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Interpanel im Interview
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Interpanel: Raumklimatisierung über Decken und Wände
Wie kam Ihnen die Idee zu Ihrem Projekt?
Während der Arbeit und in vielen Interviews in Südostasien erlebten wir die wachsende Problematik einer effizienten und gesunden Raumklimatisierung. Insbesondere die Keim- und Gesundheitsbelastung – durch schlecht gewartete Klimaanlagen und ständige Zugluft – regte uns an, eine Lösung zu finden. Zahlreiche Experimente und Gedankenspiele waren schließlich der Ausgangspunkt, an dem die Entwicklung der Interpanel-Technologie begann. Die Versuche bestätigten uns. Die Fraunhofer Venture Gruppe sagte schließlich eine Unterstützung des Geschäftskonzeptes zu. Nach der Patentanmeldung folgte im Jahr 2016, neben zahlreichen erfolgreichen Wettbewerbsteilnahmen, der EXIST Forschungstransfer zur Unterstützung der Interpanel Systemtechnologie.
Wer hat Sie dabei unterstützt?
Mit der ersten Teilnahme an einem Fraunhofer internen Förderprogramm konnten wir die Innovation zur Finanzierung kontinuierlich weiterentwickeln. Unterstützung haben wir durch die Fraunhofer Gesellschaft, Hochschule Rosenheim als auch durch das hohe Engagement von Kollegen und Experten erhalten.
Welche Geldquellen haben Sie gesucht? Wie konnten Sie Investoren überzeugen?
Durch die Mittel von Fraunhofer Venture konnten wir den „Proof of Concept“ für EXIST Forschungstransfer I erbringen. Zusätzlich wurde auf Eigenkapital und Ressourcen der Gründer zurückgegriffen. Das war insbesondere für die Herstellung des Systems wichtig. Doch oft geht es nicht nur um flüssige Geldmittel, sondern darum, wie man die Dinge zügig voranbringt und entscheidet, mit wem und wie man weitere Schritte gehen will.
Welche Herausforderungen sehen Sie an Ihrem Beispiel für grünes Gründen in Deutschland?
Herausforderungen sehen wir insbesondere im Bereich der Zugangsvoraussetzungen zu den Zuschüssen sowie bürokratischen Hürden, die eine frühe Gründung nicht erlauben. Ohne ein Partnerunternehmen an unserer Seite wären einige wichtige Schritte nicht möglich gewesen. Auch ist es nötig, neben der Vision und der Idee ein tragfähiges und umsetzbares Geschäftskonzept zu realisieren. Der Zugang und offene Gespräche mit erfahrenen Unternehmern und Coaches sind dabei ebenso wichtig.
Was leistet Ihr Projekt für den Klimaschutz? Wie trägt es zum Wandel in der Gesellschaft bei?
Das Projekt entstand mit der Vision, dem rapide steigenden Bedarf an Raumkühlung, insbesondere in tropischen Regionen, effizienter und besser zu begegnen. Ebenso beugt die Lösung kaltluftbedingten Krankheiten vor. Diese führen insbesondere in Krankenhäusern und bei schlechter Wartung der Luftklimatisierung zu Gesundheitsschäden. Mit diesen Ansprüchen entwickeln wir ein multifunktionales Flächenkühlsystem, welches weltweit gesund und effizient Räume nicht nur kühlen, sondern auch beleuchten kann. Wir können den Energieverbrauch für ein angenehmes Raumklima, je nach Anwendungsfall, um bis zu 80 % reduzieren und kaltluftbedingte Krankheiten sowie Zugluft von vornherein ausschließen. Dies ist insbesondere in Krankenhäusern, Fitnessstudios oder Reha-Zentren wichtig. Weiterhin wird durch die modulare und sehr leichte Bauweise eine lange Nutzungszeit der Elemente gewährleistet. Daher müssen Platten nicht wie bisher deponiert oder wieder eingeschmolzen werden, sondern diese werden zurückgebaut und weiter eingesetzt. Diese Vorgehensweise spart Ressourcen und sorgt für minimale Lebenszykluskosten.
Welches Geschäftsmodell steckt hinter Ihrem Vorhaben?
Interpanel entwickelt, produziert und vertreibt das System direkt an Unternehmenskunden, Zulieferbetriebe und auch projektbezogen. Optional bieten wir Leasing und Mietmodelle zur Finanzierung an.
Was ist dabei Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Wir decken in einem System die nötigen Nutzerbedürfnisse in nahezu jeder Raumsituation ab. Unser Alleinstellungsmerkmal ist eine sehr schnell reagierende Flächentemperierung, die, weltweit einzigartig, dauerhaft unterhalb des Taupunktes der Umgebungsluft betrieben werden kann. Dieses Merkmal kombinieren wir mit einer Flächenlichtaktivierung- und Akustiklösung hinter einer bedruckbaren und wechselbaren Oberfläche in einem einbaufertigen Element. Bisherige Lösungen können in der Regel nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zurückgebaut und neu eingesetzt werden. Durch die modulare Bauweise ist der neue Einsatz in einer Folgenutzung zügig und kosteneffizient realisierbar. Damit wird das System auch für Mieter und im Bereich der Nachrüstung attraktiv.
Welchen Tipp haben Sie für Gründerinnen und Gründer in der Green Economy?
Eine klare Vision und der feste Wille, seine Idee zu einer Innovation zu transformieren, auch wenn auf dem Weg Rückschläge und viel Arbeit in Kauf genommen werden muss.
Warum wollen Sie den StartGreen Award 2016 gewinnen?
Für uns wäre der StartGreen Award die bisher größte Auszeichnung. Als junges Start-up mit einer Innovation im Hardwarebereich möchten wir einen großen Beitrag zum Klimaschutz, aber auch zur Verbesserung der Gesundheit in besonders empfindlichen Bereichen ermöglichen. Unsere Vision ist, mit unserem System den Energieverbrauch, den CO2-Ausstoß und Krankheitsfälle zu verringern. Wir würden uns sehr über diese Auszeichnung freuen und hoffen, dass wir dadurch ein Umdenken in der Branche bewirken können.