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Lebensmittel retten und genießen

© © TooGoodToGo

 

6,67 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr im Müll. Davon kommen etwa 1,9 Millionen Tonnen von Großverbrauchern wie Gaststätten, Hotels oder Schulen. Die App TooGoodToGo hat dieser Verschwendung nun den Kampf angesagt.


 

20 Milliarden Euro- für diesen Wert werden jedes Jahr Tonnen von Lebensmitteln einfach weggeworfen werden, allein in Deutschland. Vor allem wenn man bedenkt, wie viele Menschen tagtäglich hungern, ist das nur schwer nachvollziehbar.  

Gründe für die Verschwendung der oft noch genießbaren Lebensmittel gibt es viele: Während ein Großteil gar nicht erst in den Handel kommt, weil Größe, Farbe oder Form nicht der Norm entsprechen, gehen Experten davon aus, dass jeder Deutsche etwas mehr als 80 Kilogramm im Jahr in den Abfall wirft. Zusammengerechnet entspricht das einer enormen Masse von rund 6,67 Millionen Tonnen.

Eine Ebene höher verursachen aber auch Großverbraucher wie Gaststätten, Hotels, Kliniken oder Schulen Lebensmittel-Abfälle von etwa 1,9 Millionen Tonnen pro Jahr. Während die Verschwendung in privaten Hauhalten bereits durch einen bewussteren Umgang mit den Lebensmitteln reduziert werden könnte, entstehen große Teile des Abfalls in Gaststätten und Hotels durch zu viele zubereitete Speisen.

 

Das Start-up TooGoodToGo – auf Deutsch etwa „zu gut zum Wegwerfen“ – setzt genau da an und möchte die Lebensmittelverschwendung im Gastronomie-Bereich spürbar senken. Wie das funktioniert, welche Vorteile das hat und wie auch ihr damit günstig zu gutem Essen kommt, verrät Philip aus dem TooGoodToGo-Team im Interview.

 

Kannst Du erklären, wie TooGoodToGo funktioniert und wie es dabei hilft, die Lebensmittelverschwendung im Gastronomiebereich zu reduzieren?

TooGoodToGo vermittelt nicht verkauftes Essen aus Restaurants an Konsumenten. Ganz einfach funktioniert das über unsere App oder unsere Website. Verbraucher erstellen sich dazu einen kostenfreien Account und können aus einer Liste der zur Auswahl stehenden Restaurants wählen. Nachdem sie sich eine oder mehrere Portionen bestellt haben, können Konsumenten diese einfach vor Ort abholen.

Da es bei TooGoodToGo um die Vermeidung von Lebensmittelresten geht, ist der Zeitpunkt für die Abholung meist am Ende des Tages oder gegen Ende einer bestimmten Aktionszeit – wie zum Beispiel dem Mittagsmenü. So kann sichergestellt werden, dass die Restaurants durch TooGoodToGo nicht mehr Gerichte produzieren und wirklich nur übrig gebliebene Essen verteilen.

Wichtig zu wissen ist, dass bereits verarbeitete Ware generell nicht an Einrichtungen wie die Tafeln verteilt werden darf. Während es für die vielen kleinen Restaurants und Bäckereien dabei oft einfach zu teuer ist, eigene Strukturen zur Verwertung der Lebensmittelreste zu schaffen, rettet TooGoodToGo täglich viele Gerichte vor dem Müll indem sie einfach von Kunden abgeholt werden können.

 

TooGoodToGo kann sowohl von Restaurants, als auch von Verbrauchen genutzt werden. Wie können beide davon profitieren?

Endverbraucher bekommen sehr günstige tagesfrische Restaurant-Essen für 3 bis 4 Euro je Portion.

Das Restaurant bekommt dagegen die Möglichkeit, übrig gebliebene Speisen zu verwerten und zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Dabei wird es vor allem für die Gastronomie sehr einfach. Denn wir von TooGoodToGo stellen Verpackungsmaterialien, organisieren den Verkauf und bezahlen die Gerichte einmal im Monat. Während die Konsumenten die Essen abholen müssen, haben Restaurants und Bäckereien kaum mehr Aufwand als im übrigen Tagesgeschäft.

 

Wie schätzt Ihr die Auswirkungen dieses Systems auf den Klimawandel ein? Kann TooGoodToGo auch dabei helfen, die globale Erwärmung einzudämmen?

Ja, denn TooGoodToGo hilft dabei, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Und das nicht nur im Bereich Gastronomie – dem Bereich mit der zweitgrößten Verschwendung – sondern indirekt auch in privaten Haushalten. Denn durch den Kauf frisch zubereiteter Speisen über unsere App kann der übrige Konsum reduziert werden. Werden weniger verderbliche Lebensmittel eingekauft, sinkt auch hier – im Bereich mit der größten Verschwendung – die Masse weggeworfener Lebensmittel.

 

Auch wenn die grüne Gründerszene wächst, ist es nicht immer leicht, mit nachhaltigen Themen Erfolg zu haben. Welche besonderen Herausforderungen musstet ihr bis heute bewältigen?

Die erste Herausforderung war es, die nachhaltige Idee in ein gutes und leicht verständliches Geschäftsmodell zu verpacken. Vor allem, wenn es darum geht, sich sozial einzusetzen, hilft es den Teilnehmern – in diesem Fall den Kunden – ein einfaches Produkt, ohne zusätzliche Mühen zu haben. Egal wie gut eine Idee ist – nachhaltig wird sie nur dann, wenn Kunden das Produkt verstehen und genügend Anreize haben, sich daran zu beteiligen. Mit der TooGoodToGo-App ist uns das bis heute glaube ich ganz gut gelungen.

Eine zweite Herausforderung ergab sich, als wir TooGoodToGo nach dem Start in Dänemark auch in Deutschland veröffentlicht haben, denn während sich in Dänemark viel auf Kopenhagen konzentriert – hier ist man überall schnell mit dem Fahrrad – sind die Entfernungen in Deutschland größer. Muss ein Kunde 20 Minuten mit dem Bus oder Fahrrad zum nächsten Restaurant fahren, ist das natürlich eine große Hürde. Auch wenn wir heute bereits viele Anfragen aus kleinen Orten haben, ist es mit den begrenzten Start-up-Ressourcen nicht immer leicht, alle Regionen zeitgleich zu erschließen.

 

Mit TooGoodToGo arbeitet ihr an einem nachhaltigen Thema. Spielt die Nachhaltigkeit auch eine Rolle im Alltag und Aufbau eures Unternehmens?

Das Thema Nachhaltigkeit ist von Beginn an fest in unserem System verankert. Neben dem TooGoodToGo-Konzept selbst achten wir so zum Beispiel auch darauf, Plastik-Müll zu vermeiden und beliefern Restaurants zum Beispiel mit Verpackungsmaterialien aus Zuckerrohr.

Darüber hinaus spielt das Nachhaltigkeits-Thema aber auch für alle im Team eine große Rolle. So arbeiten wir aktiv und mit viel Engagement daran, bewusst mit den Ressourcen umzugehen, die uns heute zur Verfügung stehen.   

 

Welche Möglichkeiten gibt es, euch auf eurem Weg zu unterstützen?

Da wir als Start-up mit sehr begrenzten Ressourcen arbeiten, freuen wir uns natürlich über interessierte Gastronomie-Betriebe. Mit Kundenanfragen aus vielen deutschen Städten können wir die Betriebe in der Regel auch sehr schnell und unkompliziert in unser System aufnehmen.

 

Alle Informationen zu TooGoodToGo gibt es hier.

StartGreen ist das Online-Informations- und Vernetzungsportal des Borderstep Instituts für die grüne Gründungsszene in Deutschland. Hier informieren und vernetzen sich grüne Gründerinnen und Gründer, grüne Start-ups, grüne Investorinnen und Investoren und Finanzierende, nachhaltig orientierte Gründungszentren u.v.m. um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.

Dieses Projekt wurde gefördert durch
logos von 'Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz' und 'Nationale Klimaschutz Initiative'