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Artificial Ecosystems: Wartungsfreie Grünfassaden zur Stadtklimatisierung

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In aller Kürze: Was ist eure Unternehmensidee?

Wir wollen durch wartungsfreie Grünfassaden unseren Beitrag dazu leisten, dass Städte sauberer, bewohnbarer und lebenswerter werden. Dies ermöglichen wir mithilfe von sich mit Moosen selbstbegrünenden monolithischen Fassadenplatten. Die Platten sind chemisch und physikalisch optimal an die Ökologie von Moosen angepasst. Durch unsere Vorbehandlung beschleunigen wir die Ansiedlung der Moose an den Fassaden. Unsere Leistung umfasst die Herstellung dieser Fassaden, die Planung und Umsetzung des Bauvorhabens und die Darstellung und Einbindung der erbrachten Umweltleistung in Dashboards und Smart-City-Konzepten. Sogar Insekten und Vögel sollen dank unserer geplanten Systeme einmal die Wände in urbanen Umgebungen bevölkern und die Natur ökologisch sinnvoll in Bauwerke integriert zurück in die Stadt holen.

Welche Mission verfolgt ihr? Auf welche Weise leistet ihr einen positiven Beitrag für die Umwelt oder Gesellschaft?

Wir wollen Natur als wichtigen Bestandteil des alltäglichen Lebens zurückgewinnen. Begrünte Außenfassaden sind dazu geeignet gleich mehrere Probleme von Städten zu lösen: Fassadenbegrünungen können nachweislich dem Heat-Island-Effekt entgegenwirken. Dabei wird durch die pflanzliche Transpiration die heiße Luft abgekühlt. Bewässerung verstärkt diesen Effekt. Diese entlastet bei Verwendung von Regenwasser zusätzlich die städtische Kanalisation und vermindert damit das Risiko von Überschwemmungen.

Durch die Fotosynthese werden zudem bis zu 2,2 kg CO2/m² fixiert. Diesen Wert wollen wir durch eine Kopplung unserer Produkte an CO2-Zertifikate noch überbieten. Damit bindet der Kunde nachweislich mehr als eine Tonne CO2 pro m² unserer gekauften Flächen. Moos bindet darüber hinaus große Mengen an Feinstaub (zwischen 20-35 % Reduktion). Außerdem erhöhen wir die Biodiversität und können den Erholungswert in Städten durch natürliches Grün und Lärmreduktion verbessern. Das hält über das ganze Jahr an, weil Moose auch im Winter grün sind. Zu guter Letzt isolieren begrünte Fassaden die Gebäude – das spart Energiekosten sowohl im Winter als auch im Sommer.

Wie kam euch die Idee zur Gründung?

Die Entscheidung zur Existenzgründung verfolgt mehrere Ziele: Zum einen gibt es uns jeden Tag aufs Neue einen unglaublichen Antrieb, die eigene Idee zu verfolgen, daran zu feilen und die Verantwortung dafür zu übernehmen, unsere Ziele auch in die Tat umzusetzen. Darüber hinaus wollen wir mit unserer Arbeit einen ökologischen Mehrwert für alle leisten. Zusätzlich ermöglicht uns die Selbstständigkeit, unsere eigene Unternehmenskultur zu etablieren. Im Angestelltenverhältnis ist man doch immer an vorgeschriebene Strukturen gebunden. Momentan bereiten wir unsere Gründung mithilfe des EXIST-Gründerstipendiums des Bundesministeriums für Wirtschaft vor.

Wie sieht euer Geschäftsmodell aus?

Unser Geschäftsmodell sieht vor, dass wir auftragsbasiert mit der Planung der zu begrünenden Fläche und der Herstellung der Fassadenelemente beginnen. Diese werden am Ende des Herstellungsprozesses so behandelt, dass Moose von Beginn an ideale Wachstumsbedingungen vorfinden und die Flächen selbst begrünen. Durch konventionelle Fassadenträgersysteme (sog. Agraffen) werden die Elemente an den Wänden befestigt. Abgerundet wird unser Konzept durch eine automatische, versteckte Pflanzenernährung: Sie sammelt mit Hilfe einer Wetterstation klimatische Daten und steuert über spezielle Algorithmen die Bewässerung mit Regenwasser aus einer Zisterne. Immobilienbesitzer, die ihr Objekt aufwerten wollen, gehören dabei ebenso zur Zielgruppe wie Unternehmen, die ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen und ökologischer handeln wollen. Darüber hinaus sind Städte mit überhöhten Luftverschmutzungen als Kunden interessant. Durch unsere Fassaden haben sie nicht nur eine weitere Option zur Stadtverschönerung, sondern können auch die Luftqualität verbessern.

Was ist euer Alleinstellungsmerkmal?

Unser größtes Alleinstellungsmerkmal ist die Selbstbegrünung mit der damit einhergehenden Wartungsfreiheit und Kostenersparnis. Moose sind sehr weit in der Natur verbreitet und auch an vielen Stellen in dicht bebauten Städten zu finden. Dennoch ist momentan noch kein Konzept vorhanden, welches eine dauerhafte Begrünung garantiert. Zum einen liegt das daran, dass bisherige Versuche meist mit vorkultivierten Moosen gearbeitet haben. Dies ist für die Moose vor allem deshalb problematisch, da sie im Gewächshaus nahezu optimale Bedingungen wiederfinden, die mikroklimatischen Bedingungen am Anbringungsort aber sehr abweichen. Der zweite elementare Faktor ist die bedarfsgerechte Bewässerung. Wir benutzen eine Wetterstation, auf der die optimale Wasserabgabe und -verteilung basiert. So gelingt es uns, das Wachstum vor Ort zu beginnen und das Absterben der Moose dauerhaft zu verhindern.

Unsere Substratstruktur haben wir zum Patent angemeldet, um uns vor Plagiaten zu schützen. Zudem baut unser System auf bestehenden modularen Fassadenkonzepten auf und ist dadurch für Architekten auch in der Planung attraktiv. Moose bilden einen grünen Mantel auf Gebäudefassaden ohne Pflanzenschutzmittel oder Dünger. Man muss kein überschüssiges Laub oder Fremdvegetation entfernen, da auf unseren Flächen nur Moose wachsen können. Alle Grünwände der Wettbewerber müssen bislang jährlich kostenintensiv gewartet werden. Zudem entfällt die energieintensive Vorkultivierung in Gewächshäusern. Wir verwenden natürlich vorkommende Arten und unterstützen so die Renaturierung. Unsere junge agile Herangehensweise in Umweltfragen ist authentisch und nachvollziehbar für jedermann. Die Umweltdaten, wie z.B. CO2-Bindung, O2-Produktion und Wetterdaten lassen sich in Dashboards und auf Websites öffentlichkeitswirksam darstellen und in Smart-City-Konzepte einbinden.

Gibt es bestimmte Herausforderungen speziell in eurer Branche?

Eine besondere Herausforderung in dieser Branche besteht in den teilweise sehr langwierigen und teuren Genehmigungsverfahren. Für den Markteintritt unserer Produkte planen wir daher nur Elemente ein, die keiner besonderen Genehmigung bedürfen. Sobald wir erfolgreich Fuß fassen können, sind weitere genehmigungspflichtige Elemente vorgesehen, um unseren Kunden auch andere Formate anbieten zu können. Dabei planen wir stets mit den höchsten Sicherheitsstandards, um Genehmigungsprozesse zu beschleunigen.

Wie sieht eure langfristige Vision aus?

Unser Ziel ist es, zu einem führenden Hersteller für Gebäudebegrünung zu werden. Mit unserem Know-how im Bereich Ökologie, Bauingenieurwesen und IT wollen wir die Lebensräume von Mensch und Natur in der Stadt näher zusammenbringen.

Künftig wollen wir auch weitere Pflanzenarten integrieren, die für Insekten und Vögel neue Lebensräume bieten. So sollen künstliche Ökosysteme mit in sich stimmigen Tier- und Pflanzengemeinschaften entstehen. Diese Lebensräume bieten einen ökologischen Mehrwert für die Natur und die Menschen. Wir denken an Systeme, die sich ergänzen und unterstützen. Außerdem bietet sich die Integration von Pflanzenleistungen in Smart-City-Konzepte an. Die Luftverbesserung durch unsere Mooswände in U-Bahnhöfen, Tunneln oder auch in Innenräumen ist ein weiteres spannendes Thema. Nicht zuletzt wird auch Vertical Farming eine Rolle spielen.

Was sind eure nächsten Schritte um zur Marktreife zu gelangen?

Momentan liegt unser Hauptaugenmerk darauf, unser System an größeren Flächen unter Beweis zu stellen und unsere Produktionskette auszubauen. Parallel dazu bereiten wir uns auf die Gründung vor. Wir arbeiten daran, für uns in Frage kommende Finanzierungsmöglichkeiten auszuloten. Außerdem sind wir dabei, Projekte zu sondieren, die sich für den Einstieg besonders gut eignen. Wenn diese wichtigen Schritte gegangen sind, steht einer Gründung mit marktreifen Produkten nichts mehr im Wege.

Wie sieht eure Unternehmenskultur aus?

Wir wollen als GreenTech Start-up für die Umwelt einstehen und Signale an die Gesellschaft senden, dass man die Natur in unsere hochmoderne Welt einbinden kann. Nicht weniger wichtig ist der soziale Aspekt der Nachhaltigkeit. Dazu zählen für uns unter anderem die Beschäftigung von Benachteiligten, die Zahlung überdurchschnittlicher Löhne und das Fördern möglichst heterogener Teams. Wir denken, dass es sich auf Dauer auszahlt, wenn die Mitarbeiter von ihrem Gehalt sehr gut leben können und gerne zur Arbeit kommen. Deshalb wollen wir auf diesem Gebiet auf Dauer auch Vorbild für andere Unternehmen sein. Diese Perspektiven sind das Maß, an dem wir uns selbst messen wollen und welches wir auch bei der Einstellung neuer Mitarbeiter anlegen werden.

Und zu guter Letzt: Warum wollt ihr den StartGreen Award 2019 gewinnen?

Mit unserer Teilnahme am StartGreen Award wollen wir herauszufinden, ob unser Konzept bei Experten auf ebenso viel Begeisterung stößt wie bei uns. Wir haben bereits den Ideenwettbewerb 2019 in Rheinland-Pfalz gewinnen können. Der StartGreen Award bietet die Möglichkeit, unser Geschäftsmodell bundesweit mit vielen tollen Start-ups zu vergleichen, die für ökologische Nachhaltigkeit einstehen. Wir hoffen, wichtige Netzwerke zu knüpfen und bestenfalls Partnerschaften zu finden. Dafür erscheint uns der StartGreen Award eine ideale Plattform. Im besten Fall finden wir Investoren, die bereit sind unsere Idee mitzutragen und uns zu unterstützen. Mit dem Preisgeld würden wir unsere Produktentwicklung vorantreiben und weitere Mitarbeiter engagieren. Die Teilnahme am StartGreen Award verspricht Anerkennung und die Chance, bundesweit an Bekanntheitsgrad zu gewinnen. Ein Sieg wäre ein wahnsinniger Boost für uns selbst, uns täglich weiter zu motivieren und für Städte einzusetzen, in denen die Natur wieder Platz findet.

 

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StartGreen ist das Online-Informations- und Vernetzungsportal des Borderstep Instituts für die grüne Gründungsszene in Deutschland. Hier informieren und vernetzen sich grüne Gründerinnen und Gründer, grüne Start-ups, grüne Investorinnen und Investoren und Finanzierende, nachhaltig orientierte Gründungszentren u.v.m. um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.

Dieses Projekt wurde gefördert durch
logos von 'Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz' und 'Nationale Klimaschutz Initiative'