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Green Vision: Carbon Engineering
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Können die Herausforderungen unserer Zeit, wie der Klimawandel, die Übernutzung von Ressourcen und Ressourcenverschwendung mithilfe von Innovationen, kreativen Geschäftsmodellen und Technologien gelöst werden? Anhand von fünf Beispielen zeigen wir, welchen Beitrag grüne Start-ups zur Lösung solcher Herausforderungen leisten und wo ihre Grenzen liegen.
Wir stellen vor: "Carbon Engineering"
Carbon Engineering
Das Start-up Carbon Engineering wurde 2009 mit Sitz in Calgary im Bundesstaat Alberta in Kanada von Prof. David Keith gegründet. Es beschäftigt sich mit Lufteinfangtechnologien (Air Capture Technologies). Das sind Technologien, die dazu dienen Emissionen, allen voran CO2, aus der Luft zu filtern.
Mit Beginn der Industrialisierung vor mehr als 200 Jahren begann der Mensch fossile Rohstoffe in großem Ausmaß zur Energieerzeugung zu verbrennen und damit Emissionen zu erzeugen. Diese stiegen mit wachsender Wirtschaft und zunehmenden Wohlstand. Bislang sind (Welt-)Wirtschaftswachstum und CO2 Emissionen untrennbar miteinander verbunden. Vergangenes Jahr gelang es erstmalig, diesen Trend zu stoppen, dank des verstärkten Einsatzes erneuerbarer Energien. Selbst wenn es gelänge künftige CO2 Emissionen massiv zu reduzieren, ist der existierende CO2 Gehalt in der Atmosphäre viel zu hoch - mit entsprechenden Folgen für das Klima. Da helfen auch keine ehrgeizigen Emissionsreduktionsziele.
Doch was wäre, wenn das CO2 und andere schädliche Treibhausgase wieder aus der Atmosphäre entfernt werden könnte? Mit dergleichen beschäftigt sich das kanadische Start-up Carbon Engineering. Das Ziel ist Anlagen zu bauen, die das CO2 großflächig aus der Erdatmosphäre extrahieren. Der zurückgewonnene und quasi recycelte Kohlenstoff soll als Rohstoff wieder verkauft werden. Paradoxerweise ist Kohlenstoff als Ressource wertvoll. Er wird für vielfältige Zwecke in der Industrie genutzt. Außerdem ist er Energielieferant für Pflanzen.
Verfahren zur Extraktion von Kohlenstoff aus der Luft gibt es bereits. Sie werden in Industrie, Raumfahrt und U-Booten eingesetzt. Doch sie sind aufwendig und teuer. Zudem erfordern sie Know-how und den Einsatz spezifischer Technologien. Carbon Engineering will diese großflächig und Gewinnbringend nutzen. Das Know-how dafür stammt direkt aus dem Forschungsumfeld der Universität Calgary und anderen Forschungseinrichtungen.
Initiator, Projektleiter und Gründer Professor David Keiths Vision:
“The successful demonstration of a megaton-scale commercial facility will be the catalyst that ignites a large-scale air capture industry. This industry can then generate R&D required to drive down costs, allowing air capture to play a major role in solving the climate problem.”
Auf lange Sicht geht es um die Errichtung eines „Einfangsystems für CO2 Emissionen“ mit vielfältigen Anwendungen, geringen Risiken und überschaubaren Kosten.
Wichtige Meilensteine hat das Start-up schon erreicht. Die Basistechnologie steht. Zwei erfolgreiche Finanzierungsrunden wurden absolviert und finanzielle Mittel in Höhe von insgesamt 6,5 Millionen US-Dollar eingeworben. Namhafte Investoren, wie Bill Gates oder Murray Edwards unterstützen das Vorhaben. Eine Testanlage wurde gebaut.
Sinken die Kosten für das Auffangen von CO2, wird die Technologie ihr Potenzial entfalten können. Die Anlagen könnten an jedem Ort der Welt errichtet werden. Damit gäbe es Hoffnung für den bevorstehenden Klimawandel und dessen Langzeitfolgen. Einziger Haken, die Technologie könnte ebenso als Freifahrtschein für das Produzieren weiterer Emissionen betrachtet werden. Das würde die Abkehr von Kohle, Öl und Gas in Frage stellen und das vermutlich auf lange Zeit.
Fazit: Carbon Engineering ist ein hoch innovatives Vorhaben mit großem wirtschaftlichem Potenzial. Wie nachhaltig es ist, wird von der künftigen Nutzung abhängen, wenn es zur breiten Anwendung kommen sollte.