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"Nachhaltigkeit und Authentizität"

© © EMH.1, v.l.n.r: Walter Vollmer, technische Ausführung; Ferdinand Locher, Vertrieb und Produktmarketing; Sonja Ansorge, Design und Produktmarketing

 

Das Start-up EMH.1 fertigt Möbel aus beschädigtem Holz, das normalerweise entsorgt werden würde. Traditionelle Handwerkskunst statt Massenware!


 

Was konkret ist Ihre Geschäftsidee und wie werden Sie damit die Kreislaufwirtschaft voranbringen?

Wir von EMH.1 verwenden bei allen unseren Möbeln die Baustoffe (Alt)holz und Stahl. Das Holz das wir verarbeiten gewinnen wir aus alten Gebäuden, die von unserer Partnerfirma JaKo Baudenkmalpflege GmbH abgebaut oder restauriert werden. Beschädigtes Holz das normalerweise entsorgt werden würde ist für uns die wichtigste Komponente bei der Herstellung unserer Möbel. So verlängern wir den Lebenszyklus des bereits jahrhundertealten Holzes um Jahre. Wir haben einen festen Partner der unsere Stahlteile produziert. Hier wird jedoch nicht nur aus neuen Stahlplatten gefertigt. Es werden auch Stahlabschnitte verwendet die sonst direkt ihren Weg ins Recycling gehen würden. Auch wenn Stahl zu 88% wiederaufbereitet werden kann, reduzieren wir hier erst einmal anfallenden Stahlschrott.

 

Was sind die besonderen Herausforderungen Ihrer Branche für innovative Start-ups?

1. Alleinstellungsmerkmal: „Vintage“ erfährt in den letzten Jahren einen starken Aufwärtstrend, sei es bei Kleidung oder in der Möbelindustrie. Vieles was uns täglich unter dem Begriff Vintage begegnet entspricht jedoch nicht tatsächlich der Definition Vintage sondern ist „nur alt gemacht“. Vintage bedeutet „Altes schätzen“ oder „Tradition pflegen“. An diesem Punkt heben wir uns von der breiten Masse ab, denn der Hauptbestandteil unserer Möbel ist oft jahrzehnte-, meistens bereits jahrhundertealtes Holz. Das macht uns authentisch, einzigartig und „vintage“!

2. Produktion: Unsere Möbel werden überwiegend in traditioneller Handwerkskunst gefertigt, da nicht nur der Respekt im Umgang unter allen unseren Mitarbeitern im Vordergrund steht, sondern auch der gegenüber den Rohstoffen mit denen wir jeden Tag arbeiten. Das hat zur Folge, dass wir nicht in der Geschwindigkeit produzieren können wie ein Unternehmen das seine Möbel maschinell fertigt. Dieses Problem haben wir gelöst, indem wir möglichst modulare Bauteile verwenden, die durch unsere eigenen Schreiner einfach und in kurzen Zeiten produziert werden können. Unser Ziel ist es zukünftig auch mit Werkstätten zusammenzuarbeiten, die Menschen mit Behinderung beschäftigten.

3. Versand: Das massive Holz führt dazu, dass wir teilweise enorme Massen versenden müssen. Hier ist es nicht mehr möglich über einen Paketdienst zu liefern, was nicht nur den Versand an sich verkompliziert, sondern auch die Kosten für diesen in die Höhe treibt. Wir versenden deshalb nur über eine Spedition: Masse macht Kasse!

 

Wer hat Sie bei Ihrem Vorhaben unterstützt, was hat Ihnen geholfen (Finanzierung/Geschäftsmodellentwicklung/ Markteinführung etc.) Was hat sich als Sackgasse erwiesen?

Wir haben das Glück, dass wir von unserer Partnerfirma JaKo Baudenkmalpflege GmbH in der Finanzierung unterstützt werden. Außer der finanziellen Unterstützung bekommen wir von JaKo auch die Grundessenz für unsere Möbel gestellt: Altholz! Was die Geschäftsmodellentwicklung und Marketingführung betrifft, haben wir unser eigenes Know-how einsetzen können, das wir aus den Erfahrungen in unseren vorherigen Tätigkeiten gesammelt haben. Vorsichtig sind wir inzwischen geworden wenn wir „Bekannte“ auf mehr oder weniger freiwilliger Basis mit ins Boot genommen haben: Das kann eine Sackgasse sein, muss es aber natürlich nicht! Nicht jeder arbeitet mit den gleichen Intentionen, nämlich der Leidenschaft für das was man macht. Inzwischen vertrauen wir auf die Unterstützung von professionellen Partnern wie z.B. einer Medienagentur.

 

Wie könnten Start-ups mit Geschäftsmodellen für die Kreislaufwirtschaft besser unterstützt werden? Von wem? Womit?

Da das Finanzielle bei der Neugründung einer Unternehmung immer eine entscheidende Rolle spielt, wären besondere Angebote für Start-ups sehr hilfreich. Da (finanzieller) Erfolg in unserer Branche inzwischen vor allem durch digitales Marketing erlangt wird, sind hier im Besonderen Agenturen gemeint, die sich auf diese Form der Vermarktung spezialisiert haben. Unser Vorteil bei EMH.1 war, dass unser wichtigstes Material quasi eine Spende war bzw. immer noch ist – die Grundlage für alle unsere weiteren Handlungen. Es ist zu sehen wie eine Finanzspritze für ein armes Land. Ist es nicht sinnvoller an der Quelle der Armut anzusetzen? Wenn beispielsweise eine Schule gebaut würde, könnte finanzielle Armut mit geistigem Reichtum bekämpft werden!

 

Welche Tipps haben Sie für andere Start-ups, die mit einer nachhaltigen Geschäftsidee in diesem Feld durchstarten wollen?

Die Schlüsselwörter sind Nachhaltigkeit und Authentizität! Authentizität ist unserer Meinung nach die Grundlage für jede Geschäftsidee, besonders wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Dieser Begriff und dessen Bedeutung gewinnt immer mehr Stellenwert in unserer Gesellschaft. Uns war es wichtig, ein schlüssiges Geschäftsmodell was Nachhaltigkeit betrifft zu entwickeln, hinter dem wir zu 100% stehen. Das macht uns authentisch.

 

Weitere Informationen zu EMH.1 hier.

 

StartGreen ist das Online-Informations- und Vernetzungsportal des Borderstep Instituts für die grüne Gründungsszene in Deutschland. Hier informieren und vernetzen sich grüne Gründerinnen und Gründer, grüne Start-ups, grüne Investorinnen und Investoren und Finanzierende, nachhaltig orientierte Gründungszentren u.v.m. um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.

Dieses Projekt wurde gefördert durch
logos von 'Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz' und 'Nationale Klimaschutz Initiative'