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Das unterschätzte Potenzial grüner Gründer
© Bildquelle: Sustainable Edition von Scoobyfoo unter CC BY-NC-ND
Während vielerorts Gründungen aus dem IT-Sektor nach wie vor bejubelt werden, wird das Potenzial grüner Gründungen bislang oft noch unterschätzt.
Dabei sorgten sie in den vergangenen Jahren ebenfalls für einen großen Boom im Gründungssektor.
Grüne Gründungen verfügen über großes wirtschaftliches Potenzial
Dies belegen aktuelle Studien. Der Green Economy Gründungsmonitor (GEMO) 2014 verzeichnet in der Zeit zwischen 2006 und 2013 rund 170.000 grüne Unternehmensgründungen. Sie trugen im selben Zeitraum für die Entstehung von rund 1,1 Millionen neuen Arbeitsplätzen in Deutschland bei. Rund zwei Drittel der neu gegründeten grünen Unternehmen spezialisiert sich dabei auf die Erbringung grüner Dienstleistungen. Rund ein Drittel ist Anbieter von umwelt- und ressourcenschonenden Produkten.
Auch der aktuelle GreenTech Atlas 4.0 geht von einem großen wirtschaftlichen Potenzial grüner Unternehmen aus: „Umwelttechnik und Ressourceneffizienz sind weltweit auf Wachstumskurs.“ So beträgt das Weltmarktvolumen für GreenTech-Märkte derzeit 2,54 Mrd. Euro. Bei einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 6,5 Prozent jährlich würde das Weltmarktvolumen im Jahr 2025 bei 5,39 Mrd. Euro liegen.
Grüne Gründungen leisten für dieses Wachstum einen entscheidenden Beitrag. Bereits heute erbringen vor allem kleine Unternehmen und Kleinstunternehmen, deren Beschäftigtenzahl unter zehn Angestellten liegt, einen Großteil der Wirtschaftsleistung. Zugleich besitzen die Unternehmen häufig einen technologischen Fokus. Sie nutzen neueste Erkenntnisse und Technologien für die Entwicklung ihrer Produkte und Dienstleistungen.
Grüne Gründer treiben Veränderungen am Markt voran
Grüne Gründer betreten mit ihren Geschäftsideen häufig Neuland. Während etablierte Unternehmen oft nur Verbesserungen ihrer bestehenden Produkte und Dienstleistungen anstreben, trauen sich grüne Gründer eher Grundlageninnovationen umzusetzen. Sind diese erfolgreich, werden sie schnell zu Vorreitern am Markt. Sie setzen damit nicht selten etablierte Unternehmen unter Druck, ebenfalls stärker in neue Produkte, Technologien oder Dienstleistungen zu investieren. Jüngstes Beispiel ist das Elektroauto Model S von Tesla Motors, einem US-amerikanischen Unternehmen mit Sitz in Silicon Valley. Das Unternehmen wurde im Jahr 2003 gegründet. Innerhalb von kürzester Zeit entwickelte sich ihr Elektrofahrzeug Model S zum Marktführer für die Oberklasse von Premium-Autos in den USA, noch vor BMW, Mercedes, Audi und Porsche.
Grüne Start-ups beeinflussen mit ihren Produkten und Dienstleistungen ganze Industriezweige. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Energiewende in Deutschland. Ohne sie hätte sich der Energiesektor in den vergangenen Jahren nicht so rasant wandeln können. Hinzu kommt, dass viele der neuen Produkte und Lösungen weitere auf sie zugeschnittene Dienstleistungen und Lösungen benötigen. Sie ziehen somit andere Gründungen an, die sich stärker auf den Bereich Services und die Entwicklung von Infrastruktur konzentrieren. Hier liegen weitere Potenziale und Einsatzbereiche für grüne Gründungen.
So hat sich das grüne Unternehmen Younicos beispielsweise auf die Entwicklung von Batteriespeicherkraftwerden spezialisiert. Das Unternehmen NEXT Kraftwerke setzt hingegen auf virtuelle Kraftwerkslösungen. Es vernetzt Stromerzeugungsanlagen auf intelligente Weise miteinander und kann so Stromschwankungen im Stromnetz ausgleichen.
Ein weiteres Markenzeichen für grüne Gründungen ist, dass sie häufig einen wissenschaftlich technischen Background besitzen. Nicht selten kommen die Gründer direkt aus der Universität oder einem Forschungsinstitut, wie auch die Gründer der e-Motion Line GmbH, die zuvor an dem Karlsruher Institut für Technologie im Bereich Elektromobilität arbeiteten. Viele grüne Gründer geben der wissenschaftlichen Laufbahn den Laufpass und tauschen Theorie gegen Praxis.
Mit ihren alternativen Lösungen wirken grüne Start-ups tief in die Gesellschaft hinein. Sie sorgen mit ihren Angeboten für weitreichende Veränderungen und nehmen Einfluss auf die Ausgestaltung von Märkten. Mit ihren Lösungen formen sie Märkte neu oder sorgen mitunter gar für die Auflösung bestehender. An ihnen zeigt sich deutlich, was der Ökonom Joseph Schumpeter einst mit dem Begriff der „kreativen Zerstörungskraft“ junger Unternehmen meinte.
Grüne Gründungen und ihr Beitrag zum Klimaschutz
Doch grüne Gründungen haben nicht nur großes wirtschaftliches Potenzial und sind Treiber für Veränderungen. Sie leisten ebenfalls einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz und tragen zum Erhalt natürlicher Ökosysteme bei: Eine wichtige innere Motivation für Start-ups Laut Green Economy Gründungsmonitor ist der Klimaschutz ein zentrales Gründungsmotiv für grüne Unternehmensgründer.
Mit ihren Produkten und Dienstleistungen lassen sich klimaschädigende Emissionen sowie der Ausstoß von Kohlendioxid verringern oder gar vermeiden. Sie sorgen dafür, dass Ressourcen besser genutzt werden, beispielsweise durch intelligentes Re- oder Upcycling, wie es das ebenfalls in den USA gegründete Start-up TerraCycle zeigt.
Das Unternehmen konzentriert sich dabei auf Abfälle, die bisher nicht wiederverwertet werden, wie beispielsweise Zahnpflegeprodukte, Kaffeekapseln, Stifte oder gar Zigarettenstummel. Diese Ressourcen bereitet das Unternehmen auf und sorgt dafür, dass sie in Form neuer Produkte weiter genutzt werden. Dadurch werden weniger Abfälle produziert. Solche Lösungen schonen die natürlichen Ökosysteme und leisten einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Umwelt und zum Erhalt der Artenvielfalt.
Fazit
In grünen Gründungen steckt sehr viel Potenzial. Sie leisten einen zentralen Beitrag für den Schutz von Umwelt und Klima, sind Treiber für Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft und verfügen über großes wirtschaftliches Potenzial. Sie sind zudem ein Beleg dafür, dass wirtschaftliche und nachhaltige Zielsetzungen keine Gegensatzpaare sind, sondern Hand in Hand gehen.
Mit ihren kreativen Ideen, Konzepten, Lösungen und Geschäftsmodellen sind grüne Gründungen Katalysatoren für die Transformation der Wirtschaft hin zu einem nachhaltigeren Wirtschaftssystem.
Sie sind somit ein zentraler Baustein für die Etablierung einer Green Economy.