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Der Preisträger in der Kategorie Start-ups e3 Computing im Interview


e3Computing: Effizienz für Energie und Infrastruktur von Rechenzentren

 

Was bedeutet für Sie der Gewinn des StartGreen Awards?

Für uns ist der Preis eine enorme Anerkennung für unsere Arbeit. Vor allem durch eine solch hochkarätige Jury ausgezeichnet zu werden, ehrt unsere Arbeit sehr. Der Award verschafft uns vor allem eine erhöhte Sichtbarkeit für unsere innovative Lösung und unsere Botschaft, dass auch Dank des eCube Konzeptes Ökologie und solide Ökonomie selbst in der IKT-Branche keine Gegensätze sind.

 

Wie kam Ihnen die Idee zu Ihrem Projekt?

In meiner langjährigen Tätigkeit auch in geschäftsführender Position für einen internationalen TK-Anbieter war ich im Tagesgeschäft mit dem rasant wachsenden  Datenaufkommen konfrontiert.  Dieses ging einher mit stetig steigenden Energieverbräuchen und Kosten auch für den Betrieb der notwendigen Kühlungsinfrastruktur in den Rechenzentren (RZ) oder Netzmanagementzentren (NMC). Während bei der IT sich die Energieeffizienz stetig verbesserte, fand keine vergleichbare Entwicklung bei der Infrastruktur statt. Planung für IT und Infrastruktur erfolgten zudem nahezu unabhängig voneinander. Die traditionelle, hoch energieintensive Luftkühlung beherrschte den Markt. Die Geschäftsmodelle der kommerziellen Anbieter beförderten keine alternativen Ansätze.

In 2010 kam ich in Kontakt mit Wissenschaftlern der Universität Frankfurt/Main. Für den Betrieb ihres High Performance Computing  wurde eine Alternative zur teuren Luftkühlung gesucht. Das Team um Prof. Dr. Volker Lindenstruth entwickelte eine Lösung – wasserbasierte Kühlung der Abwärme über Rückkühler direkt am Rack – die ob ihrer hohen Energieeffizienz, Flexibilität und gleichzeitigen „Einfachheit“ nachhaltig herausragende Ergebnisse erzielte. Überzeugend war zudem, dass es sich um eine gesamthafte Verfahrenstechnologie handelt. Sie setzt auf standardisierten Industriekomponenten auf und lässt sich auf nahezu jede Leistungs- und Verfügbarkeitsanforderung anpassen. Schon in der Erstinvestition war dieser Ansatz damit substantiell kostengünstiger als herkömmliche  Luftkühlung. In einer Gruppe von fünf Mitstreitern fiel 2011 die Entscheidung, dieses Verfahren zu übernehmen und zu kommerzialisieren: die Geburtsstunde der e³computing GmbH.

 

Wer hat Sie dabei unterstützt?

Schnell wurde deutlich, dass ein „interdisziplinärer“ Planungsansatz – d.h. eine professionelle, gezielt integrative Planung von IT, Infrastruktur und Architektur – die Möglichkeiten dieser Verfahrenstechnologie noch besser ausschöpfen würde.

Um aus der Technologie ein wirklich umfassendes, vermarktungsfähiges Konzept zu entwickeln bedurfte es noch der Zuarbeit unterschiedlichster Expertisen. Dank bestehender Kontakte in die Industrie konnten geeignete Persönlichkeiten und Unternehmen gewonnen werden, um diesen Prozess zu unterstützen. Ein hoch kreatives und engagiertes Team entstand aus Betriebswirten, Planern, Lösungsanbietern und Architekten -  z. B. Vertretern von Deerns GmbH, Emerson Network Power Dtld. GmbH und der ttsp hwp seidel Planungsgesellschaft -  das zudem von dem Team um Professor Lindenstruth wissenschaftlich unterstützt wurde. Der regelmäßige Austausch mit maßgeblichen Industrievertretern - u.a. Bilfinger SE, Cofely Dtld. GmbH, IBM und potentiellen Betreibern - war dabei sehr hilfreich und führte zudem zu fruchtbaren vertrieblichen Partnerschaften.

 

Welche Geldquellen haben Sie gesucht? Wie konnten Sie Investoren überzeugen?

Die Gründer hatten sehr früh entschieden, die eigenen Ressourcen durch Venture Capital aufzustocken. Dafür wurden ca. ein Drittel der Unternehmensanteile bereitgestellt.

Den Venture Capital Unternehmen war wichtig, dass nicht nur die Technologie stimmig und die Business Opportunity überzeugend waren. Gefordert war zudem ein ausgereifter Geschäftsplan, der auch einen Plan B zulässt und ihn aufzeigt. Den Geschäftsplan zu erarbeiten, über Research abzustützen und mit den Mitgesellschaftern abzustimmen dauerte ca. 1 Jahr.

 

Welche Herausforderungen sehen Sie an Ihrem Beispiel für grünes Gründen in Deutschland?

Grundsätzlich besteht in Deutschland eine vergleichsweise geringe Bereitschaft, mit Wagniskapital in neue Geschäftsmodelle und technische Innovationen zu investieren. Nicht zuletzt, da die deutsche Steuergesetzgebung dies nicht entsprechend fördert.

Nur „grün“ zu sein und Kosten zu sparen reicht nicht: Innovationen, die potentiell einen Paradigmenwechsel einleiten, haben einen Exotenstatus, der nicht nur den Zugang zum Finanzmarkt erschwert. Da „Pioneers Preference“ in deutschen Unternehmenskulturen nicht verankert ist, ist der Schritt vom fachlichen Interesse zum Investitionsentscheid zeitintensiv und bisweilen frustrierend. Das Antreten gegen „Platzhirsche“ – seien es tradierte Technologien oder auch einzelne Unternehmen – braucht umfassende, strategische Partnerschaften, hohe kommunikative Anstrengungen und Durchhaltevermögen.

 

Was leistet Ihr Projekt für den Klimaschutz? Wie trägt es zum Wandel in der Gesellschaft bei?

Das eCube Concept für hocheffiziente Rechenzentren trägt erheblich zur Minderung der CO2 Belastung bei. Gegenüber herkömmlicher Luftkühlung spart das Verfahren bei der Kühlung 90% Strom und verursacht entsprechend weniger Emissionen. Im derzeitigen Energiemix bedeutet dies 1Tonne CO2-Entlastung pro eingesparter Kilowattstunde und Jahr. Allein für ein mittelgroßes Rechenzentrum von 1 Megawatt IT-Leistung bedeutet dies bei einer Laufzeit von 10 Jahren einen Minderverbrauch von 17.520.000 kW/h Strom – und damit eine Entlastung um nahezu 10.000 Tonnen CO2.

Mittelbar ist unser Ziel, dass Endkunden über veröffentlichte Effizienzkennwerte die Möglichkeit haben, z.B. ihren Cloudanbieter auch nach seiner Klimaverträglichkeit auszusuchen.

 

Welches Geschäftsmodell steckt hinter Ihrem Vorhaben?

Die e3c hat sich entschieden, statt über das kapitalintensive Lösungsgeschäft das eCube Concept national und international über Lizenzen zu vermarkten und das Know-How beizustellen. Die Kunden können sich somit bei Planung und Realisierung ihres RZ für Unternehmen ihres Vertrauens entscheiden. Die Höhe der Lizenzgebühr richtet sich nach der IT-Leistung des RZ.

Die Vermarktung erfolgt direkt und indirekt über Lizenzpartner.  Damit steht regionale und sektorale Marktexpertise schnell zur Verfügung.

Die Lizenzgebühren sind so angelegt, dass nach dem eCube Concept geplante und realisierte RZ von Tag 1 an – also bei CAPEX und OPEX - deutliche Kostenvorteile gegenüber konventionellen Implementierungen aufweisen.

Durch den Lizenzvertrieb kann dieses Verfahren nahezu weltweit in kürzester Zeit extrem schnell und kostengünstig zum Einsatz kommen.

 

Was ist dabei Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Das eCube Concept ist ein patentiertes Verfahren. Es ist das derzeit einzige Konzept, das durch einen gesamthaften Ansatz sowohl bei dem einzigartigen Kühlverfahren (braucht nur 5% der Energie, die für den Betrieb der IT selbst benötigt wird) als auch beim Gebäudedesign  (Einsparungen bei Fläche von 30%, beim Raumvolumen von 50%) substantielle und nachhaltige Effizienzvorteile erlaubt. Dabei ist das Verfahren hoch robust, flexibel und modular: Erweiterungen sowohl für die Anzahl der Racks als auch bei den IT-Lasten sind problemlos möglich. Selbst im laufenden Betrieb.

 

Welchen Tipp haben Sie für Gründerinnen und Gründer in der Green Economy?

Eine Technologie an sich ist noch kein nachhaltig marktfähiges Angebot. Deshalb ist es insbesondere für kleinere Gründungen essentiell, frühzeitig ein Expertennetzwerk aufzubauen und Ressourcen/Partner zu sichern, mit deren Hilfe das Produkt dauerhaft und vertrauensvoll (fort-) entwickelt werden kann.

Zeithorizonte und Ressourcen nicht zu knapp planen. Neben der Kritikalität des Angebotes für z.B. das Geschäftsmodell des Kunden haben die Investitionszyklen in dem Zielmarkt einen entscheidenden Einfluss auf die Zeit, die es braucht, um vom Markt angenommen zu werden:

Das Erarbeiten einer erfolgreichen Positionierung ist. u.U. dann eine besondere Herausforderung, wenn eine hoch innovative technische Lösung angeboten wird. Kostenvorteile können u.U. zweitrangig werden: Zunächst ist umfassende technologische Aufklärungsarbeit erforderlich. Schaffung von Vertrauen in das Produkt ist erfolgskritisch. Strategische Partnerschaften mit etablierten und fachlich respektierten Marktteilnehmern bieten sich an.

 

 

StartGreen ist das Online-Informations- und Vernetzungsportal des Borderstep Instituts für die grüne Gründungsszene in Deutschland. Hier informieren und vernetzen sich grüne Gründerinnen und Gründer, grüne Start-ups, grüne Investorinnen und Investoren und Finanzierende, nachhaltig orientierte Gründungszentren u.v.m. um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.

Dieses Projekt wurde gefördert durch
logos von 'Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz' und 'Nationale Klimaschutz Initiative'