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10 Tipps für den Weg in die Selbständigkeit
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Orientieren Sie sich bei Ihrem Start in die Selbständigkeit an den folgenden Punkten:
1. Netzwerke, spezialisierte Ansprechpartner, Berufsverband kontaktieren
Es gibt vielfältige und gute Beratungsangebote. Viele davon sind kostenfrei und zum Teil auf die Bedürfnisse der Kultur- und Kreativwirtschaft ausgerichtet. Sprechen Sie auch mit anderen Selbständigen aus Ihrer Branche, um zu erfahren, worauf es beim unternehmerischen Know-how ankommt.
2. „Fahrplan" erstellen und laufend aktualisieren
Wie stellen Sie sich Ihre Selbständigkeit vor? Wie soll Ihr nächstes Projekt aussehen? Ganz gleich, ob Sie am Anfang Ihrer Selbständigkeit stehen oder ein neues Vorhaben planen: Erstellen Sie Ihren persönlichen Fahrplan, Ihre To-do-Liste, Ihr Konzept oder Ihren Businessplan – es ist ganz gleich, wie Sie Ihre Aufzeichnungen nennen. Das Wichtigste ist, dass Sie sich klar darüber werden, wie Sie Ihre Ideen umsetzen können, sodass sie auch finanziell für Sie lohnenswert sind.
Ich habe gelernt, dass man sehr auf Transparenz achten muss. Wenn zum Beispiel längere Vorgespräche notwendig sind, hätte ich früher gesagt: Egal, machen wir einfach, ist im Preis drin. Heute sage ich: 'Da muss ich zu Ihnen kommen, das kostet so und so viel extra.' Oder wenn ich auch noch die Moderation bei einer Veranstaltung übernehmen soll. Das bedeutet einfach zusätzliche Vorbereitung, die in Rechnung gestellt werden muss. Wenn ich das einzeln aufliste, ist die Sache eindeutig. Wenn ich es dagegen pauschal abrechne, würde es heißen: ‚Der ist aber teuer.‘
Mäc Härder, Kabarettist, Kultur- und Kreativpilot Deutschland 2011
3. Klären: Freiberufler oder Gewerbetreibender
Alle Selbständigen in Deutschland lassen sich grob in drei Kategorien einteilen: Freiberufler, Gewerbetreibende und Sonstige (Land- und Forstwirtschaft). Je nachdem, zu welcher Kategorie Sie gehören, hat dies bestimmte steuerliche, rechtliche und bürokratische Folgen. Was die Anmeldung betrifft: Als Freiberufler beantragen Sie möglichst frühzeitig beim Finanzamt eine Steuernummer. Die brauchen Sie, um eine Rechnung zu stellen. Als Gewerbetreibender melden Sie sich beim Gewerbeamt an, das wiederum alle weiteren Behörden (Finanzamt, gegebenenfalls Gesundheitsamt, gegebenenfalls Ordnungsamt, Berufsgenossenschaft) informiert.
4. Preis/Honorar kalkulieren bzw. recherchieren
Zum Teil gibt es feste Honorare, beispielsweise im Medienbereich oder in der Architektur, zum Teil können Sie Ihre Preise frei aushandeln, beispielsweise in der bildenden Kunst, in der Games-Industrie oder der Werbung. Wichtig ist in jedem Fall: Der Preis bzw. das Honorar muss Ihre Kosten decken. Ums Rechnen kommen Sie also nicht herum. Stellen Sie fest, wie viel Sie einnehmen müssen, um Ihren monatlichen Lebensunterhalt und die betrieblichen Kosten zu decken und – in der Regel etwas später – einen Gewinn zu erzielen.
Ich würde immer sagen: Nehmt keinen Riesenkredit auf. Sonst schläft man schlecht, und dann leidet die Kreativität. Oft ist das Geld auch gar nicht notwendig. Anfangs reicht es doch völlig aus, mit alten Regalen anzufangen und nicht sofort den Tischler zu bestellen. Manche Gründer denken da oft ein bisschen großspurig. Das finde ich häufig fehl am Platz.
Kathrin Greve, „Fräulein Prusseliese“, Kultur- und Kreativpilotin Deutschland 2010
5. Start- und Anlaufkosten berechnen
Auch wenn Sie nur eine kleine Summe brauchen: Alles in allem können für Software, Material für Ihre künstlerische Arbeit oder die Kaution für Atelier- oder Büromiete einige Tausend Euro zusammenkommen. Wenn Sie die nicht aus eigener Tasche bezahlen können, sollten Sie überlegen, woher Sie das nötige „Kleingeld“ bekommen. Eventuell kommen Förderprogramme, Stipendien, Crowdfunding oder andere Finanzierungsmöglichkeiten infrage.
6. Persönliche und berufliche Versicherungen abschließen
Sie benötigen in jedem Fall eine Kranken- und Pflegeversicherung und sollten sich um Ihre Altersvorsorge kümmern. Kontaktieren Sie dazu die Künstlersozialkasse. Eventuell kommen auch eine Unfallversicherung und der Abschluss der Arbeitslosenversicherung für Selbständige infrage. Erkundigen Sie sich auch, ob Ihr Berufsverband eventuell Möglichkeiten der Altersvorsorge zu günstigen Konditionen anbietet. Klären müssen Sie auch, welche beruflichen oder betrieblichen Versicherungen Sie benötigen.
Die Vorstellung einiger Musiker, der beste Musiker sei derjenige, der in seiner Kunstwelt lebt und sich mit diesen ganzen geschäftlichen Dingen nicht auseinandersetzt, halte ich für sehr riskant. Nicht zuletzt, weil man damit in der Altersarmut endet.
Jutta Rieping, Pianistin, Kultur- und Kreativpilotin Deutschland 2010
7. Basics zu Steuern und Buchführung klären
Für Kleinunternehmer und Freiberufler ist das Thema überschaubar. Dennoch ist es sinnvoll, schon während Ihrer Gründungsphase einen Steuerberater hinzuziehen. Steuern, Buchhaltung und Jahresabschluss sowie Ihre Pflichten gegenüber dem Finanzamt sind ein weites Feld.
8. Basics zu Urheberrecht und weiteren Rechtsfragen
Das Urheberrecht sichert Ihnen die Verfügungsgewalt über Ihre Werke zu. Als Schöpfer eines Werkes erhalten Sie automatisch Urheberrechtsschutz. Sie müssen ihn also nicht erst beantragen. Darüber, welche Folgen das Urheberrecht für Sie und Ihre Auftraggeber hat, informieren die Berufsverbände. Darüber hinaus informieren sie zum Teil auch zur Vertragsgestaltung mit Auftraggebern.
9. Potenzielle Auftraggeber und Multiplikatoren finden
Überlegen Sie, wer sich abseits von den „gängigen“ Auftraggebern für Ihr Angebot interessieren könnte. Versuchen Sie, so viel wie möglich über potenzielle Kunden, deren Interessen usw. zu erfahren, um den „richtigen Ton“ zu treffen, wenn Sie sie auf Ihr Angebot aufmerksam machen. Bei institutionellen Auftraggebern wie Sendeanstalten, Theaterhäusern, Verlagen, Kommunen, Behörden oder auch Unternehmen sollten Sie herausfinden, wie Sie am besten den „Fuß in die Tür“ bekommen, zum Beispiel durch eine Präsentationsmappe, Leseproben, eine Casting-Agentur.
10. Sinnvolle Mitgliedschaften bei Kammern oder Verbänden abschließen
Finden Sie heraus, welcher Berufsverband oder welche Kammer für Sie zuständig ist, und informieren Sie sich über deren Angebote. Einige Verbände bieten hilfreiche Informationen für ihre selbständigen Mitglieder an. Manche vermitteln auch günstige Versicherungsangebote oder bieten Sozialfonds an. Fragen Sie am besten andere Selbständige in Ihrer Branche, ob sie mit den Leistungen des Verbandes oder der Kammer zufrieden sind
Weitere Informationen:
- Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung
www.kultur-kreativ-wirtschaft.de - Broschüre „Alles, nur kein Unternehmer? Tipps für Gründerinnen, Gründer und Selbständige in der Kultur- und Kreativwirtschaft"
www.kultur-kreativ-wirtschaft.de
Dieser Artikel stammt aus dem eMagazin "erfolghoch2" (Ausgabe August 2016) des Existenzgründerportals des BMWi. Hier finden Sie den Artikel.