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Rückblick StartGreen Award: sonnen - Vom Start-up zum Energiepionier

© Cordula Giese

Vor knapp zehn Jahren mit dem StartGreen Award ausgezeichnet, ist sonnen heute ein globaler Vorreiter im Energiemanagement. Mit innovativer Technologie und klarer Mission treibt das Unternehmen die Energiezukunft voran. Ein Gespräch über Visionen, Meilensteine und die Zukunft sauberer Energie.

Seit der Teilnahme am StartGreen Award sind einige Jahre vergangen. Auf welche Erfolge, Höhepunkte – oder auch Krisen – blickt ihr zurück?

Ja, es sind fast zehn Jahre vergangen – da sind wir definitiv dem Start-up-Alter entwachsen. In dieser Zeit haben wir vieles erlebt. Ein besonderer Meilenstein war 2018, als unser virtuelles Kraftwerk erstmals zur Netzstabilisierung zugelassen wurde. Damals waren wir noch ein echtes Start-up – und die Ersten überhaupt, die diese Erlaubnis bekamen. Das fühlte sich für uns fast wie eine Mondlandung an. Heute leisten wir diesen Beitrag zur Netzsicherheit täglich und in vielen Ländern. Es ist immer noch etwas Besonderes, denn weltweit gibt es kaum jemand, der das in diesem Umfang kann. Diese Einzigartigkeit hilft uns auch durch herausfordernde Jahre wie 2024, in denen die Solarbranche in Europa unter Druck steht. Solche Momente zeigen, wie essenziell Innovationen sind – genau das, wofür der StartGreen Award steht.

Welche Herausforderungen waren auf eurem Gründungsweg besonders prägend – und wie habt ihr sie gemeistert?

Jeder Gründungsweg ist voll von Hürden – und oft steht man täglich vor neuen. Für uns war der Übergang vom Start-up zur etablierten Organisation besonders entscheidend. In der Anfangsphase bringt man neue, spannende Produkte auf den Markt und optimiert sie laufend – Profitabilität steht zunächst nicht im Vordergrund. Doch irgendwann beginnt die Detailarbeit: Produkte müssen reifen, skalierbar und profitabel werden. Das ist der Realitätscheck. Bei uns hat dieser Schritt gut funktioniert – das war entscheidend.

Wie hat euch der StartGreen Award damals beeinflusst?

Solche Auszeichnungen sind in der sensiblen Anfangszeit eines Start-ups ein echter Gamechanger. Aus einer Idee wird ein anerkanntes Konzept – das wirkt nach außen wie nach innen. Medien, Partner und Investoren nehmen einen anders wahr. Gleichzeitig ist es ein riesiger Motivationsschub für das Team: Die Vision bekommt ein Gütesiegel, das Rückenwind gibt – auch für neue Ideen. Der StartGreen Award hat deshalb bis heute einen Ehrenplatz in unserem Büro im Allgäu.

Gab es durch die Teilnahme am Award oder später Anpassungen am Geschäftsmodell? Wie habt ihr auf Marktveränderungen reagiert?

Der Award fiel in eine Phase, in der wir gerade unsere sonnenCommunity eingeführt hatten – ein ganz neues Geschäftsmodell für die Branche. Schon damals war klar: Speicher und Eigenverbrauch allein reichen nicht, um die Energiewende zu stemmen. Unsere Stromnetze stoßen zunehmend an ihre Grenzen. Daraus entstand unser virtuelles Kraftwerk, das unsere Speicher vernetzt und so zur Netzstabilisierung beiträgt – und unseren Kunden zugleich zusätzliche Einnahmen ermöglicht. Eine echte Win-Win-Situation. Dieses Modell ist inzwischen ein zentraler Erfolgsfaktor für uns und stärkt unser Wachstum – auch international.

Wie wichtig waren externe Faktoren wie Finanzierung, Netzwerke oder Partnerschaften?

Extrem wichtig – und sie verstärken sich gegenseitig. Gerade in der Erneuerbaren-Branche spielen politische Rahmenbedingungen eine große Rolle. Sie können sich schnell ändern – das ist eine andere Dynamik als in vielen anderen Sektoren. Wer darauf vorbereitet ist, kann profitieren. In den letzten zwölf Monaten gab es z. B. viele neue Regelungen, die auf eine Entlastung der Netze abzielen. Das verändert bestehende Geschäftsmodelle – und schafft Raum für neue Lösungen. Genau hier braucht es smarte Technologien und flexible Anbieter. Wer das nicht mitdenkt, hat es schwer – für Start-ups ist es aber auch eine große Chance.

Was sind eure Pläne für die kommenden Jahre?

Wir haben beim Aufbau unseres virtuellen Kraftwerks über viele Jahre Pionierarbeit geleistet – und das zahlt sich nun aus. Heute wachsen wir nicht mehr nur im Speichergeschäft, sondern auch darüber hinaus. In den nächsten fünf Jahren wollen wir sehen, wie unsere Technologie noch mehr Menschen erreicht, neue Märkte erschließt – und so die Energiewende beschleunigt. Das ist es, was uns bei sonnen antreibt.

Wie wichtig war für euch die internationale Expansion? Wie seid ihr dabei vorgegangen?

Wir haben schon früh expandiert – 2015 etwa nach Italien und in die USA. Gerade in einem neuen Markt wie dem für Batteriespeicher war es wichtig, früh dabei zu sein. In den USA hat es ein paar Jahre gedauert, bis wir dort nennenswerte Erfolge hatten – heute sind wir dort mit unserem virtuellen Kraftwerk an der Innovationsspitze. Natürlich haben sich nicht alle Märkte wie erhofft entwickelt – aber das gehört dazu. Insgesamt war es strategisch richtig, international aktiv zu werden, besonders in einer stark regulierten Branche wie der unseren. So sind wir unabhängiger von einzelnen Märkten.

Habt ihr Tipps zur Finanzierung? Wie seid ihr an Kapital gekommen?

Das Thema Finanzierung ist sehr individuell – einfache Tipps gibt es da kaum. Für uns war ein Vorteil, dass unsere Gründer selbst in die Produktentwicklung investiert haben. So konnten sie nicht nur eine Idee präsentieren, sondern ein funktionierendes Produkt – inklusive Verkaufsnachweis. Das macht einen großen Unterschied. Trotzdem bleibt es harte Arbeit, die richtigen Investoren zu finden – vor allem die, die zur jeweiligen Phase passen. In Europa ist das Kapital knapper als in den USA, was ein Nachteil sein kann. Aber wer sich hier durchsetzt, hat oft ein besonders solides Fundament.

Was könnt ihr Menschen raten, die ein nachhaltiges Start-up gründen wollen?

Einfach loslegen! Perfektionismus oder Unsicherheit bringen einen nicht weiter – Herausforderungen kommen sowieso, meist unerwartet. Wichtig ist, flexibel zu bleiben und sich immer wieder anzupassen. Und vor allem: das Team. Es müssen nicht die größten Expertinnen und Experten sein – sondern die richtigen Menschen, die gemeinsam diesen Weg gehen wollen.

StartGreen ist das Online-Informations- und Vernetzungsportal des Borderstep Instituts für die grüne Gründungsszene in Deutschland. Hier informieren und vernetzen sich grüne Gründerinnen und Gründer, grüne Start-ups, grüne Investorinnen und Investoren und Finanzierende, nachhaltig orientierte Gründungszentren u.v.m. um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.

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