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Ökosysteme für Start-ups
© Creating a concept for a new co-working... von foam unter CC BY-NC-ND 2.0
„Wenn Sie als ausländischer Unternehmensgründer beispielsweise in Berlin landen, keinen Menschen kennen, kein Wort Deutsch sprechen, dann haben sie hier jede Menge Anlaufstationen, zu denen Sie gehen können: Co-Working-Spaces, Beratungseinrichtungen, Venture-Capital-Anbieter. Sie können in Berlin täglich vom Founder Breakfast und Gründer- Mittagstisch über diverse Nachmittagsveranstaltungen bis zu Gründer-Events am Abend unterwegs sein“, so Nikolas Samios, Chief Operating Officer beim Venture-Capital-Anbieter German Startups Group. Ähnliches erleben Deutsche, die mit ihren Start-up(-Träumen) in die derzeit angesagten Städte im europäischen Ausland, in die USA oder nach Asien gehen.
Gut leben, trotz kleinem Budget
Wer wissen möchte, welche Orte zur Zeit besonders im Trend liegen, braucht im Internet nicht lange zu suchen. Zahlreiche Webseiten informieren über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Standorte. Dabei liegen nicht nur die vielzitierten Metropolen wie Los Angeles, Berlin, New York oder London im Rennen. Aktuell rücken zum Beispiel Bukarest, Zagreb und Athen oder auch das indische Bangalore ins Blickfeld. Nicht zuletzt, weil für viele Gründerinnen und Gründer, die noch ganz am Anfang stehen, zwei weitere Kriterien entscheidend sind, weiß Nikolas Samios: „Eine wichtige Rolle spielen die Wohnqualität, Restaurants, Clubs und so weiter, sowie die damit verbundenen Kosten. Die Standorte, die hier gut abschneiden, erleben momentan einen echten Boom. Bisher angesagte Hotspots wie etwa London, Paris, vielleicht auch Stockholm und sicher auch das Silicon Valley, verlieren unter diesem Aspekt an Attraktivität.“ Noch aber ist das Silicon Valley die absolute Nummer 1 im Ranking der Start-up- „Ökosysteme“.
Lange Zeit unterschätzt, hat inzwischen Berlin einen Riesenschritt nach vorne gemacht. In den letzten drei Jahren hat es sich zu einem der begehrtesten Plätze der internationalen Gründer-Community entwickelt. Jan Pörksen, Geschäftsführer Existenzgründung und Unternehmensförderung der Industrie- und Handelskammer Berlin: „Internationale Gründerinnen und Gründer sind der Motor des Gründungsgeschehens in Berlin. Hatte vor zehn Jahren in Berlin nur jeder fünfte Neugründer einen internationalen Hintergrund, so ist es heute bereits jeder Zweite.“ Das Berliner „Gründer-Ökosystem“ mit seinen vielfältigen Ideen ist inzwischen so groß, dass es auch ausländische Investoren in die deutsche Hauptstadt zieht. Thomas Einsfelder von „Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie“ freut sich über den Zuzug von hauptsächlich jungen Leuten aus aller Welt, die hier ihr Startup gründen möchten. „Was wir seit zwei, drei Jahren beobachten können, ist, dass auch Investoren aus dem Ausland zu uns kommen und sagen: ‚Wir überlegen, ob wir mit diesem Start-up nach Berlin kommen, weil die Bedingungen für dieses Start-up hier gut sind‘.
Dabei beobachten wir, dass für Start-ups vor allen Dingen Finanzierungsangebote im Bereich Venture Capital, Services im Bereich der Personalrekrutierung und natürlich auch Angebote zur internationalen Vernetzung interessant sind.“ Alles Dinge, die typisch für Städte und Regionen sind, die die Liste der weltweiten Hubs der Gründerszene anführen.
Türöffner: internationale Teams
Ein wichtiger Erfolgsfaktor auf dem Weg in den internationalen Markt ist vor allem die Zusammensetzung des Gründungsteams und der Mitarbeiter. Für Sami Bettaieb, Mitglied im Team „Internationale Märkte“ der Start-up-Unit der Industrie- und Handelskammer Berlin, sind sie es, die die Startups vorantreiben: „International zusammengesetzte Teams bringen vertiefte Kenntnisse über die verschiedenen Märkte mit. Sie wissen, was man interkulturell berücksichtigen muss und sprechen womöglich die Sprache der Zielmärkte. Das sind Riesenvorteile, auch wenn diese Vielfalt manchmal schwierig zu managen und in einer Unternehmenskultur zu bündeln ist.“
Internationale Teams könnten speziell auch deutschen Startups etwas mehr auf die Sprünge helfen, so die Erfahrung von Nikolas Samios. „Deutsche Start-ups tun sich manchmal schwer mit der Internationalisierung. Deutschland ist ein sehr großer Markt, so dass viele erst einmal hier ihr Geschäft aufbauen und Geld verdienen wollen. Skandinavier beispielsweise konnten so etwas noch nie. Ein schwedischer Gründer weiß, dass er zuhause einen relativ kleinen Markt hat. Deshalb muss er international denken, vom ersten Tag an. Für einen deutschen Gründer gilt das nicht unbedingt. Wenn der Leute ins Team holt, die sozusagen von Hause aus international gepolt sind, bringt ihn das schneller auf internationalen Kurs.“
Den richtigen Markt finden
Auch wenn sich an den internationalen Hotspots die Startup-Szene trifft und das Leben tobt, stellt sich dennoch die Frage, welches Land bzw. welcher Markt tatsächlich für den unternehmerischen Einstieg geeignet ist. Wer „Nägel mit Köpfen“ machen will, braucht Zeit und muss Geld in die Hand nehmen, um sich erfolgreich auf dem Zielmarkt zu etablieren. Dabei müssen es nicht gleich die USA oder Asien sein. Viele Start-ups bevorzugen zunächst Länder innerhalb der Europäischen Union und die Schweiz. Der Binnenmarkt bietet mit seiner gemeinsamen Währung, seinen einheitlichen Arbeits- und Handelsformalitäten sowie Anlaufstellen für Unternehmen gute Möglichkeiten, sich zu internationalisieren.
Dieser Artikel stammt aus dem eMagazin "erfolghoch2" Ausgabe November 2015 des Existenzgründerportal des BMWi. Hier finden Sie den originalen Artikel.