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Mit dem eRoller in die Zukunft?

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Ich besitze ein Auto, also bin ich. Seit Langem ist das eigene Auto weit mehr als ein einfaches Fortbewegungsmittel. Für viele ist es ein Symbol für Freiheit, Unabhängigkeit und Status. Aber ist es immer sinnvoll? Gibt es keine Alternativen, die vielleicht sogar mehr Nachhaltigkeit in die alltägliche Mobilität bringen könnten?

Im Interview berichtet Valerian Seither, Co-Gründer vom eRoller-Sharing-Anbieter eMio, über seine Sicht auf die Zukunft der Mobilität und seine Erfahrungen als grüner Gründer.

 

Die unbequeme Seite der eigenen Mobilität

Montagmorgen 7:00 Uhr. Nach einem entspannten Wochenende mit Freunden und Familie begebe ich mich mit dem Auto auf die tägliche Reise ins Büro. Doch kaum losgefahren stoppt es auch schon. Stau. Für einen Weg, den ich in einer halben Stunde auch mit dem Fahrrad bestreiten könnte, benötige ich doppelt so viel Zeit. Endlich angekommen heißt es nun beeilen. Schnell noch einen Parkplatz finden und dann ab zum ersten Meeting, der Kunde wartet sicher schon.

Ähnlich wie mir geht es Tausenden überall auf der Welt. So hat zum Beispiel der Autokonzern BMW herausgefunden, dass wir im Durchschnitt etwa drei Jahre unseres Lebens im Auto verbringen. Ganze sechs Monate davon im Stau.

Achten wir beim Reisen oder Einkaufen stets auf die günstigsten Angebote, scheint uns dieser Aspekt in der Mobilität egal zu sein. So hat eine Untersuchung der Wirtschaftswoche  ergeben, dass sich ein Auto finanziell erst dann lohnt, wenn wir mehr als 11.250 km im Jahr unterwegs sind. Etwa die Hälfte aller Deutschen ist jedoch nicht einmal 10.000 km jährlich unterwegs.

Dennoch: Könnt ihr euch vorstellen, in Zukunft auf das eigene Auto zu verzichten?

 

Grüne Alternativen zu überholten Mobilitätskonzepten

Neben einer Reihe von technischen Neu- und Weiterentwicklungen, wie Elektro- oder Wasserstoffantrieben, setzen viele Experten für die  Zukunft vor allem auf eine intelligente Mobilität. Der Fachbegriff intermodaler Verkehr beschreibt den Transport von Gütern in einer mehrgliedrigen Transportkette. Vereinfacht bedeutet das, dass wir den Weg von A nach B in Zukunft nicht mehr mit einem einzigen, sondern mit einer Reihe verschiedener, gut aufeinander abgestimmter Verkehrsmittel zurücklegen werden.

Mit Flugzeug oder Bahn auf Fernreisen, dem öffentlichen Nahverkehr in Städten oder einer effizienten Flotte von Leih-Angeboten stehen immer die richtigen Verkehrsmittel zur Verfügung. Digitale Lösungen helfen in Echtzeit bei der Nutzung der passenden Möglichkeiten und garantieren neben einer hohen Flexibilität auch Effizienz und Komfort.

 

eMio – Mit dem Elektroroller durch die Stadt

Das Berliner Start-up eMio liefert gleich vier Voraussetzungen für die nachhaltige Mobilität von morgen, denn das junge Unternehmen bietet eine Flotte von 150 Elektrorollern, die über eine App einfach gefunden und gemietet werden können. Vor allem in Großstädten wie Berlin übernehmen die Roller dabei einen wichtigen Teil der intermodalen Verkehrskette. Sie bieten weit mehr Flexibilität als Auto oder Bahn, rollen dank elektrischem Antrieb ohne Schadstoffe und machen dazu auch noch Spaß.

 

Im Interview berichtet Co-Gründer Valerian Seither über eMio und die Erfahrungen einer grünen Gründung:

Valerian, wie bist du auf deine Gründungsidee gestoßen?

Ich habe an der TU Darmstadt und an der TU Berlin Wirtschaftsingenieurwesen studiert und noch während meines Masterstudiums ist zwei Kommilitonen und mir die Idee zum Elektroroller-Sharing gekommen. Für uns war es der ideale Zeitpunkt das Projekt weiterzutreiben, und es letztendlich im Sommer letzten Jahres zum Markteintritt zu führen.

Wie stellst du dir die Zukunft unserer Mobilität vor - wird das eigene Auto vielleicht irgendwann komplett überflüssig?

Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass vor allem in urbanen Ballungszentren das Konzept des eigenen Fahrzeugbesitzes schon in sehr naher Zukunft irrelevant sein wird. Vielmehr wird man das geeignete Fahrzeug für den jeweiligen Anlass aussuchen. Den Transporter für den Möbeleinkauf, die Bahn für die Langstrecke und den Elektroroller für die entspannte Fahrt in den Feierabend. Das bedeutet größtmögliche Flexibilität und Komfort. Die zunehmende Autonomisierung des Verkehrs wird ihr Übriges tun.

Auch wenn die grüne Gründerszene wächst, ist es nicht immer leicht, mit nachhaltigen Themen Erfolg zu haben. Welche besonderen Herausforderungen musstet ihr bis heute bewältigen?

Elektroroller liegen in der Anschaffung preislich deutlich über den Rollern mit Verbrennungsmotoren. Das erschwert natürlich die Finanzierungssuche für die Bereitstellung der Roller. Gleichzeitig kann man dieses Thema aber auch für sich nutzen: In der Diskussion mit der Stadt um Parkmöglichkeiten war nämlich der entscheidende Faktor, dass wir mit unserem Angebot aktiv den CO2-Ausstoß in der Stadt senken.

Mit eMio seid ihr ein Teil des Climate-KIC Gründerprogramms, eine der größten europäischen Innovationsinitiativen für klimafreundliche Technologien. Spielt die Nachhaltigkeit dabei auch intern eine Rolle im Aufbau eures Unternehmens? 

Natürlich wollen wir auch mit unserem Unternehmen einen nachhaltigen Erfolg anstreben. Aber wie sicher kann man sich da im Start-up-Umfeld sein? Eigentlich kaum. Unser Ansatz ist es, ein Unternehmen mit nachhaltigem Ansatz aufzubauen, das aber gleichzeitig für den Kunden vor allem außerhalb des Nachhaltigkeitsaspekts einen attraktiven Mehrwert bietet. So sehen wir die größten Chancen, mit einer nachhaltigen Idee auch nachhaltigen Erfolg zu haben. 

Wie hoch schätzt du den Einfluss, den eMio auf zukünftige Mobilitätskonzepte und die Entwicklung der grünen Wirtschaft in Deutschland haben kann? 

Ich sehe, dass wir sehr vielen Menschen die Elektromobilität näherbringen. Für den Großteil unserer Kunden ist die Fahrt auf einem unserer Roller der erste Berührungspunkt mit dieser Antriebsart. Wir müssen uns aber auch nichts vormachen: mit derzeit 150 Rollern haben wir keinen signifikanten Einfluss auf die grüne Wirtschaft in Deutschland. Wir sehen uns aber als einen weiteren attraktiven Baustein im geteilten Mobilitätsangebot. Und die vielen  existierenden Bausteine werden zusammen eine immer größere Bedeutung in der deutschen Wirtschaft erlangen.

Weitere Informationen zu eMio gibt’s hier.

StartGreen ist das Online-Informations- und Vernetzungsportal des Borderstep Instituts für die grüne Gründungsszene in Deutschland. Hier informieren und vernetzen sich grüne Gründerinnen und Gründer, grüne Start-ups, grüne Investorinnen und Investoren und Finanzierende, nachhaltig orientierte Gründungszentren u.v.m. um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.

Dieses Projekt wurde gefördert durch
logos von 'Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz' und 'Nationale Klimaschutz Initiative'