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Erneuerbare Energien: Von der Zukunftsvision zur Realität

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Die komplette Umstellung des Energiesystems auf erneuerbare Energiequellen galt bis vor kurzem noch als Zukunftsvision. Doch die Umstellung auf ein vollkommen auf erneuerbare Energien setzendes Energiesystem rückt in immer greifbarere Nähe. Längst haben die Erneuerbaren ihr Nischendasein verlassen. Dank des im Jahr 2000 in Deutschland auf den Weg gebrachten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und dem damit zum Ausdruck gebrachten politischen Willen, das Stromsystem auf erneuerbare Energien umzustellen sowie der Vielzahl technologischer Entwicklungen, Innovationen und zahlreicher mutiger, engagierter Gründungen, die es in den vergangenen Jahren im Bereich der erneuerbaren Energien gegeben hat.

Die auf erneuerbaren Energien basierenden Technologien haben längst Marktreife erlangt und sind auch im Vergleich zu althergebrachten Technologien zur Energieerzeugung wettbewerbsfähig. Sie leisten zudem einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Durch sie lassen sich klimaschädigende Treibhausgase vermeiden.

 

Was sind Erneuerbare Energien und wie hoch ist ihr Anteil in Deutschland und Europa?

Zu den erneuerbaren Energien zählen die Photovoltaik, Solarthermie, Windkraft, Wasserkraft, Geothermie sowie die Biomasseverwertung. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien wird eine der tragenden Säulen der Energiewende realisiert. Sie spielen neben Energiespeicherkonzepten, Energieeffizienz- und vermeidungsmaßnahmen eine zentrale Rolle bei der Umstellung des Energieversorgungssystems auf regenerative Energiequellen.

Der Anteil der erneuerbaren Energien in Deutschland lag im Jahr 2014 bereits bei 25,8 Prozent, ein gutes Viertel am Bruttostromverbrauch (~ 150,9 Terrawatt Stunden (TWh)) (siehe Abb. 1). Bis zum Jahr 2025 soll ihr Anteil in Deutschland auf bis zu 45 Prozent steigen und bis zum Jahr 2050 bei 80 Prozent liegen. Damit das gelingen kann, sind weiterhin hohe Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen nötig. Zudem bedarf es weiterer Innovationen und Gründungen, die diese am Markt umsetzen.

Abb. 1: Bruttostromerzeugung in Deutschland 2014 (insgesamt: 610 TWh) Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtstrommix. Quelle: BMWi - Quelle: AG Energiebilanzen, Stand: Dezember 2014

Die Europäische Union hat sich die Förderung und Nutzung der erneuerbaren Energien ebenfalls auf die Fahnen geschrieben. Mit der im Juni 2009 in Kraft getretenen Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Förderung der Nutzung von Energien aus erneuerbaren Quellen soll bis zum Jahr 2020 ein Bruttoendenergieverbrauch von 20 Prozent aus den Erneuerbaren erreicht werden. Gegenwärtig liegt ihr Anteil bei 14,1 Prozent. Die Richtlinie ist Teil des Europäischen Klima- und Energiepakets.  

 

Erneuerbare Energien: fester Bestandteil eines künftigen Energieversorgungssystems

Die erneuerbaren Energien sind damit unverkennbar ein Zukunfts- und Wachstumsmarkt. Das zeigt sich ebenso an den Beschäftigtenzahlen. Bis zum Jahr 2013 sind in Deutschland in dem Bereich 371.400 Jobs entstanden. Den größten Anteil daran hatte die Windkraft, gefolgt von Biomasse und Solarenergie. Sie sind zudem fester Bestandteil eines künftigen Energieversorgungssystems.

Die Verringerung bis hin zur vollständigen Abschaffung fossiler Energieträger sind inzwischen nicht nur politischer Wille, der parteiübergreifend zum Ausdruck gebracht wird, sondern gesellschaftlicher Konsens. Die Herausforderungen unserer Zeit, wie der Klimawandel, der Schutz natürlicher Ökosysteme und Artenvielfalt, die Verringerung von Armut und das Wachstum der Erdbevölkerung sind untrennbar mit dem Gelingen der Energiewende verbunden.

Weltweit setzten Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker, Gründer und Manager daher auf die erneuerbaren Energien. Sie forschen an Energiekonzepten, tüfteln an neuen effizienteren Anlagen,  gründen Unternehmen, die auf der Energiegewinnung durch Sonne, Wind, Wasser und Biogas basieren. Sie entwickeln neue Geschäftsmodelle, beispielsweise zur Vermarktung des Stroms und setzen ihr Know-how ein, um die Energiewende zur Realität werden zu lassen.

 

Junge Energiegründer leisten großen Beitrag zum Gelingen der Energiewende

Auch in Deutschland wächst die Zahl der Energiegründungen stetig.  Von rund 170.000 Gründungen im Bereich der grünen Wirtschaft im Zeitraum 2006 bis 2013 sind, laut aktuellem Gründungsmonitor, rund 85.000 im Bereich der Erneuerbaren Energien gegründet worden. Die Erneuerbaren sind damit das größte Betätigungsfeld für grüne Start-ups (50 %), gefolgt von Gründungen im Bereich der Energieeffizienz mit rund 73.000 Gründungen (43 %).

Hierzulande gibt es inzwischen eine große Anzahl junger dynamischer Gründer, die ihr Know-how, häufig in Kombination mit Querschnittstechnologien, nutzen. Ein Bespiel dafür ist die Next Kraftwerke GmbH, ein junges Unternehmen aus Köln. Das Unternehmen nutzt modernste IT-Technologie, um ein stabiles Stromnetz trotz und zugleich mithilfe der Erneuerbaren zu ermöglichen. Die Gewährleistung der Versorgungssicherheit durch die erneuerbaren Energien zählt nach wie vor zu einer der zentralen Herausforderungen für das Gelingen der Energiewende und ist zugleich einer der Hauptkritikpunkte, die von Kritikern angeführt werden.

Die Frage ist, wie kann sichergestellt werden, dass Strom und Wärme zum Verbraucher gelangen, auch wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht? Eine von vielen möglichen Lösungen haben die beiden Gründer der Next Kraftwerke GmbH, Hendrik Sämisch und Jochen Schwill, mit ihrem virtuellen Kraftwerk „Next Pool“ gefunden. Dieses ermöglicht den Ausgleich der Schwankungen der erneuerbaren Energien durch erneuerbare Energien. Wie das funktioniert? Nicht alle erneuerbaren Energieanlagen sind wetterabhängig. So sind beispielsweise Biogas- und KWK-Anlagen genauso regelbar wie Gas- und Kohlkraftwerke. Sie können je nach Bedarf und Wetterlage Strom erzeugen oder zurückhalten. Die Steuerung der Anlagen erfolgt über das virtuelle Kraftwerk.

In dieses hat Next Kraftwerke inzwischen über 1.500 Anlagen seit seiner Firmengründung im Jahr 2009 integriert. Über ihr Verbundsystem, dem „Next Pool“ wird die Stromzufuhr geregelt. Dadurch sorgen sie für einen Ausgleich der durch die erneuerbaren Energien verursachten Schwankungen. Das Unternehmen handelt darüber hinaus als lizensierter Händler Strom an der Strombörse und vermarktet damit den Strom für seine Anlagenbetreiber. Die beiden Unternehmer sind überzeugt, dass sich der Strombedarf in Deutschland zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien decken lässt. Warum? „Weil wir wissen, wie es funktionieren kann und bereits damit angefangen haben. Unser flexibler Einsatz von erneuerbaren Energien, verbunden mit entsprechenden technischen Know-How und professionellem Stromhandel, ist ein Schlüssel.“, so Co-Gründer Hendrik Sämisch.

Doch auch andere findige Jungunternehmen haben Lösungen im Bereich der Erneuerbaren Energien entwickelt. So haben sich die drei Unternehmensgründer der Polarstern GmbH, Jakob Assmann, Florian Henle und Simon Stadler, auf den Weg gemacht, um als Energieversorger 100 Prozent Ökostrom und -gas mit ihren zwei Produkten „Wirklich Ökostrom“ und „Wirklich Ökogas“ deutschen Haushalten zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich unterstützt das Unternehmen Familien in Kambodscha beim Bau kleiner Biogasanlagen. Damit ermöglichen sie auch Menschen, die in anderen Erdteilen leben, Zugang zu sauberer Energie und damit Bestandteil der Energiewende zu werden. Ihre Mission ist, weltweit die Energiewende zu fördern: „Mit Polarstern wollen wir einen Beitrag zur globalen Energiewende leisten.“, so Co-Gründer Florian Henle.

Die Vision einer weltweiten Energieversorgung durch erneuerbare Energien haben auch Charlie Chaplin Njonmou und Torsten Schreiber. Sie haben jüngst das Unternehmen Mobile Solarkraftwerke Afrika gegründet und wollen gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Multicon solar für eine saubere Stromzufuhr in Dörfern und Dorfgemeinschaften von Afrika mittels mobiler Solarkraftwerke sorgen. Bislang sind Dieselgeneratoren für viele Menschen in Afrika aufgrund der fehlenden Energieinfrastruktur die einzige Stromzufuhrquelle. Doch Diesel ist teuer. Die Abgase aus den Dieselgeneratoren sind gesundheitsschädigend und zudem leicht entflammbar.

Derzeit führen die Gründer von Mobile Solarkraftwerke ein Pilotprojekt von ungefähr 100 Haushalten in einem Dorf in Mali durch. Über die Crowdfunding-Plattform bettervest haben sie die dafür benötigten finanziellen Mittel erhalten. Innerhalb von sieben Jahren ist die Rückzahlung an die privaten Kapitalgeber geplant. Nach zehn Jahren soll die Anlage an das Dorf übergeben werden. „In Deutschland und Europa würde sich dieses Modell nicht rentieren. Für Afrika hingegen ist es die Lösung für die Stromversorgung von Dörfern.“, so Co-Gründer Charlie Chaplin Njonmou.

Wer sich für weitere Energiegründungen interessiert, kann auf der Plattform www.energiegruender .de weitere spannende Gründungsprojekte aus dem Energiebereich finden.  

 

Die Erneuerbaren weltweit auf Vormarsch

Doch nicht nur in Deutschland und Europa brechen sich die erneuerbaren Energien Bahn. Weltweit sind sie auf dem Vormarsch. Wurde noch im Jahr 2011 ein Sechstel des globalen Energiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt, sind es laut aktuellen Global Status Report 2015 des Erneuerbaren-Netzwerk „Renewable Energy Policy Network for the 21st Century (REN21) inzwischen knapp 28 Prozent installierter Erzeugungskapazität aus denen fast ein Viertel der globalen Stromnachfrage gedeckt (22,8 Prozent) wird. Allein im letzten Jahr hat sich die installierte Leistung weltweit um rund 8,5 Prozent auf insgesamt 1.712 Gigawatt (GW) erhöht. Damit waren 60 Prozent der in 2014 weltweit neu installierten Stromerzeugungskapazität erneuerbare Energiequellen. Die größten Zuwächse gab es im Bereich der Windkraft. Sie wuchs um 51 GW auf insgesamt 370 GW an, gefolgt von der Wasserkraft (45 GW) und Photovoltaik (39 GW).

Ebenso legten die Investitionen der erneuerbaren Energien deutlich zu und übertrafen die Nettoinvestitionen in fossile Kraftwerke. Sie beliefen sich weltweit auf rund 270 Mrd. US-Dollar. Positiv ist auch, dass Entwicklungsländer mit 131,3 Mrd. US-Dollar fast ebenso viel in den Ausbau der erneuerbaren Energien investierten wie die Industrieländer mit 138,9 Mrd. US-Dollar. Die Entwicklung und weltweite Verteilung der Investitionssummen zeigt Abb. 2.

Zudem haben sich laut des Global Status Report mittlerweile 164 Staaten zum Ausbau der erneuerbaren Energien bekannt und konkrete Ausbauziele gesetzt. In 145 Staaten wurden inzwischen Förderinstrumente zum Ausbau der Erneuerbaren eingeführt. Dank des weltweiten Ausbaus der erneuerbaren Energien ist es nach Einschätzung von REN21 erstmals seit vier Jahrzenten gelungen, das Wachstum von Wirtschaft und CO2-Emissionen zu entkoppeln. So wuchs die Weltwirtschaft im vergangenen Jahr um rund 3 Prozent und erhöhte sich der globale Endenergieverbrauch um 1,5 Prozent. Zugleich stagnierte der globale Ausstoß von CO2.

Für eine Fortsetzung dieser Entwicklung setzt sich auch die „Exportinitiative Erneuerbare Energien“ der Bundesregierung ein. Sie unterstützt vor allem kleine und mittelständische Unternehmen beim Erschließen neuer Märkte durch Maßnahmen, wie der Bereitstellung von Marktinformationen, Hilfe bei der Kontaktanbahnung mit internationalen Kooperationspartnern sowie Marketingangeboten zur Erleichterung des Markteinstiegs.

Weitere Informationen sind unter www.export-erneuerbare.de abrufbar.   

Zum Weiterlesen:

StartGreen ist das Online-Informations- und Vernetzungsportal des Borderstep Instituts für die grüne Gründungsszene in Deutschland. Hier informieren und vernetzen sich grüne Gründerinnen und Gründer, grüne Start-ups, grüne Investorinnen und Investoren und Finanzierende, nachhaltig orientierte Gründungszentren u.v.m. um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.

Dieses Projekt wurde gefördert durch
logos von 'Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz' und 'Nationale Klimaschutz Initiative'