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Communauts im Interview
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Communauts: Nachhaltige und lokale Lieferkette für Tourismusbetriebe in Afrika und Asien
Wie kam Ihnen die Idee zu Ihrem Projekt?
3 Hirne, ein Gedanke!
Reto hat in Namibia in mehreren Eco-Lodges gearbeitet und dort viele Chancen gesehen, einerseits dem „Eco“ gerechter zu werden und andererseits die lokale Bevölkerung besser in die touristische Wertschöpfungskette einzubinden. Gleichzeitig erkannte er eine dringende Notwendigkeit, dies anzupacken, um Alternativen zu Subsistenzwirtschaft und Wilderei zu bieten. Doch die finanziellen und humanen Ressourcen einer einzelnen Tourismusunternehmung reichen nicht aus, um systematisch mit der lokalen Bevölkerung zu arbeiten. So entstand die Idee, ein Sozialunternehmen zu gründen, welche diese Aufbauarbeit übernimmt.
Christina suchte bei ihren Reisen in Entwicklungsländern immer wieder nach Hotels, die nachhaltig mit der lokalen Bevölkerung arbeiteten, fand diese jedoch nur selten. Als Gründerin des Expertenunternehmens Endeva beschloss sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie recherchierte nach Beispielen, wie die lokale Bevölkerung in die touristische Wertschöpfungskette eingebunden werden kann. Nach Veröffentlichung der Studie „Destination Mutual Benefit“ war klar, dass Endeva hier Wert schaffen kann, indem ein Sozialunternehmen gegründet wird, um Produkte mit lokalen Gemeinschaften zu entwickeln.
Mariska studierte nachhaltigen Tourismus und arbeitet in Indien mit einem Touranbieter, der die lokale Bevölkerung einbindet. Bei Endeva schrieb sie die obige Studie, und entwickelte parallel Ideen, wie sie vor Ort faire touristische Produkte entwickeln kann. Von der „Communauts“-Idee war sie daher sofort begeistert.
Wer hat Sie dabei unterstützt?
Die Idee steht in den Startlöchern. Gegenwärtig suchen wir nach Partnern und Unterstützern. Wir sprechen mit Tourismusunternehmen, NGOs oder Entwicklungsorganisationen, die uns durch finanzielle und besonders auch durch inhaltliche Zusammenarbeit unterstützen können. Den StartGreen Award zu gewinnen würde uns sehr helfen, diese möglichen Partner zum Mitmachen zu bewegen!
Welche Geldquellen haben Sie gesucht? Wie konnten Sie Investoren überzeugen?
Die Pilotphase des Unternehmens muss über Fördergelder finanziert werden. Sobald ein funktionierendes Modell steht, kommen auch Kredite und Investitionen in Frage. Fördergelder suchen wir bei Startup-Wettbewerben, über Partnerschaften mit Unternehmen und NGOs, sowie über Anträge bei öffentlichen und privaten Institutionen.
Welche Herausforderungen sehen Sie an Ihrem Beispiel für grünes Gründen in Deutschland?
Grünes Gründen wird meist mit sauberen Technologien in Verbindung gebracht. Für innovative Geschäftsmodelle wie unseres dagegen, noch dazu in Entwicklungsländern, gibt es kaum Förderung.
Was leistet Ihr Projekt für den Klimaschutz? Wie trägt es zum Wandel in der Gesellschaft bei?
Unser Projekt trägt auf vielfältige Weise zum Klimaschutz bei:
- Produkte für die Tourismusindustrie werden vor Ort produziert und nicht eingeflogen. Das spart CO2 aus Flug, Verpackung und Transport.
- Lokale Bäuerinnen und Bauern erlernen nachhaltige Produktionsmethoden, die auf Brandrodung, unnötiges Pflügen und chemische Düngemittel verzichten. Durch die Sicherung eines attraktiven Marktes für solche Produkte entstehen Anreize für diese Methoden, die auch Vorbildcharakter für die weitere Produktion und andere Bauern haben können.
- Touristen finden ein breiteres Angebot an Aktivitäten vor Ort vor und können länger an einem Ort verweilen. Auch dies spart Flugmeilen.
Die lokale Bevölkerung profitiert von neuen und sicheren Einkommensmöglichkeiten. Sie sind damit nicht mehr auf Wilderei, Brandrodung und andere Tätigkeiten angewiesen, die Ökosysteme und Biodiversität angreifen. Der Erhalt von Natur und Kultur und das eigene Überleben sind keine Widersprüche mehr, im Gegenteil das lohnt sich wieder. Auch verbessert Communauts die Möglichkeit eines würdevollen Lebens auf dem Land und trägt so zur Minderung der Landflucht bei.
Durch die verstärkte Integration der lokalen Bevölkerung in die touristische Wertschöpfungskette wird auch der Austausch zwischen Einheimischen und Touristen gefördert, dies erhöht gegenseitiges Verständnis und Respekt.
Welches Geschäftsmodell steckt hinter Ihrem Vorhaben?
Wir verdienen unser Geld als klassischer Händler, durch Einkauf und Verkauf von Produkten. Die Produkte entwickeln wir in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung, den Tourismusunternehmen sowie mit bereits vor Ort aktiven NGOs und Entwicklungsorganisationen. Käufer sind Hotels und andere Tourismusunternehmen, die bisher ihre Produkte meist bei Großhändlern bezogen haben, welche wiederum primär weltweit bei Groß,betrieben einkaufen.
Alle drei Seiten gewinnen: Die lokale Bevölkerung gewinnt neue Einkommensmöglichkeiten, Tourismusunternehmen sparen im Einkauf und bekommen Zugang zu authentischen, nachhaltigen und lokalen Produkten, und Entwicklungsorganisationen verbessern Effektivität und Nachhaltigkeit ihrer Programme. Aus dieser Wertschöpfung entsteht unsere Marge.
Was ist dabei Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Bisher gibt es kein Unternehmen, das diesen Service anbietet. Communauts füllt eine Lücke, denn die Möglichkeit für Tourismusunternehmen, auf einfache Art und Weise lokale Dienstleistungen und nachhaltig produzierte Waren, in gewünschter Menge und Qualität, preislich attraktiv und zeitnah geliefert zu bekommen, existiert nicht in dem Umfang.
Einzelnen Tourismusunternehmen selbst mangelt es sowohl an Ressourcen, systematisch solche Produkte zu entwickeln, wie auch an Nachfragevolumen dafür.
Entwicklungsorganisationen sind bereits aktiv, um lokale Gemeinden an touristische Wertschöpfungsketten anzudocken. Leider geschieht dies jedoch mangels Marktverständnis oft an der Nachfrage vorbei, so dass die lokale Bevölkerung nicht selten schlechter da steht als zuvor.
Welchen Tipp haben Sie für Gründerinnen und Gründer in der Green Economy?
Schnell testen! Der Pilot läuft meist ganz anders als geplant.
Warum wollen Sie den StartGreen Award 2015 gewinnen?
Wir möchten Unterstützer gewinnen, die mit uns Communauts in Afrika und Asien pilotieren wollen. Die Auszeichnung durch den StartGreen Award würde uns sichtbar machen und unser Konzept für gut befinden. Wir hoffen, dass wir so schneller ans Machen kommen!