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CAALA im Interview

© © Rolf Schulten

CAALA: Software zur Kalkulation von finanziellen und ökologischen Folgen von Entwurfsentscheidungen

 

Seit dem Sieg beim StartGreen Award 2016 konnte CAALA mehrer Wettbewerbe für sich entscheiden. Hier eine Auswahl:

Wir gratulieren!

 

 

 

Wie fühlen Sie sich als Sieger des StartGreen Awards 2016 in der Kategorie Gründungskonzept?

Unser Ziel ist es, die „Vertrauensbarriere“ zu brechen und Kunden von unserer SaaS-Lösung zu überzeugen, indem „Key-Opinion Leaders“ (Bosch ST, IB-Hausladen, Engie Services) CAALA nutzen und vertrauen. Der Vertrauensbonus durch den StartGreen Award wird uns dabei sehr unterstützen, die Nachhaltigkeit im Bausektor zu steigern, indem er uns weitere Sichtbarkeit und somit Zugang zu Nutzern bietet. Neben dem Gewinn des Start Green Awards selbst freut uns vor allem die Begründung für die Auswahl. So wurden besonders der Innovationsgrad und der große mögliche Beitrag für die Europäischen Klimaschutzziele betont. CAALA informiert Architekten und Bauherren bereits in der frühen Planungsphase in Sekundenschnelle über die ökologische und ökonomische Gebäudeperformanz, so dass sich nachhaltigere Gebäude planen lassen. Dass wir mit unserem Ansatz sowohl die „Crowd“ als auch die breitaufgestellte und erfahrene Jury überzeugen konnten, bestätigt uns, auf dem richtigen Weg zu sein.

 

Wie kam Ihnen die Idee zu Ihrem Projekt?

CAALA hat seinen Ursprung in der Forschung. Mitgründer Alexander Hollberg arbeitet seit 2012 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bauhaus-Universität Weimar. Im Zuge seiner Promotion hat er eine Methode zur parametrischen Lebenszyklusoptimierung von Gebäuden in Echtzeit entwickelt. Auf Grund seines Hintergrunds erkannte Philipp Hollberg bereits in der Entwicklung das Potenzial der Methode. Die positive Rückmeldung verschiedener Stakeholder auf wissenschaftlichen Konferenzen ließ in beiden den Beschluss reifen ein kommerzielles Produkt zu entwickeln. Sebastian Dominguez erkannte als Experte in Computer-aided Design (CAD) und Simulation eine Marktlücke für die Technologie erkannte, verfolgt das Team seit Mai 2015 das Ziel CAALA auf den Markt zu bringen. Im Januar 2016 trat Milen Ivanov mit seiner langjährigen Softwareentwicklungserfahrung dem Team als Mitgründer bei.

 

Wer hat Sie dabei unterstützt?

CAALA wurde bereits mit dem 1. Preis des 13. Ideenwettbewerbs (Juni 2015) des Jena-Weimar Innovationszentrums ausgezeichnet und wird seitdem von der Neudeli Gründerwerkstatt unterstützt.

Im Mai wurde CAALA als einer von sieben deutschen Startups für das TIE2-Austauschprogramm mit der Tsinghua Universität (X-Lab) in Beijing ausgewählt. Im Juni wurden wir in dem TUM-Inkubator aufgenommen. Ab Oktober werden wir durch das EXIST-Stipendium und durch das Climate-KIC-Stipendium gefördert. Außerdem nehmen wir am KICKSTART Programm der UTUM teil.

Zusätzlich ist CAALA beim Mentoring Programm der Gründerinitiative WECONOMY dabei!

CAALA wurde zudem unter mehr als 3000 Projekten als eines der Top 500 early-stage science Start-ups weltweit ausgewählt und wird damit am Hello Tomorrow Global Summit im Oktober in Paris teilnehmen. Damit erhält CAALA die Möglichkeit, andere ambitionierte Start-ups aus der Wissenschaft kennenzulernen, mit Investoren in Kontakt zu treten und seine Sichtbarkeit zu erhöhen.

 

Welche Geldquellen haben Sie gesucht? Wie konnten Sie Investoren überzeugen?

Oktober werden wir durch das EXIST-Stipendium und durch das Climate-KIC-Stipendium gefördert. Außerdem nehmen wir am KICKSTART Programm der UTUM teil.

Drei Gründer erhalten ab Oktober das EXIST-Gründerstipendium. Der vierte Gründer bekommt das Climate-KIC-Stipendium. Der weitere Kapitalbedarf wird über eigene Mittel und EXIST Sachmittelausgaben gedeckt (ggf. durch Innovationsgutscheine verstärkt).

 

Welche Herausforderungen sehen Sie an Ihrem Beispiel für grünes Gründen in Deutschland?

Grüne Gründer in Deutschland haben es nicht leicht. Die Thematik „Klimawandel“ ist bekannt, präsent und wird als wichtig wahrgenommen. Allerdings ist die Bereitschaft dafür ein „premium“ zu bezahlen selten vorhanden.

 

Was leistet Ihr Projekt für den Klimaschutz? Wie trägt es zum Wandel in der Gesellschaft bei?

Die Bauindustrie ist für 40% des EU-Energieverbrauchs, 50% EU-Ressourcenverbrauchs sowie 36% der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gleichzeitig ist sie mit einem Jahresumsatz von 1,2 Euro Bil. die wichtigste Wirtschaftstätigkeit in Europa.

Energieeffizienz ist einer der entscheidendsten Faktoren, um die EU-Klimaziele zu erreichen. Bislang lag der Schwerpunkt auf der Verringerung des Energieverbrauchs im Betrieb von Gebäuden. Dabei wurden jedoch der Energieverbrauch und die Umweltbelastung bei der Herstellung, Austausch und Entsorgung von Baustoffen vernachlässigt. Um dies zu ändern entwickeln wir CAALA, als der erste lebenszyklusübergreifende Gebäudedesignoptimierer.

CAALA ermöglicht damit sowohl die Reduktion von Kosten (-30%) als auch der Umweltbelastungen (-50% CO2-Äquivalenten) von Gebäuden und sorgt so für ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit.

 

Welches Geschäftsmodell steckt hinter Ihrem Vorhaben?

CAALA wird über eine Cloud als Dienstleistung (SaaS – Software as a Service) angeboten und die Nutzung über ein hybrides Lizenz- und „pay-per-use“-Modell abgerechnet. Unsere Mitglieder zahlen eine geringe feste Lizenzgebühr von ca. 250 Euro („Key Opinion Leaders“) bzw. 750 Euro pro Jahr („non-Key Opinion Leaders“). Zusätzlich zahlt der Nutzer eine Gebühr pro genutzte Server-Stunde. Der Stundenpreis beträgt 1,15€-1,25€.

Zudem zielt unsere Software darauf ab, die Position von Architekten zu stärken und ihre Abhängigkeit gegenüber Energieberatern mittels intuitiver Ergebnis-Darstellung zu reduzieren. Um dieses Ziel sukzessiv zu erreichen und die Nachhaltigkeit in der Branche zu erhöhen, bieten wir mittels „Screen sharing“ die nötige Beratungsleistung an. Nachdem der Architekt mittels CAALA den Gebäudeentwurf optimiert hat, können nun die Daten für die detaillierte Planung an einen Energieberater digital, ohne zusätzlichen Eingabeaufwand und mit einer deutlich niedrigen Fehleranfälligkeit übertragen werden (eine hohe Zeitersparnis für alle Beteiligten). Wir haben bereits e3concept als Partner an Board, um diese Leistungen anbieten zu können.

 

Was ist dabei Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Weltweit sind 28 Software-Entwickler im Bereich planungsintegrierte Ökobilanzierung aktiv. CAALA gehört zusammen mit sieben weiteren Softwareanbietern zu den CAD-basierten Tools. Innerhalb dieses Segmentes unterscheiden sich die Angebote hauptsächlich durch die Anzahl an gebotenen Funktionalitäten und dem Detailgrad der Gebäudesimulation. Unsere relevantesten Wettbewerber sind Tally, Sefaira und DesignBuilder. Keiner dieser Wettbewerber bietet jedoch die einzigartige Kombination aus LCA (Ökobilanz), LCC (Lebenszykluskostenrechnung), parametrischer Dateneingabe, Optimierung und CAD (rechnerunterstütztes Konstruieren) - als auch BIM (Gebäudedatenmodellierung)-Integration an.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Ansätzen, die eine komplexe, zeitaufwendige Eingabe der Nutzer voraussetzen, trifft CAALA aufbauend auf den ersten Gebäudeentwürfen intelligente Vorauswahlen, um Ergebnisse in Echtzeit auszugeben. Der einzigartige parametrische Ansatz erlaubt nicht nur in den entscheidenden, frühen Planungsphasen Feedback zur ökologischen und ökonomischen Performance zu geben, sondern auch Optimierungsschleifen laufen zu lassen.

 

Welchen Tipp haben Sie für Gründerinnen und Gründer in der Green Economy?

Aus der Perspektive eines Technologie Startups wäre mein Tipp, sich Verstärkung für die Kommunikation des Produktes zu suchen.

StartGreen ist das Online-Informations- und Vernetzungsportal des Borderstep Instituts für die grüne Gründungsszene in Deutschland. Hier informieren und vernetzen sich grüne Gründerinnen und Gründer, grüne Start-ups, grüne Investorinnen und Investoren und Finanzierende, nachhaltig orientierte Gründungszentren u.v.m. um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.

Dieses Projekt wurde gefördert durch
logos von 'Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz' und 'Nationale Klimaschutz Initiative'