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"Entscheidend für den Erfolg ist, sich intensiv mit dem Produktnutzen zu beschäftigen"

© GreenPocket

 

StartGreen interviewte  Dr. Thomas Goette, Geschäftsführer der GreenPocket GmbH. Das Unternehmen wurde vom BMWi im Rahmen des Best-Practice-Wettbewerbs in der Kategorie „Energie“ mit dem ersten Platz ausgezeichnet.

 

Wer oder was ist GreenPocket und welche Produkte im Bereich Smart Energy/ Smart Home bieten Sie an?

Mit der GreenPocket-Software lassen sich Smart Meter- und Smart Home-Verbrauchsdaten überwachen und visualisieren. Unsere Zielgruppe sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen, Privathaushalte profitieren aber ebenfalls von unseren Angeboten. Wir konzentrieren uns ganz auf Software und bieten deshalb weder Hardware noch Beratungsdienstleistungen an. Unsere Softwarelösungen für Energiemonitoring und Energieverbrauchsvisualisierung setzen zum Beispiel Energieversorger ein, um mit Smart Metering und Smart Home ihren Kunden Mehrwerte wie Transparenz und Kostenersparnis zu bieten und sie langfristig von den Vorteilen dieser Technologie zu überzeugen. Die GreenPocket Smart Home-Lösung verbessert nicht nur den Wohnkomfort, sondern auch die Energieeffizienz. Dieses Angebot nutzen neben Privatkunden auch gern Kleinfirmen wie Arztpraxen und Kanzleien.

Wie haben Sie Ihre Marke entwickelt?

Wir setzen nicht auf eine eigene Marke, sondern bieten White Label Lösungen an. Das heißt, wir sind keine Anwendermarke für Endkunden. Das muss man nicht so machen, für unser Geschäftsmodell haben wir es als richtig empfunden. Unsere Lösungsangebote entwickeln wir ständig weiter und versuchen dabei,  das Ohr am Markt zu haben. Gerade komme ich von der E-World, dort haben wir in drei Tagen über 230 Gespräche geführt. Die Technologie in unserem Feld ist ständig in Bewegung, genau wie die Ansprüche der Kunden. Da muss man lösungsorientiert arbeiten.

Was ist das Besondere an Ihren Produkten für Privatkunden?

Wir setzen auf Smart Home Angebote im Do-it-yourself Bereich. Das gab es früher nur für Millionäre, heute für alle. Durch die Entwicklung im Softwarebereich kann man eine Wohnung heute ab 400 Euro mit der nötigen Technik ausstatten, 3000 kostet es für gehobene Ansprüche. Früher mussten sie 15.000 Euro und mehr auf den Tisch legen. Das wird die Akzeptanz von Smart Energy Angeboten sprunghaft steigen lassen.

Welche Herausforderungen sehen Sie im Bereich Smart Energy/ Smart Home für Startups?

Im Bereich Smart Energy/Smart Home bewegen wir uns in einem regulatorischen Umfeld. Der deutsche Energiemarkt ist dominiert von Gesetzgebungsverfahren. Wenn der Gesetzgeber zum Beispiel beschließt, dass Wechselprozesse bei Energieversorgern innerhalb von vier Wochen abzuwickeln sind, muss die Software entsprechend angepasst oder gar neu entwickelt werden. Somit gibt der Gesetzgeber indirekt auch einen Bedarf vor und steuert das Produktangebot. Sobald ein Gesetz kommt, folgen Aufträge. Das gilt zum Beispiel auch für Stromverbrauchszähler oder Energieverbrauchszähler. Andererseits können Gesetzgebungsprozesse auch zu viel Zeitverzögerung bei der Weiterentwicklung von Technologien führen. Das sehen wir aktuell beim Digitalisierungsgesetz zur Energiewende, das unter anderem den Smart Meter Rollout regeln soll, aber durch Probleme bei der Frage des Datenschutzes verzögert wird. Start-ups in diesem Bereich fehlt deshalb oft der Horizont, welche Technologien vorangetrieben und welche Produkte gefragt sein werden.

Wo sehen Sie Möglichkeiten (oder Notwendigkeiten) grüner Startups, im Bereich Smart Energy/ Smart Home zu kooperieren?

Wer als Start-up im Bereich Smart Energy/ Smart Home auf dem Markt erfolgreich sein will, muss sich frühzeitig Partner suchen. Am besten diesen Aspekt schon in der Gründungsphase mitdenken. Große Konzerne haben die Vertriebspower, Start-ups sind flexibel und kreativ – beide Seiten profitieren von einer Zusammenarbeit.

Welche Innovationen und Geschäftsideen haben im Bereich Smart Energy aus Ihrer Sicht Potenzial?

Ich sehe große Möglichkeiten im Bereich Automatisierung, also der Steuerung von Abläufen nach bestimmten Algorithmen, und im Bereich Eigenverbrauchsoptimierung. Es gibt mehr als eine Million private Solarenergieerzeuger. Durch Speicherung und Zwischenspeichernutzung könnte diese Gruppe den Selbstverbrauch erhöhen. Dafür brauchen sie intelligente Software-Angebote durch Start-ups. Ein weiteres Geschäftsfeld ist, die Bedienung der Hardware anwenderfreundlicher und die Nutzung einfacher zu machen. Dass man damit Erfolg haben kann, beweist Apple jeden Tag. Ein drittes Feld sind Angebote, mit denen man Transaktionskosten reduzieren kann. Das könnte zum Beispiel eine Plattform sein, die den Heizungsanlagenkauf für Hausbesitzer erleichtert wie Thermondo. Im Gastrobereich bietet Lieferando einen ähnlichen Service an. Alle Dienstleistungen, die die Komplexität für den Nutzer reduzieren und die Suchkosten verringern, haben in meinen Augen Zukunft.

Was ist Ihr Tipp für andere, die im Bereich Smart Energy/ Smart Home gründen oder sich auf dieses Feld spezialisieren wollen?

Entscheidend für den Erfolg ist, sich möglichst intensiv mit dem Produktnutzen zu beschäftigen. Wer ein noch nicht zu Ende entwickeltes Produkt an den Markt bringt, vergrault im Zweifel mehr Kunden als er jemals zurückgewinnen kann. Das gilt jedoch für alle Branchen. Ich kann allen Gründerinnen und Gründern nur raten, sich für strategische Themen genügend Zeit zu nehmen und sich ausführlich mit Trends, Wettbewerbern und langfristigen Marktveränderungen zu befassen. Das geht im Tagesgeschäft leicht unter – ein klassisches Start-up-Problem. Ein häufiger Fehler ist auch, sich nicht genug Zeit bei der Zusammenstellung des Teams zu nehmen. Nicht umsonst braucht Google acht bis neun Gespräche, um ein neues Teammitglied auszuwählen. Für den Erfolg muss man immer wieder innehalten, strategische Überlegungen anstellen – und ein bisschen Glück haben.

 

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