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Green City Solutions: Mit Moosen gegen Feinstaub
© © O. Killing
Seit Jahren moniert die Europäische Kommission zu hohe Stickoxidwerte in Europa – und es tut sich nichts. 23 von 28 Mitgliedstaaten und EU-weit mehr als 130 Städte halten die Normen für die Luftqualität nicht ein. Deshalb verschärft Brüssel nun die Gangart: In einem letzten Mahnschreiben fordert die Kommission Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und das Vereinigte Königreich auf, die wiederholte Überschreitung der Grenzwerte für die Luftverschmutzung durch Stickstoffdioxid zu beenden. Anderenfalls drohen Klagen. Auch die Feinstaubgrenzwerte werden in vielen Städten überschritten. NO2 und Feinstaub stellen ernst zu nehmende Gesundheitsrisiken dar. In der EU verursachen sie jährlich rund 400.000 Todesfälle. Millionen Menschen leiden an Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die durch Luftverschmutzung hervorgerufen werden.*
Spezial-Mooskultur reinigt so viel Stadtluft wie 275 Bäume
Eine nachhaltige und profitable Lösung, um die Stadtluft zu reinigen, hat das Berliner Start-up Green City Solutions, entwickelt. Auf dem Green Innovation and Investment Forum 2017 stellte das junge Team um Dénes Honus den CityTree vor: An einer freistehenden vier Meter hohen Fläche wachsen vertikal über tausend Moospflanzen. „Wir verwenden spezielle Mooskulturen, die am Tag bis zu 20 Gramm Feinstaub pro Quadratmeter aus der Luft filtern“, erklärt Dénes Honus, Geschäftsführer von Green City Solutions. Zudem entziehe der CityTree der Umgebungsluft Stickoxide, Ozon und pro Jahr 150 Kilogramm Kohlendioxid. Auf dem GIIF kündigte das Start-up die nächste Version des CityTree mit aktiver Ventilation an. „Bisher gelangte die verschmutzte Luft über den natürlichen Luftstrom an die Wand. Um die Reinigungsleistung weiter zu erhöhen, werden künftig solarbetriebene Ventilatoren dem Moos verstärkt Luft zuführen“, sagte Honus.
Den zugrunde liegenden biologischen Vorgang beschrieb der Biologe des Teams, Peter Sänger: „Moose beziehen Nährstoffe aus der Luft. Aufgrund ihrer statischen Aufladung ziehen Moose entgegengesetzt geladene Partikel wie Feinstaub an. Über biochemische Prozesse wird der Großteil der Schadstoffe dann in Biomasse umgewandelt.“ Auf diese Weise reduziert die Grünanlage die Luftverschmutzung im Umkreis von 50 Metern um bis zu 30 Prozent. Damit erreicht der CityTree die Umweltleistung von etwa 275 Bäumen – auf einem Prozent der Fläche und 95 Prozent kosteneffizienter.
CityTree verknüpft Pflanzen und Internet der Dinge
„Unsere Lösung“, so Honus, „verknüpft auf einzigartige Weise Biotechnologie mit dem Internet der Dinge.“ Dutzende von Sensoren messen Umweltdaten wie Feinstaubgehalt, Temperatur sowie Regenmenge und regeln Bewässerung und Nährstoffversorgung der Pflanzen. Integrierte Sitzbänke und Dienstleistungen wie WLAN-Hotspot und E-Bike-Ladestation laden die Passanten zum Verweilen ein. Den benötigten Strom produzieren Solarzellen. Um die Profitabilität zu gewährleisten, lässt sich der CityTree auch für Werbung und Mobile Commerce nutzen. So ist etwa die Anzeige digitaler Informationen auf einem integrierten Display möglich. Außerdem erlaubt das System den Zugriff auf digitale Informationen durch die Implementierung von Technologien wie QR-Code, iBeacon oder Near Field Communication (NFC). Analoge Informationen lassen sich in Form von Schriftzügen, Logos und Bildern darstellen.
Der Markt für das Luftreinhaltungssystem des Berliner Start-ups ist groß. Pro Jahr investieren europäische Städte über drei Milliarden Euro in Maßnahmen, die die Luftqualität verbessern. „Wenn man die Smog-Problematik auf globaler Ebene betrachtet – zum Beispiel in chinesischen Städten wie Peking – liegt das Potenzial noch weitaus höher“, betont Gründer Honus.
Suche nach weiteren Partnern auf dem GIIF
Das im März 2014 gegründete Unternehmen Green City Solutions wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Die eingesetzten Technologien sind patentiert bzw. befinden sich in der Patentierungsphase. In vielen europäischen Städten wie Oslo, Paris, Berlin und Dresden befreien CityTrees bereits die Atemluft von Schmutz und Schadstoffen.
Auf dem GIIF 2017 suchte das Unternehmen weitere Kooperationspartner. „Die internationale Ausrichtung der Veranstaltung unterstützt uns dabei, potenzielle Kunden aus ganz Europa zu erreichen“, erklärte Honus. Das Green Innovation and Investment Forum (GIIF) ist Mitglied des StartGreen Netzwerks und Finalist des StartGreen Awards 2016. Es unterstützt Wissenschaftler, Start-ups und Unternehmer mit smarten Business-Ideen für umweltschonende und nachhaltige Technologien.
Pitchen für Fortgeschrittene: Tipps von Green City Solutions
Veranstaltungen wie das Green Innovation and Investment Forum (GIIF) bieten Gründerinnen und Gründern die Gelegenheit, ihre Ideen potentiellen Investoren und Partnern vorzustellen. Doch wie gehe ich das an? StartGreen sprach mit Denes Honus, Geschäftsführer von Green City Solutions:
Hauptsache netzwerken – oder gibt es noch was zu beachten?
Start-ups, die an Veranstaltungen wie dem GIIF teilnehmen möchten, sollten sich vorab fragen: Passen die entsprechenden Themen auch zu unserer Firmenphilosophie? Erfüllen wir alle Kriterien für die Teilnahme? Wenn ja, sind solche Events wirkungsvolle Kommunikationsplattformen. Wirkungsvoll, weil sie nicht nur dabei helfen, die Bekanntheit junger und häufig noch unbekannter Unternehmen zu fördern, sondern auch Vertrauen in deren innovative und eventuell noch unbekannte Produkte aufzubauen. Insbesondere, wenn man wie beim GIIF die Möglichkeit eines intensiven Austauschs mit potenziellen Investoren und Trainern hat. Vor allem erweise sich ein möglicher Kontakt zu Kooperationspartnern – ebenso natürlich wie der Gewinn von Preisgeldern – oftmals als äußerst hilfreich.
Wie gelingt mir der perfekte Pitch?
Zum Erreichen einer höheren Auswahlstufe im Pitchprozess ist eine aussagekräftige und kreative Bewerbung oder Präsentation essenziell. Danach stehen persönliche Gespräche im Zentrum. Nach unserer Erfahrung können diese sehr unterschiedlich und herausfordernd sein, weshalb eine intensive Vorbereitung und eine stringente Kommunikation der Geschäftsidee entscheidend sind.
Hierbei hilft es immer, sich den Pitch als eine Geschichte vorzustellen, die man in einem durchgehenden Spannungsbogen erzählt. Als groben Leitfaden empfehle ich, mit der konkreten Problemstellung und dem dazu entwickelten eigenen Lösungsansatz einzusteigen.
Wichtige Elemente sind außerdem die akkurate Präsentation der eigenen Geschäftszahlen, die Differenzierung zu anderen Produkten, das jeweilige Marktpotential, bisherige Erfolge und die Teampräsentation. Zum Abschluss gehört für uns die Antwort auf die Frage, warum man gerade hier präsentiert.
Knifflig kann der Zeitfaktor sein. Von 30 Sekunden bis zu 10 Minuten Zeit auf der Bühne haben wir schon alles erlebt. Das muss man vorher üben, üben, üben.
* Quelle: Europäische Kommission