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Finanzierung bleibt eine harte Nuss
© © Cordula Giese - Borderstep Institut
Sulfotools aus Darmstadt siegte beim StartGreen Award 2015 in der Kategorie Gründungskonzept. Die vom Gründungsteam entwickelte Clean Peptide Technology ermöglicht es, giftige organische Lösungsmittel im chemischen Herstellungsprozess zu ersetzen. StartGreen sprach mit Sulfotools über die Herausforderungen der Chemiebranche und die Schwierigkeiten für technologieorientierte Start-ups, in Deutschland Investoren zu finden.
Nach dem Sieg beim StartGreen Award 2015 ward ihr auch bei weiteren Wettbewerben erfolgreich mit dabei u.a. beim Green Alley Award und Umweltpreis IKU. Welchen Mehrwert hat die Teilnahme an Wettbewerben für Sulfotools?
Diese Wettbewerbe bieten in erster Linie eine super Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu generieren und den Bekanntheitsgrad unserer Technologie zu erhöhen. Zusätzlich bekommt man bei vielen Wettbewerben hilfreiches Feedback, aus dem man lernen kann.
Welche Tipps habt ihr für die diesjährigen Bewerberinnen und Bewerber des StartGreen Awards?
Ihr müsst natürlich von eurem Produkt/Technologie/Service überzeugt sein, sonst wird es auch kein anderer sein. Gleichzeitig müsst ihr in der Lage sein, es der Allgemeinheit verständlich näher zu bringen, insbesondere wenn es sehr komplex und fachspezifisch ist.
Baut frühzeitig euer Netzwerk aus, nehmt Feedback (auch wenn es nicht immer positiv sein sollte) an, versucht etwas daraus zu lernen und scheut euch nicht davor Fragen zu stellen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Lasst euch nicht unterkriegen, auch wenn es manchmal schwerfällt.
Welche Mission verfolgt ihr? Auf welche Weise leistet ihr einen positiven Beitrag für die Umwelt?
Mit der von uns entwickelten Clean Peptide Technology (CPT) wollen wir den über 40 Jahre alten Prozess der chemischen Peptidherstellung revolutionieren, für den R. B. Merrifield 1984 den Nobelpreis erhielt. Wir bieten einen effizienten, ressourcenschonenden Prozess mit Kosteneinsparungen von bis zu 50%, verglichen mit dem derzeitigen Stand der Technik.
Peptide sind kleine Biomoleküle, die als Wirkstoffe in Therapeutika, Kosmetika oder Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden. Der Großteil davon wird chemisch hergestellt. Jährlich werden bei diesem Prozess giftige und umweltschädliche organische Lösungsmittel im Multitonnenmaßstab verbraucht. Der Einsatz von DMF, das am häufigsten verwendete Lösungsmittel, ist mit erheblichen Gesundheits- und Umweltrisiken assoziiert; es ist toxisch und teratogen und nach der Europäischen Chemikalienverordnung REACH als besonders besorgniserregend eingestuft.
Mit unserem neuen Verfahren können diese Lösungsmittel vollständig durch Wasser ersetzt werden. Dies reduziert nicht nur die Menge an Sondermüll, sondern minimiert auch den Einsatz von gefährlichen Stoffen und damit die Gefährdung für Mensch und Umwelt.
Zusätzlich können mit unserer Technologie Peptide ohne Reste von organischen Lösungsmitteln hergestellt werden, was insbesondere für den Einsatz in Kosmetika (z.B. im Bereich skin-care und anti-aging) von besonderem Interesse und zusätzlich für den Endverbraucher sehr vorteilhaft ist.
Ihr seid jetzt seit einigen Jahren erfolgreich in der Gründerszene aktiv. Was sind spezielle Herausforderungen in eurer Branche? Lässt sich die chemische Industrie mit Nachhaltigkeit gut verknüpfen?
Es gibt nur sehr wenige Start-ups in der chemischen Industrie. Der Sektor ist noch sehr konservativ und viele Unternehmen bevorzugen etablierte Prozesse. Es muss folglich noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Trotzdem ist es uns gelungen, erfolgreiche Pilotprojekte mit industriellen Kunden, allerdings aus dem Bereich Pharma und Kosmetik, durchzuführen und dadurch erste Einnahmen zu generieren.
2015 habt ihr am Merck-Accelerator teilgenommen und seid im Rahmen des Exist-Forschungstransfers II vom BMWi gefördert. Welche Herausforderungen stellt das Thema Finanzierung für euch dar?
Momentan haben wir ein paar Probleme bei der Finanzierung. Wir suchen seit über acht Monaten nach potentiellen Investoren, um unsere Technologie hoch zu skalieren und zu vermarkten. Leider sind viele der Frühphaseninvestoren, insbesondere in Deutschland, auf andere Themengebiete wie zum Beispiel Biotechnologie, Wirkstoffentwicklung, Digitalisierung, etc. fokussiert, so dass unsere Technologie nicht in das Portfolio passt. Deshalb haben wir unsere Suche auch auf Länder außerhalb von Deutschland ausgeweitet und geben nicht auf.
Wie sieht langfristig eure Vision aus?
Unsere Vision ist die langfristige Verdrängung der umweltschädlichen Syntheseverfahren durch unsere Clean Peptide Technology, um damit einen Beitrag zu einer grüneren Zukunft zu leisten.
Clean Peptide Technology
In diesem Video erklärt Gründer Sascha Knauer sehr unterhaltsam, was es mit der Clean Peptide Technology von Sulfotools auf sich hat: