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Ackerpause im Interview: Gemüseanbau für mehr Wertschätzung für Natur und Lebensmittel

© Kathleen Gust

Ackerpause schafft mit ihren innovativen Konzepten für Urban Farming und Office Gardening gemeinschaftliche Gemüse-Erlebnisse für Nachbarschaften und Unternehmen. Damit wird es vom Essbare-Städte-Netzwerk (Edible Cities Network) im neuen Edible Cities Network Consulting Guidebook als Vorzeige-Initiative der essbaren Stadt hervorgehoben. StartGreen hat mit Julian Siegmann, Co-Gründer und -Geschäftsführer der Ackerpause (AckerCompany GmbH) gesprochen.

Was hat Euch dazu bewegt, das Angebot der Ackerpause zu entwickeln und welches Team steht hinter der Idee?

Die Ackerpause hat ihre Wurzeln in den gemeinnützigen Bildungsprogrammen des Acker e. V.

Unsere gemeinsame Vision unter dem Dach von Acker ist mehr Wertschätzung für Natur und Lebensmittel in der Gesellschaft. Neben den wirkungsvollen Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche in Schulen und Kitas haben wir uns daher schon früh überlegt, wie wir weitere Teile der Gesellschaft erreichen können.

So entstand die Idee der Ackerpause mit Bildungs- und Aktivierungsformaten für Erwachsene in ihrem Arbeits- und Wohnumfeld. Nach einer ersten Pilot- und Testphase wurde 2019 die AckerCompany GmbH gegründet. Im Fokus stehen Angebote rund um gesunde und nachhaltige Ernährung in Form von interaktiven Workshops, Präventionsangeboten (mit und ohne Office Gardening) sowie Umwelt- und Ernährungstagen.

Das Gründerteam der Ackerpause besteht aus mir und Dr. Christoph Schmitz. Er ist auch Gründer und Geschäftsführer des Acker e.V., bei dem ich seit 2016 ebenfalls als Co-Geschäftsführer tätig bin.

Was ist Eure Vision? Welchen positiven Beitrag wollt ihr für die Zukunft der Städte leisten?

Wir leben als vielfältige Gesellschaft in grünen urbanen Räumen, geprägt von einem positiven Miteinander und einer nachhaltigen Ernährung, die nicht nur gesund für uns, sondern auch für unseren Planeten ist. Dafür entwickeln wir nachhaltige Konzepte für gemeinschaftlichen Gemüseanbau – integrativ, inklusiv und generationenübergreifend – und bringen einzigartige Gemüse-Erlebnisse in Nachbarschaften, Unternehmen und Pflegeeinrichtungen.

Was ist Euer Geschäfts- bzw. Organisationsmodell?

Wir begeistern, motivieren und befähigen unsere Teilnehmenden durch interaktive Workshop-Formate und eine digitale Begleitung für eine nachhaltigere und gesündere Lebensweise. Mit unseren gemeinschaftlichen, erlebnis- und praxisorientierten Angeboten schlagen wir authentisch und wirkungsvoll die Brücke vom Acker auf den Teller und bewirken nachhaltige Verhaltensänderungen hin zu einer vorwiegend pflanzenbasierten, gesundheitsförderlichen Ernährungsweise – sowohl durch eigenen Gemüseanbau als auch umweltbewusstere Konsumentscheidungen. Dafür arbeiten wir eng mit unserem deutschlandweiten Netzwerk von Ackercoaches und Ernährungsexpert*innen zusammen, für die wir entsprechende Konzepte, Materialien, Briefings und Weiterbildungen bereitstellen.

Was waren die größten Herausforderungen auf Eurem Gründungsweg und wie habt ihr diese bewältigt?

Am 1. April 2019 haben wir die Ackerpause offiziell gegründet. Ich bin besonders stolz auf die Entwicklung sowie die erfolgreiche Etablierung unseres Office Gardening-Programms, das direkt zu Beginn der Corona-Krise in ein Home Office-Gardening-Programm umgewandelt werden musste. Diese Zeit war aus vielen Gründen besonders herausfordernd, aber wir sind am Ball geblieben, konnten sehr gut die Wirkung des Programms nachweisen und hatten sehr zufriedene Teilnehmende, mit denen wir im Rahmen des Programms wirkungsvoll die Brücke vom Acker auf den Teller geschlagen haben. Das hat uns sehr viel Rückenwind gegeben und im vergangenen Jahr haben bereits knapp 100 Unternehmen mit uns geackert.

Viele Initiativen der essbaren Stadt sehen sich mit Herausforderungen in Bezug auf die Finanzierung konfrontiert. Wie sah das bei Euch aus?

Finanzierung ist auch bei uns eine Herausforderung, da wir als Sozialunternehmen kein klassisches Exit-Szenario mit einem möglichen Faktor-10 als Return-on-Invest darstellen. Wir haben das Glück, tolle Impact-Investor*innen gefunden zu haben, die in unserer Mission ebenfalls ein langfristiges Engagement sehen.

Gibt es Partner oder Wegbegleitende, die für Eure Entwicklung wichtig waren? Welche Rolle haben Gründungsförderprogramme für Euch gespielt?

Als Teil der Acker-Gruppe konnten wir natürlich in vielerlei Hinsicht von starken Synergien mit dem Acker e.V. profitieren – insbesondere durch das deutschlandweite Netzwerk an Ackercoaches und den Erfahrungen aus dem Bereich der Umwelt- und Ernährungsbildung. Darüber hinaus waren die ersten Kunden, die uns ihr Vertrauen ausgesprochen haben, besonders wichtig, um mit diesen positiven Beispielen kommunizieren zu können. Für die Entwicklung unserer ersten App war die Förderung der DBU im Rahmen des Green Start-up-Förderprogramms ein entscheidender Faktor.

Was ist für die Zukunft der Ackerpause geplant?

Wir wollen auch in Zukunft die Wertschätzung für die Natur und für Lebensmittel in Verbindung mit einer gesundheitsförderlichen Lebensweise vermitteln. Dazu haben wir im vergangenen Jahr neue Angebote entwickelt, die noch stärker die Brücke vom Acker auf den Teller schlagen und auf die Stärkung einer nachhaltigen Ernährungskompetenz abzielen. Damit ist gemeint, dass die Teilnehmenden in Form von Workshops, Kursen oder Gesundheitstagen lernen, ihren Ernährungsalltag genussvoll, gesund und planetenfreundlich zu gestalten.

Nach einem ersten erfolgreichen dreijährigen Pilotprojekt in Berlin wollen wir außerdem den gemeinsamen Gemüseanbau künftig bundesweit in Pflegeeinrichtungen bringen. Mit gemeinsamen Aktivitäten rund ums Gärtnern wollen wir dort zu mehr Abwechslung, Teilhabe und Lebensqualität im Pflegealltag beitragen.

Auch in Gewerbegebieten und im öffentlichen Raum wollen wir zukünftig verstärkt Begegnungsorte schaffen und das Bewusstsein der Menschen für das eigene Wohnumfeld und die Umwelt schärfen.

Welchen Tipp würdet ihr angehenden Gründerinnen und Gründern der essbaren Stadt mitgeben?

Es gibt immer mehr als einen Weg, um an ein Ziel zu kommen, und meistens finden sich auf der Suche nach einem Weg unverhofft Mitstreiter*innen, mit denen das Ziel gemeinsam einfacher erreicht werden kann. Es ist wichtig, die Zielgruppe und ihre Bedürfnisse sowie die Wirkung und den Nutzen immer im Auge zu behalten, nicht nur zu Beginn.

Mehr Infos zur Ackerpause gibt es im Edible Cities Network Consulting Guidebook: https://ediblecitiesnetwork.com/resource/275

Ackerpause: https://www.acker.co/ackerpause

Edible Cities Network: https://ediblecitiesnetwork.com/

StartGreen ist das Online-Informations- und Vernetzungsportal für die grüne Gründungsszene in Deutschland. Hier informiert und vernetzt sich die grüne Gründungsszene (grüne Gründerinnen und Gründer, grüne Start-ups, grüne Investorinnen und Investoren und Finanzierende, nachhaltig orientierte Gründungszentren u.v.m.) um ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen.

Dieses Projekt wurde gefördert durch
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