Anders bei rebeam: Hier sind Lieferanten, Kunden, Umwelt & Natur, rebeam selbst und gelegentlich auch noch Hersteller und gemeinnützige Organisationen Gewinner. Jede Partei profitiert, wenn rebeam einem Produkt einen 2. Lebenszyklus schenkt.
Wer hat Sie dabei unterstützt?
Ganz essentiell war die Begegnung mit dem Techniker, der auch bis heute bei uns im Unternehmen ist. Da wurde klar, man kann eigentlich alles reparieren. Wenn man einen Ersatzteilspender hat, kostet das nur die Zeit, sich hineinzudenken. Alles, was man braucht, ist eine Passion für das Produkt.
Welche Geldquellen haben Sie gesucht? Wie konnten Sie Investoren überzeugen?
Mittlerweile hatte Jonas Huber den Geschäftspartner Dipl. - Ing. Jan Schulte gefunden, der die gleichen Wertvorstellungen in Bezug auf Nachhaltigkeit lebt. Somit bilden ein optimales Team.
Die beiden Geschäftsführer strebten zuerst an, sich für das Gründerstipendium eXist zu bewerben.
Nach mehrere Monate intensiver Arbeit an dem verbesserten Businessplan und viel Korrespondenzen mit Professoren und eXist Beratern wurde das Stipendium mit einer Ablehnung quittiert. Darauf entschied sich das kleine Team den Start in den Markt aus eigenen finanziellen Mitteln zu wagen, anstatt weiterhin Zeit und Geld in Förderprogramme zu investieren.
Die Geschäftstätigkeit von rebeam begann damit, ausgediente Projektoren aus privaten Bildungseinrichtungen aus Großbritannien aufzukaufen, eigenhändig zu importieren, von dem befreundeten Techniker wiederaufzubereiten zu lassen und gewinnbringend in Deutschland einem zweiten Leben zuzuführen.
Welche Herausforderungen sehen Sie an Ihrem Beispiel für grünes Gründen in Deutschland?
Gebrauchte und wiederaufbereitete Geräte müssen sich der Konkurrenz von Neugeräten stellen können. Leider haben sie nicht die gleichen Chancen. Die meisten öffentlichen Einrichtungen sind aus bürokratischen Gründen noch nicht einmal in der Lage, ihre Altgeräte nach einem Lebenszyklus an Unternehmen wie rebeam zu verkaufen. Es gibt keine Strukturen und keine Protokolle, die angewendet werden können. Das Ergebnis ist: Die meisten Geräte landen in irgendwelchen Kellerräumen in Deutschlands Schulen, Unis, Ämtern und anderen Einrichtungen.
Was leistet Ihr Projekt für den Klimaschutz? Wie trägt es zum Wandel in der Gesellschaft bei?
Da Beamer u.a. aus Plastik, Metallen und elektronischen Komponenten bestehen, ist die Umweltbelastung bei der Produktion sehr hoch. Hinzu kommt der durchschnittliche Transportweg von 28.000 km von der Produktion bis zur Entsorgung.
Um die Umweltentlastungen durch das Refurbishing von Beamern messen zu können, hat rebeam 2015 eine Ökobilanz von seinen Projektoren erstellen lassen. Dabei wurde festgestellt, dass die Amortisationszeit der Herstellungsemissionen eines Neugerätes etwa 14 Jahre beträgt. Beamer haben aber in der Regel nur eine Erstnutzungsdauer von 5 Jahren.
Die vergleichende Bilanzierung hat auch gezeigt, dass sich bei der Aufarbeitung und Wiederverwendung eines durchschnittlichen Gebrauchtgeräts ein GWP-Entlastungspotential von 59,8g CO2-eq. ergibt, im Vergleich zur Produktion und Nutzung eines Neugeräts mit einer Energieeffizienzsteigerung von 5%. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die herstellungsbedingten Umweltbelastungen eines energieeffizienteren Neugeräts höher sind, als die durch eine verlängerte Nutzung ausgehende Belastung eines verbrauchsintensiven Altgeräts.
rebeam konnte also bisher durch die Instandsetzung von Beamern über eine Mio. kg CO2 einsparen. Hinzu kommt, dass viele neue Beamer sich auch nicht mehr reparieren lassen. D.h. sobald irgendwas an dem Gerät kaputt ist, kann es nur noch verschrottet werden.
Durch die lokale Fertigung in Berlin mit der fast ausschließlicheren Nutzung des eigenen Ersatzteillagers werden große Umweltbelastungen vermieden. Dazu tragen auch der CO2 neutrale Versand und die Nutzung von umweltfreundlichen Verpackungen sowie die Vermeidung von Druckunterlagen (digitale Rechnungen, Anleitungen) bei. Dazu nutzen wir selbst auch nur Naturstrom und haben für alle Neugeräte, die wir in unserem Shop verkaufen, jeweils einen Baum pflanzen lassen.
Unsere Mitarbeiter fahren keine Dienstwagen, sondern Dienstfahrräder, und alle unsere Computer im Büro sind gebraucht oder refurbished.
rebeam spendet seit Anfang des Jahres regelmäßig Beamer an Flüchtlingsunterkünfte oder zur Sprachbildung für Geflüchtete. Nachhaltigkeit steckt bei uns nicht nur in den Produkten bzw. im Geschäftsmodell, sondern auch im täglichen Umgang und Miteinander.
Was ist dabei Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Im AV-Markt (Audio- und Video) ist rebeam Vorreiter mit dem Refurbishing von Projektoren. Seit 2009 bereitet rebeam gebrauchte Projektoren auf und hat sich durch das Zerlegen bis auf die kleinste Bauteilebene ein großes Ersatzteillager zulegen können. Dieser Ansatz ist einzigartig in der Beamer-Branche.
Durch die langjährige Erfahrung der Techniker im Umgang mit Beamern ist es rebeam möglich, über 8.500 Modelle, unabhängig vom Hersteller, wieder instand zu setzen. Daher ist die Qualität und Zuverlässigkeit der refurbished Beamer von rebeam vergleichbar mit der von Neuware. Die markenübergreifende Reparaturwerkstatt kann aufgrund von gebrauchten und selbst ausgebauten Ersatzteilen auch externe Geräte, zum Beispiel von Theatern, Schulen und Privatpersonen, zu attraktiven Konditionen wiederaufarbeiten.
80 Prozent der Geräte, die rebeam über seine Ankaufsplattform www.sellmyprojector.com ankauft, können vollständig refurbished werden, 15 Prozent werden als Ersatzteilspender genutzt und 5 Prozent gehen weiter zu einem Recyclinghof.
Welchen Tipp haben Sie für Gründerinnen und Gründer in der Green Economy?
Dranbleiben und Mehrwerte schaffen! Möglichst viele positive Effekte miteinander kombinieren/verketten. Grüne Ideen bieten mehr Möglichkeiten als „normale“ Geschäftsideen, damit nicht nur ein Geschäft aufzubauen, sondern zugleich Gutes zu tun. So können freiwillig nachhaltige oder soziale Projekte gefördert oder durch den Einkauf des Kunden unterstützt werden.
Es ist wichtig, frühzeitig anfangen zu lernen, dass man nicht alles selber machen kann. Entscheidend ist eine ordentliche und gute Buchhaltung, damit man den Kopf für die wichtigen Dinge frei hat.
Wer sich noch inspirieren lassen möchte kann sich mal das Blue Economy Buch von Gunter Pauli anschauen. Hier sind noch so viele großartige Ideen drin...
Warum wollen Sie den StartGreen Award 2016 gewinnen?
Weil wir als Inspiration und Beispiel zeigen wollen, dass hochwertige elektronische Unterhaltungsgeräte auch in dieser modernen Zeit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten können. Alle haben Laptop, TV oder Beamer zuhause. Vor allem bei Bildwiedergabegeräten wie Displays und Beamern hat sich jedoch technologisch nicht so viel getan, dass sich ein Neukauf alle paar Jahre rechtfertigen lässt.