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Die Macht der Lebensmittelkonzerne wächst
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Die Konzerne treiben die Industrialisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Acker bis zur Ladentheke voran. Aber wann ist groß zu groß?
Viele Menschen wissen: Die Produktion von Lebensmitteln hat nur in seltenen Fällen noch etwas mit einer traditionellen bäuerlichen Landwirtschaft und intakten Natur zu tun. Lebensmittel werden heutzutage weltweit hauptsächlich von wenigen großen Konzernen produziert. Diese teilen Land und Märkte untereinander auf und bilden eine Machtkonzentration. Zukünftig wird diese Konzentration weiter zunehmen, da in den südlichen Ländern die Mittelschicht wächst, sodass auch hier die Konsum- und Ernährungsgewohnheiten weiter zunehmen werden. Als Folge daraus wird die Nachfrage nach verarbeiteten Lebensmitteln weltweit steigen.
Vom Acker bis zur Ladentheke - in allen Stufen der Lieferkette finden Konzentrationsprozesse statt. Agrar-, Lebensmittel- und Handelskonzerne treiben die Industrialisierung voran. Seit den 80ern sind verstärkt Fusionen und Übernahmen zu beobachten, die Konzerne werden immer größer. Sie fördern mit ihrer Verkaufs- und Einkaufspolitik eine Landwirtschaft, bei der die Steigerung der Produktivität im Mittelpunkt steht. In dem Kampf um Marktanteile wachsen die größten Player, während Bäuerinnen und Bauern sowie Arbeiter und Arbeiterinnen keine Chance mehr haben. Durch ihre Marktmacht erlangen die Konzerne zunehmend politischen Einfluss. Die Folge ist, dass die globalen Ungleichheiten immer mehr zunehmen werden, denn die Schere zwischen Agrar- und Lebensmittelkonzernen und Bäuerinnen und Bauern sowie er Arbeiter und Arbeiterinnen wird immer größer. Auch die Natur leidet unter der zunehmenden industriellen Landwirtschaft. Folgen wie Verlust an fruchtbaren Böden und Biodiversität, Überdüngung der Ozeane sowie Ausstoß an Treibhausgasen sind mittlerweile mehr als bekannt.
Aber trotzdem ist keine Neuorientierung bezüglich einer sozial-ökologischen Landwirtschaft in Sicht. Die Politik muss sich mit den gesellschaftlichen Folgen der hoch konzentrierten Märkte beschäftigen und Reformen im Wettbewerbsrecht vorantreiben. Hierbei müssen vor allem Fusionen wie beispielsweise Bayer/Monsanto zukünftig verhindert werden, damit die Konzentration der Märkte nicht weiter zunimmt. Das Problem ist leider nur, dass die Interessen der Politik und Wirtschaft sehr im Einklang miteinander sind, wie sich am Glyphosat-Fall erkennen lässt. Der veröffentlichte Konzernatlas 2017 behandelt die Probleme der Machtkonzentration der Konzerne und will zu einer sozial-ökologischen Neuorientierung der politischen Regulierung im Agrar- und Ernährungssektor anstoßen. Der Konzernatatlas ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Heinrich-Böll-Stiftung, Rosa-Luxemburg-Stiftung, BUND, Oxfam, Germanwatch und Le Monde diplomatique.
Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung