Nachrichten

Start-up-Motor Uni: Grüne Gründerhochschulen vorgestellt

© © Rawpixel_Fotolia.com


In Deutschland gibt es laut Förderkreis Gründungsforschung e.V. (FGF) 128 Gründungslehrstühle.  Auch das EXIST Programm fördert seit Jahren Gründungen aus Hochschulen mit dem Ziel, das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu verbessern.

An vielen Lehrstuhlstandorten sind zentrale Einrichtungen mit Gründungsschwerpunkt entstanden, die häufig fachbereichsübergreifend aufgestellt sind. So ermöglichen sie Qualifizierung, Beratung und Vernetzung von gründungsinteressierten Studierenden aus unterschiedlichen Disziplinen. Im aktuellen Ranking des Stiftungsverbands für die Deutsche Wissenschaft liegen dabei die Technische Hochschule München sowie die Hochschule München vorn, die Leuphana Universität Lüneburg sowie die Europa Universität Viadrina schneiden in der Rubrik große und mittlere Hochschulen sehr gut ab.

Wer allerdings eine „grüne“ Geschäftsidee hat und sich dazu Expertise aneignen will, wird sich in Deutschland schwer tun, nicht nur in der Hochschullandschaft. Die explizite Förderung von Gründungen im Bereich der Green Economy steckt in Europa noch in den Kinderschuhen. Eine Ausnahme bestätigt auch hier die Regel: So fördert das Climate-KIC Netzwerk – eine europäische Innovationsinitiative für klimafreundliche Technologien – Innovationsprojekte, Start-ups und Nachwuchs-Innovatoren.

 

Angebote für Grüne Gründerinnen und Gründer: Diese deutschen Hochschulen sind Spitze

Nur wenige Hochschulen in Deutschland legen einen besonderen Schwerpunkt auf Sustainable Entrepreneurship.

Mit gutem Beispiel voran geht die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH), die auf das Kompetenzfeld Green Technologies als eines von drei Kompetenzfeldern zur Förderung des Unternehmertums an der Universität fokussiert. Das Gründungszentrum Startup Dock bündelt hierbei Gründungslehre, -beratung und -forschung und bietet zudem eine spezialisierte Beratung für grüne Technologien an wie auch einen Preis für nachhaltige Geschäftsideen. Geplant ist auch ein Innovationszentrum Green Technologies.

 

Auf eine lange Tradition der Lehre und Forschung im Bereich Nachhaltigkeit blickt die Universität Oldenburg zurück. Im Jahr 2010 wurde ihr Antrag für das Projekt „Gründerinnen- und Gründeruniversität“ im Rahmen des EXIST Programms bewilligt. Damit soll der Standort Oldenburg zu einem Zentrum für Unternehmensgründung unter den Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Nordwesten entwickelt werden. Schon jetzt ist der Masterstudiengang Sustainability Economics and Management (SEM) einer der führenden Nachhaltigkeitsstudiengänge in Deutschland. Deutschlandweit einzigartig ist auch das Oldenburger Modul Eco-Venturing, im Rahmen dessen Studierende neue oder bestehende „grüne“ Gründungsideen unter fachkundiger Anleitung und mit ausgewählten Praxispartnern vorantreiben.

 

Die TU Berlin setzt im Bereich Sustainable Entrepreneurship in Lehre und Forschung deutliche Akzente und arbeitet dabei mit Climate-KIC Deutschland und deren Gründungszentrum Green Garage zusammen.

 

Die Leuphana Universtität Lüneburg profiliert sich durch die Forschung des Center for Sustainability Management (CSM) im Bereich Sustainable Entrepreneurship. Bereits im Bachelor kann man zu diesem Thema eine eigene Veranstaltung besuchen. Der von der Hochschule angebotene MBA Sustainability Management hat einen deutlichen Entrepreneurship-Bezug.

 

An der Hochschule München ist nachhaltiges Unternehmertum durch das Strascheg Center for Entrepreneurship und die Social Entrepreneurship Akademie institutionell stark verankert. Zudem spielt Sustainable Entrepreneurship in der Lehre eine herausragende Rolle.

 

Einen Schwerpunkt in diesem Bereich setzen auch die Bergische Universität Wuppertal und die Fachhochschule Flensburg. Letztere hat zudem das International Green Entrepreneurship Forum ins Leben gerufen.

 

Zum Thema profiliert hat sich auch das Karlsruher Institut für Technologie, das Partner des deutschen KIC InnoEnergy Netzwerks ist.

 

Diese Bestrebungen unterstützt auch der Arbeitskreis „Sustainable Entrepreneurship“ des Förderkreises Gründerforschung, der aktuell von Prof. Dr. Klaus Fichter, zuständig für das Forschungs- und Lehrgebiet Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit an der Universität Oldenburg, geleitet wird. Erklärtes Ziel ist ein qualitativ hochwertiger Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie die Schaffung eines Netzwerks zu Forschung und Praxis von Sustainable Entrepreneurship und dem Feld Umwelt-/Nachhaltigkeitsinnovationen.

 

Nachhaltigkeit als wirtschaftliche Chance: Wie machen es andere Länder?

Während in Deutschland der Anstoß zur Beschäftigung mit Sustainable Entrepreneurship traditionell von Belangen des Umwelt- und Klimaschutzes ausgeht, steht in den USA dabei häufig ein wirtschaftlich orientierter Blickwinkel im Vordergrund.

So fokussiert die Presidio Graduate School auf Nachhaltigkeit in Wirtschaft, Politik und Recht und will dabei nach eigener Aussage eine Brücke schlagen zwischen Kommerz und Gemeinnutz. Im Mittelpunkt steht dabei der durchgängig integrierte Ansatz der Hochschule, der ökonomische, ökologische und soziale Belange vereint.

 

Auch die Bren School of Environmental Science and Management an der University of California, Santa Barbara konzentriert sich auf Unternehmen und Unternehmertum und versucht mittels eines interdisziplinären Zugangs, Umweltwissenschaften und Management miteinander zu verbinden. Ziel ist dabei, Umweltprobleme durch einen unternehmerischen Ansatz zu lösen. Hervorzuheben sind an der Bren School vor allem die Fächer „Eco-Entrepreneurship“ und „Corporate Environmental Management“. Als umweltwissenschaftliches Institut ist die Bren School hier eine Ausnahme, da das Thema Unternehmertum in den USA vor allem von Business Schools vorangetrieben wird.

 

Auch die kalifornische Singularity University möchte große globale Aufgaben wie Energie, Umwelt, Nahrung und Wasser angehen. Das „Global Solutions“ Programm bietet mehrwöchige Workshops, in denen internationale Teams Ideen zu den verschiedenen Themen entwickeln können. Dabei geht es vor allem um technische Lösungen- aber nicht ausschließlich: gemeinsam mit der Uni Maastricht hat der Leiter Nick Haan beispielsweise die Forschung zu künstlichem Fleisch vorangetrieben.

 

Das stark missionsorientierte Miller Center for Social Entrepreneurship der von Jesuiten gegründeten und geführten Santa Clara University stellt innovatives Unternehmertum in den Dienst der Menschheit und bietet entsprechende Programme an, insbesondere im Bereich Social Entrepreneurship. Das Global Social Benefit Institute konzentriert sich vor allem auf Mentoring im Rahmen von Inkubatoren- und Akzeleratorenprogrammen. Dazu gehört auch ein Fortbildungsprogramm zum Thema Impact Investing, das von Borderstep-Mitarbeiter Joerg Geier mitentwickelt wurde. Dieses richtet sich u.a. an klassische Investoren, Investment-Manager und Stiftungen.

 

Doch auch europäische Länder bewegen viel, wenn es um die Unterstützung von grünen Gründungen an Hochschulen geht. Die Chalmers University of Technology aus Schweden setzt ihren Schwerpunkt seit 30 Jahren auf Entrepreneurship und Nachhaltigkeit, sowohl bei den Inhalten als auch bei den Abschlüssen.

 

Ähnlich wie Chalmers ist auch die Lappeenranta University of Technology aus Finnland eine technische Hochschule, die sich durch einen starken Praxisbezug auszeichnet. Letztere entwickelte zum Beispiel Leistungskennzahlen („Key Performance Indicators“), ein Instrument, um sowohl nachhaltigkeitsorientierte wie auch unternehmerische Ziele zu verwirklichen.

 

Die University of Manchester sieht sich als Forschungsuniversität mit starkem gesellschaftlichem Fokus. Innovation, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung stehen dabei im Mittelpunkt und werden u.a. im Bachelor-Programm „Management (Innovation, Sustainability and Entrepreneurship)” zusammengeführt. „Innovation and Sustainability“ am Manchester Institute of Innovation Research sowie „Sustainable consumption” am Sustainable Consumption Institute sind Kernthemen in der Forschung an der University of Manchester.

 

Vernetzen hilft grünen Gründerinnen und Gründer

Es gibt viele Anknüpfungspunkte für die Integration des Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsgedankens in die Gründungsförderaktivitäten der deutschen Hochschulen. Eine führende Rolle können hierbei Hochschulen mit geeignetem Kompetenzen-Kontext (Entrepreneurship und Umweltwissenschaften) und interdisziplinären Ansätzen einnehmen.

Wichtig ist auch der Ausbau von Netzwerken, wie beispielsweise Climate-KIC, die ein förderndes Umfeld und Kooperationsmöglichkeiten zwischen Hochschulen bieten. Solch eine verstärkte Zusammenarbeit ermöglicht zum Beispiel die Erarbeitung von Lehr- und Veranstaltungskonzepten für Lehrkräfte und Gründungsberater, die für das Thema Gründung sensibilisieren. Das kann die Bereitschaft zum Gründen und vor allem die Kompetenzen zum Gründen in dem Feld Green Economy fördern.

Genau das hat sich auch die Gründerinitiative StartUp4Climate als Ziel gesetzt. Das von Borderstep Institut, ADT Bundesverband Deutscher Innovations-,  Technologie- und Gründerzentren sowie der EXIST-Gründerhochschule Universität Oldenburg initiierte Vorhaben setzt sich für die konsequente Ausrichtung der Gründungsförderung auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit ein und stärkt grüne Gründer bei der Einführung und Etablierung neuer Technologien und Dienstleistungen. Im Mittelpunkt steht dabei die Vernetzung von Gründerinnen und Gründern mit Gründungsförderern und Investoren über das Portal StartGreen. Hier können auch Universitäten, Hochschulen und Bildungseinrichtungen kostenlos ein Profil einrichten und mit ihren Angeboten Gründungsinteressierte und Start-ups direkt erreichen.

Mit dem von StartUp4Climate ausgeschriebenen StartGreen Award haben Universitäten in Deutschland nun erstmals die  Möglichkeit, sich für ihr Engagement in Sachen grüne Gründungen auszeichnen zu lassen und sich zugleich mit der nationalen grünen Gründerszene zu vernetzen. Bewerbungen sind noch bis zum 5. Oktober 2015 online möglich.


Autoren: Jörg Geier, Alexander Hain, Maya Schönfelder

StartGreen ist das Online-Informations- und Vernetzungsportal des Borderstep Instituts für die grüne Gründungsszene in Deutschland. Hier informieren und vernetzen sich grüne Gründerinnen und Gründer, grüne Start-ups, grüne Investorinnen und Investoren und Finanzierende, nachhaltig orientierte Gründungszentren u.v.m. um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.

Dieses Projekt wurde gefördert durch
logos von 'Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz' und 'Nationale Klimaschutz Initiative'